Der internationalen Schifffahrt haben sie ihre Weltkarriere zu verdanken: Mit Ballastwasser gelangten die Schwarzmeergrundeln von ihrer ursprünglichen Heimat im Schwarzen und Kaspischen Meer in viele Bereiche Mitteleuropas und Nordamerikas. Es handelt sich eigentlich um eine Gruppe von fünf unterschiedlichen Arten mit erstaunlicher Anpassungsfähigkeit: Sie können sowohl im Süß- als auch im Brackwasser leben.
Früherkennung wichtig
Haben sie sich in ihren neuen Lebensräumen einmal etabliert, entwickeln sich die Grundeln schnell zur Plage – sie dominieren dann schon bald den Grund der Gewässer und bedrohen damit die ursprünglichen Ökosysteme. Die „erfolgreichste“ Art – Neogobius melanostomus – wird unter den 100 schlimmsten invasiven Arten Europas gelistet. Viele Nord- und Ostseebereiche sowie deutsche Flüsse sind bereits betroffen. Auch im Rhein tummeln sich die Problem-Fische bereits – im Raum Basel dominieren sie den Gewässergrund schon deutlich. Über das Kraftwerk Rheinfelden hinaus nach Westensind sie allerdings bisher noch nicht vorgestoßen – vermutlich ist das aber nur eine Frage der Zeit.
Aus diesem Grund wäre Früherkennung wichtig, um noch rechtzeitig Eindämmungsbemühungen einleiten zu können. Aktuelle Methoden des Fischmonitorings sind allerdings nicht geeignet, die Ausbreitung der Schwarzmeergrundeln zu erfassen – sie sind arbeitsintensiv und zu wenig empfindlich. Forscher der Universität Basel haben deshalb nun einen Test entwickelt, mit dem sich die Fische in fließenden oder stehenden Gewässern anhand von Wasserproben nachweisen lassen.
Das Erbgut im Wasser verrät den Invasionsbeginnn
Es handelt sich dabei um ein genetisches Verfahren: Die DNA der Fische gelangt über den Kot oder ihre Schuppen ins Wasser, wo sie die Strömung verteilt. Im Labor kann diese „environmental DNA“ aus dem Wasser isoliert und mit entsprechenden Tests nachgewiesen werden. Die Forscher haben dazu nun einen spezifischen Test entwickelt, der ausschließlich auf die Erbsubstanz der Schwarzmeergrundeln reagiert, auf einheimische Fischarten jedoch nicht.
Das Verfahren ist weniger zeit- und kostenintensiv als Probebefischungen und auch ungeschulte Helfer können Proben nehmen, erklären die Forscher. Die Methode stellt auch keine Belastung für die Fischfauna dar und kann deshalb in Schutzzonen und Brutgebieten eingesetzt werden.
„Unser Test ist einer der ersten Ansätze dieser Art, der in einem Fließgewässer eine spezifische Fischart gezielt und erfolgreich nachweisen kann“, sagt Irene Adrian-Kalchhauser von der Universität Basel. „Wir hoffen, dass unsere Studie dazu beiträgt, environmental DNA als Standardmethode im europäischen Gewässermanagement zu etablieren“. Ob dies den Siegeszug der Schwarzmeergrundeln allerdings tatsächlich bremsen kann, bleibt fraglich.
Quelle: Universität Basel