Gerade Biologen begegnen bei ihrer Arbeit oft beeindruckenden, skurrilen oder auch einfach interessanten Phänomenen der Natur. Sie illustrieren, wie Tiere und Pflanzen sich in ihrer Umwelt behaupten und welche oft raffinierten Tricks sie entwickelt haben, um sich gegen Fressfeinde, Konkurrenz oder ungünstige Bedingungen zu wappnen. Mit seinem Fotowettbewerb möchte das Fachmagazin BMC Ecology Ökologen die Chance geben, diese Erfahrungen zu teilen.
Die Fotos stammen alle von Wissenschaftlern und wurden größtenteils während ihrer Feldstudien aufgenommen. Bewertet wurden die 127 Einsendungen ebenfalls von Forschern. „Deshalb sind unsere Gewinnerbilder nicht nur wegen der technischen Qualität und Schönheit der Aufnahmen, sondern auch wegen der wissenschaftlichen Geschichte dahinter ausgewählt worden“, erklärt Chris Foote von BMC Ecology.
Schildkröten, Seeschwalben und ein relaxter Koala
Gekürt wurden die Fotos in fünf Kategorien: Lebensgemeinschaften, Verhaltensökologie, Biodiversität und Artenschutz, Landschaftsökologie und Ökosysteme sowie Population und Makroökologie. Es gibt aber auch einen Gesamtgewinner. Dieses Foto zeigt Südamerikanische Riesenschildkröten im Cantao-Naturpark in Brasilien aus ungewohnter Perspektive: direkt von oben. Dadurch bilden die Panzer fast ein abstraktes Muster. „Dieses Bild ist technisch fundiert und reich an wunderbaren Geometrien“, sagt Juror Chris Darimont.
Zu den ausgezeichneten Aufnahmen gehören auch ein sehr entspannt auf einem Ast ruhender Koala als Beispiel für eine beliebte, aber bedrohte Art. Außerdem ein Pärchen von Küstenseeschwalben, das in einer Schaufel brütet – in perfekter Anpassung an menschengemachte Gelegenheiten. Ebenfalls platziert ist ein Foto des „letzten Drachen von Andalusien“ – eines Chamäleons, das in einer Obstplantage sitzt. Diese Tiere sind in Spanien wegen des Verlusts ihres Lebensraums stark bedroht.
Ein gut getarnter Oktopus
Als „Editor’s Pick“ machte das Foto eines scheinbar leeren, unbewohnten Korallenriffs das Rennen. „In diesem Riff scheint es kein tierisches Leben zu geben – bis man den Oktopus bemerkt, der in voller Sicht und trotzdem verborgen auf dem Riff sitzt“, sagt Dominique Mazzi von BMC Ecology. „Sie finden ihn nicht? Suchen Sie einfach nach einem Auge, ziemlich genau in der Mitte des Bildes.“
Perfekt getarnt: Dieser Oktopus sitzt völlig offen da, ist aber auf dem Korallenriff dennoch kaum zu erkennen. (Foto: Michelle Achlatis/BMC Ecology, CC-by-sa 4.0)
Oktopusse sind dafür bekannt, sich besonders gut an ihre Umgebung anpassen zu können. Spezielle Farbzellen in ihrer Haut, die sogenannten Chromatophoren, ermöglichen es den Tintenfischen, die Färbung ihrer Umgebung täuschend echt nachzuahmen – und so optisch mit dem Untergrund zu verschmelzen. Einige imitieren sogar Fische, indem sie ihre Haltung an deren Form anpassen.
Vierbund und wachsame Ameise
Ebenfalls nicht auf den ersten Blick sichtbar sind die vier Arten auf dem Foto, das den zweiten Platz der Gesamtwertung erhielt – als perfekte Illustration der komplexen Wechselbeziehungen verschiedener Arten. Auf einer Pflanze sitzt eine Biene, um Pollen zu sammeln. Doch getarnt als Blüte lauert dort schon eine weiße Krabbenspinne auf Beute. Diese riskante Situation nutzt wiederum eine parasitische Fliege aus, die gerade unbemerkt auf dem Rücken der Biene gelandet ist.
In der Kategorie Verhaltensökologie gewann das Foto einer auf einem Blatt aufgerichteten Ameise der Gattung Ectatomma, das Mailis Huguin in Französisch-Guyana machte. „Diese Ameise steht in Hab-Acht-Stellung mit einer Entschlossenheit, die zu sagen scheint, dass dieses Blatt für sie das Wichtigste in der ganzen Welt ist“, kommentiert Mazzi. Juror Darimont ergänzt: „Diese Ameise erscheint territorial, gleichzeitig aber scheint sie zu sagen: ‚Ich bin ein Individuum und ich zähle auch!‘ – was fast schon komisch ist, weil diese Ameise sehr wahrscheinlich nur ein winziger Teil einer großen sozialen Gruppe ist.“
Quelle: BioMed Central