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Fischen nach falschen Hormonen

Neue Klärtechnologie für Chemikalien

Fischen nach falschen Hormonen
Sie verschmutzen die Umwelt und gaukeln dem Körper vor, sie seien Botenstoffe – und gefährden dadurch insbesondere die Fortpflanzung von Mensch und Tier. Norwegische Forscher haben eine neue Methode entwickelt, um diese falschen Hormone unschädlich zu machen.

Im SINTEF-Labor in Trondheim haben Wissenschaftler jetzt ihm Rahmen eines EU-Projektes eine Methode entwickelt, um diese falschen Hormone aus dem Wasser zu fischen. Denn obwohl die Partikel keine echten Hormone sind, können sie den Stoffwechsel von Menschen und Tieren gewaltig durcheinander bringen. Besonders betroffen ist die Fortpflanzung, denn die Stoffe ähneln in erster Linie den Sexualhormonen Testosteron und Östrogen. „Das Problem ist, dass die falschen Hormone perfekt auf einige Rezeptoren im Körper passen, insbesondere auf die in den Fortpflanzungsorgangen“, erklärt der Chemiker Per Stenstad. „Sobald sie dort angedockt haben, blocken sie den Rezeptor für echte Hormone, die der Körper braucht.“ Wie ein Puzzleteil an der falschen Stelle, das den gesamten Weiterbau blockiert. Missbildungen und Unfruchtbarkeit können die Folge sein.

Köder für Hormonimitate

Um diese Nachahmer aus dem Verkehr zu ziehen, haben sich die Wissenschaftler um Stenstad eine Art Köder einfallen lassen: ein Molekül, dass die Hormonattrappen anzieht, und sie dann in harmlose Einzelbestandteile zerlegt. Um mit möglichst wenig Material eine möglichst große Wirkung zu erzielen, sind diese Köder-Partikel extrem porös. Nur zehn Gramm haben zusammen eine Oberfläche von der Größe eines Footballfeldes. Auf dieser Oberfläche haftet ein Enzym, dass die hormonähnlichen Stoffe zersetzt, ohne dabei selbst verbraucht zu werden. „Wir packen die Partikel in einen Art Korb, durch den das Abwasser fließt“, so Stenstad. „Da die Enzyme fest mit mit ihnen verbunden sind, werden sie nicht weggespült und bleiben über eine lange Zeit wirksam.

Bisher wurde diese Technik in einer ersten Pilotanlage getestet – mit sehr guten Ergebnissen. Jetzt versuchen die Wissenschaftler aus Trondheim, ihre Filterpartikel in die Abwassersysteme zu bringen. Als nächstes großes Testgebiet könnten die vielen norwegischen Lachsfarmen dienen, denen die Verunreinigung des Wassers große Probleme bereitet. Ein weiterer Vorteil der Technologie sei, so Stenstad, dass die Partikel verhältnismäßig leicht und kostengünstig auch in großen Mengen herstellbar seien. Und noch dazu sind sie vielseitig einsetzbar: „Die Methode könnte auch benutzt werden, um CO2 abzufangen“, sagt Per Stenstad. „Wir hoffen, dass diese Tatsache noch mehr Leute dazu anregt, unseren Ansatz zu übernehmen.“

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Quelle: Gemini.no/ SINTEF

Foto: Thor Nielsen

Thor Nielsen.
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© natur.de – Edith Luschmann
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