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Fremde Natur

Report enthüllt erschreckende Lücken im Naturwissen von Jugendlichen

Fremde Natur
Naturteen
Vielen Jugendlichen sind Wald und Natur inzwischen eher fremd. (Foto: StockPhotoPro/Fotolia)
Die Sonne geht im Norden auf und Mangos wachsen bei uns im Wald: Wenn es um die Natur geht, stehen die Jugendlichen von heute größtenteils auf dem Schlauch, wie der Jugendreport Natur 2016 enthüllt. Er dokumentiert eine zunehmende Entfremdung von der Natur.

Computerspiele statt Spielen im Wald, Supermarkt statt Selberernten: Für heutige Schulkinder und Jugendliche spielt die Natur kaum noch eine Rolle. Ihre Lebenswelt ist stärker von Technik als von Natur geprägt. Unter anderem deshalb befürchten Forscher schon seit längerem eine zunehmende Entfremdung von der Natur.

Naturwissen konkret erfragt

Ob das wirklich stimmt und wie es in diesem Zusammenhang mit den Jugendlichen in Deutschland aussieht, haben Forscher nun für den Jugendreport Natur 2016 ermittelt. Sie befragten dafür 1.253 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen sechs und neun in Nordrhein-Westfalen. Die Fragen zielten auf das Alltagswissen der Jugendlichen in puncto Natur, erfassten aber auch die Häufigkeit und Art ihres Kontakts mit der Natur, beispielsweise durch Waldspaziergänge oder Ferien auf dem Land.

Das Ergebnis ist eher erschreckend: Den Schulkindern mangelt es oft selbst an elementarstem Wissen über Naturphänomene. Nach der Himmelsrichtung des Sonnenaufganges gefragt, konnte beispielsweise nur jeder dritte Schüler die korrekte Antwort „Ost“ nennen. Im Jahr 2010 lagen noch 59 Prozent richtig. Auf die Frage, wie viele Eier ein Huhn am Tag legen kann, wussten nur 19 Prozent der Jugendlichen die richtige Antwort – ein Ei. Nur gut ein Drittel der Kinder konnte zudem drei heimische Getreidesorten korrekt benennen.

Waldfrüchte – Fehlanzeige

Danach gefragt, welche essbaren Früchte bei uns im Wald wachsen, fiel 24 Prozent der Jugendlichen keine einzige Frucht ein. Andere vermuteten Bananen, Mangos und andere Exoten unter den heimischen Waldfrüchten. Nur zwölf Prozent der Jugendlichen konnten drei Früchte korrekt benennen, immerhin jeweils knapp ein Drittel der Kinder kam auf eine oder zwei Früchte.

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„Das Ergebnis ist in vielerlei Hinsicht erschreckend: Einerseits scheinen viele Kinder und Jugendliche nicht zu wissen, welche essbaren Früchte im Wald wachsen“, konstatieren die Autoren des Reports. „Zum anderen gehen nicht wenige davon aus, dass Früchte, die es im Supermarkt gibt, einfach im Wald gesammelt werden können.“

Landkinder sind fitter

Ein wenig besser sah es dagegen bei der Kenntnis über Tiere im Wald aus – hier fielen den Kindern immerhin Wildschweine, Füchse und Wölfe ein. Danach gefragt, wie die Jungen der Wildschweine heißen, kannten allerdings nur sieben Prozent den Begriff „Frischling“. Das Ferkel als das Kind des Hausschweins nannten dagegen 65 Prozent.

Die Forscher sehen in diesem Nichtwissen einen engen Zusammenhang zum Stadtleben und zu einer naturfernen Freizeitgestaltung. Wie die Befragung ergab, haben Jugendliche, die viel im Wald unterwegs sind oder auf dem Land leben, eine engere Beziehung zur Natur. „Ihr Naturwissen ist erheblich konkreter, authentischer“, erklären die Autoren. So konnten gut 70 Prozent der Landkinder immerhin noch zwei oder drei heimische Getreidearten nennen, bei den Stadtkindern waren es nur gut 50 Prozent.

Naturverklärung verbreitet

Interessanterweise neigen aber auch Kinder, die naturfern aufwachsen, zu einem durchaus verklärten Naturbild. Fast drei Viertel der Jugendlichen bejahte die pauschale Aussage: „Was natürlich ist, ist gut“. Und 77 Prozent waren der Ansicht, dass Tiere die gleichen Lebensrechte besitzen wie Menschen. Immerhin noch die Hälfte der Kinder stimmte der Aussage zu: „Bäume haben eine Seele“.

„Das unterstreicht den Eindruck, dass es sich beim „Bambi-Syndrom“ um einen relativ isolierten Bestandteil des Naturbildes handelt“, sagen die Forscher. „Statistisch gesehen steht es in keinem nennenswerten Zusammenhang mit dem abgefragten Naturwissen oder auch der Naturerfahrung der Jugendlichen.“

Quelle: natursoziologie.de/ 7. Jugendreport Natur 2016. Erste Ergebnisse des Reports zum Herunterladen

© natur.de – Nadja Podbregar
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