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Frisst der Klimawandel den Humus?

Bedrohte Böden

Frisst der Klimawandel den Humus?
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Er sorgt für saftigen, lockeren Mutterboden: Humus ist ein Schlüsselfaktor der Bodenfruchtbarkeit. Doch offenbar lässt der Klimawandel das kostbare Biomaterial nun aus den landwirtschaftlich genutzten Böden schwinden, berichten Forscher.

Ohne sein organisches Element wäre Boden letztlich nur verwittertes Gestein: Der Humus-Anteil entsteht aus abgestorbenen Lebewesen – größtenteils aus Pflanzenresten, die von Bodenorganismen nach und nach zerlegt werden. Für die Bodenfruchtbarkeit spielt Humus eine entscheidende Rolle: Er sorgt für eine langsame Freisetzung von Pflanzennährstoffen, bindet Wasser, macht den Boden locker und absorbiert Schadstoffe. Humus bildet damit eine Grundlage für die landwirtschaftlichen Erträge – schwinden die Vorräte im Ackerboden, sind Einbußen die Folge.

Sinkende Erträge schaffen einen Teufelskreis

Bisher erwartete man sich vom Klimawandel sogar einen positiven Effekt auf die Humsgehalte im Boden. Doch nun sagen Wissenschaftler der Technischen Universität München, dass wohl eher das Gegenteil der Fall ist. Der Hauptgrund dafür: Bei den drei wichtigsten Getreidesorten Weizen, Gerste und Mais stagnieren die Erträge in Mittel- und Nordeuropa seit nunmehr 20 Jahren.

„Da es einen starken Zusammenhang zwischen Ernteerträgen und dem Eintrag organischer Substanz in den Boden gibt, muss sich der Stillstand der Ernteerträge auch auf die Humusvorräte der Böden auswirken“, sagt Wiesmeier von der TU München – „vor allem vor dem Hintergrund einer konstanten Temperaturerhöhung.“ Da es durch steigende Temperaturen zu einem verstärkten Humusabbau kommt, gleichzeitig aber die Nachlieferung organischer Substanz stagniert, „muss man langfristig mit einem Humusschwund rechnen“, folgert er.

Den Forschern zufolge liegt die Stagnation bei den Erträgen neben Effekten der EU-Agrarpolitik wahrscheinlich ebenfalls zu einem erheblichen Anteil am Klimawandel: Wie auch der Sommer 2015 erneut gezeigt hat, liegen die Temperaturen immer häufiger über dem Optimum des Pflanzenwachstums. Dazu kommen mehr Dürrephasen und eine Verschiebung der Vegetationsperiode. „All das führt zwangsläufig zu einer stagnierenden Biomasseproduktion der Kulturen und zu weniger Eintrag von organischem Material in den Boden“, sagt Wiesmeier. Seit den 80er-Jahren sind zudem die Viehbestände in Europa stark gesunken. „Die Ausbringung von organischem Dünger, einer weiteren wichtigen Eintragsquelle für organische Substanz, ist daher ebenfalls rückläufig“, ergänzt der Wissenschaftler.

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Maßnahmen zum Humusaufbau sind gefragt

Ihm und seinen Kollegen zufolge zeichnen sich die Effekte auch bereits ab: In den vergangenen Jahren ist bei nahezu allen EU-Länder, die von einer Stagnation der Erträge betroffen sind, Anzeichen für einen Humusschwund in den Ackerböden zu verzeichnen. „Entwickelt sich das so weiter, dann könnte das die Bodenfruchtbarkeit und Wasserspeicherkapazität negativ beeinflussen“, folgert Bodenkundler Wiesmeier – „was letztendlich zu schlechteren Ernten führen könnte – ein Teufelskreis.“

Den Forschern zufolge seien deshalb nun verstärkte Maßnahmen zum Humusaufbau in der Landwirtschaft gefragt: „Hierzu zählen die Diversifizierung der Fruchtfolge, die Gründüngung und Winterbegrünung zur Erosionsminderung, eine optimierte Bodenbearbeitung, der ökologische Landbau, die Agroforstwirtschaft sowie das Belassen von Ernterückständen auf den Feldern“, erklärt Hübner. Er und seine Kollegen fordern außerdem eine genauere Untersuchung der Problematik, die mehrere Forschungszweige mit einbezieht. „Ein Fachgebiet alleine kann das Problem nicht lösen“, so die Forscher.

Quelle: Technische Universität München

© natur.de – Martin Vieweg
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