Fisch gilt als gesund und ist als Alternative zum Fleisch beliebt. Doch angesichts der drastischen Überfischung vieler Bestände ist beim verantwortungsvollen Einkauf ein kritischer Blick aufs Etikett sinnvoll. Bisher allerdings war beim Fisch längst nicht immer das drin, was draufstand: Frühere Tests mit Hilfe von DNA-Analysen ergaben bis zu zehn Prozent falsch etikettierte Fischprodukte.
Bisher umfangreichster Fischtest
Jetzt gibt es dazu neue Ergebnisse: In einer bundesweiten dreiwöchigen Kampagne haben Kinder und Jugendliche während der „#fischdetektive challenge“ insgesamt 647 Fischproben aus ganz Deutschland gesammelt – sowohl aus Supermärkte wie auch aus Restaurants. „Aus den Proben konnten wir in 468 Fällen einen genetischen Barcode, eine Art genetischen Flossenabdruck, gewinnen und so die Identität der Fische überprüfen“, erläutert Projektkoordinatorin Anna Bockelmann vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.
Die neue Studie ist damit so umfassend wie kein vorheriger Test: „Damit besitzen wir nun erstmalig eine solide Datenbasis zum Thema Fehletikettierung in Deutschland“, so Bockelmann. „Wir erhielten Proben aus ganz Deutschland, was die Ergebnisse sehr repräsentativ macht.“ Die einzigen früheren Tests dieser Art beinhalteten nur Fischprodukte in Norddeutschland.
Fünf Prozent schwarze Schafe
Die gute Nachricht: Beim größten Teil der Fische stimmte die im Handel angegebene Fischart mit dem genetischen Barcode überein. Nur bei 24 Proben – das entspricht fünf Prozent der Fische – war dies nicht der Fall, wie die Forscher berichten. Unter den Etikettensündern fanden die Forscher neun Fälle, bei denen wahrscheinlich absichtlich falsche Angaben gemacht wurden. In sechs Fällen versprach das Etikett eine teure Fischart, obwohl in der Packung eine preiswertere steckte. Bei drei weiteren Proben wurden atlantische durch pazifische Arten ersetzt.
Die im Vergleich zu früheren Studien niedrigere Schummelrate erscheint auf den ersten Blick erfreulich, muss aber nicht bedeuten, dass die Fischindustrie ehrlicher geworden ist, wie die Forscher betonen. Denn die #fischdetektive hatten unverarbeiteten Fisch untersucht – und damit Fischprodukte, bei denen Falschetikettierungen eher auffallen als bei stark verarbeiteten Fischprodukten. „Um Studien miteinander vergleichen zu können, muss sehr genau auf die Untersuchungsbasis geschaut werden, sonst vergleichen wir Äpfel mit Birnen“, erläutert Thorsten Reusch vom GEOMAR.
Ein nächster Schritt wäre eine Verfeinerung der genetischen Methodik, um nicht nur die Fischart, sondern auch die genaue Herkunft der Speisefische bestimmen zu können. „Denn nur so lässt sich abschließend beurteilen, ob der Fisch auf unserem Tisch aus einem nicht bedrohten Bestand stammt“, sagt Reusch.
Quelle: GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel