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GPS-System soll vor Löwen warnen

Schutz durch SMS-Alarm

GPS-System soll vor Löwen warnen
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Knapp 70 Löwen leben heute noch an der nördlichen Grenze des Okavango-Deltas.  (Foto: Universität Siegen)
Löwen nehmen auch problematische Beutetiere ins Visier: Das Vieh der afrikanischen Bauern. Um Konflikte zu vermeiden und somit zum Schutz der Raubtiere beizutragen, entwickeln Forscher momentan ein raffiniertes Löwen-Warnsystem.

Ein gerissenes Rind – für afrikanische Viehalter ist das ein schlimmer Verlust. Deshalb ergreifen sie teils drastische Maßnahmen: Löwen werden erschossen oder vergiftet. Vor allem im Norden des Okavango-Deltas in Botswana schwelt dieser Tier-Mensch-Konflikt. Hier treffen die Löwen des Naturreservats auf die teils frei umherlaufenden Rinderherden der lokalen Bevölkerung. In den letzten anderthalb Jahren wurden hier mehr als hundert Fälle von Angriffen gemeldet. Die Eskalation des Konflikts wollen Wissenschaftler der Universität Siegen nun mit moderner Technik eindämmen: Sie arbeiten an einem weltweit einzigartigen Frühwarnsystem, das die Einwohner alarmiert, wenn Löwen ihnen oder ihren Rindern zu nahekommen.

Virtuelle Zäune

Es handelt sich um ein sogenanntes dynamisches Geofence-System. Das Konzept: Einzelne Mitglieder von Löwenrudeln werden mit GPS-Sendern ausgestattet, um die Gruppen lokalisieren zu können. Ebenso bekommen die Leitkühe der Rinderherden ein solches Gerät verpasst. „Anhand der Daten sehen wir, bis wohin sich die Tiere jeweils bewegen und können eine kritische Linie festlegen, an der entlang Begegnungen wahrscheinlich sind. Dieser Geofence ist dynamisch und passt sich automatisch an die Bewegungen der Tiere an“, erklärt Helmut Hauptmeier von der Universität Siegen.

Zusätzlich möchten die Wissenschaftler auch virtuelle Zäune um die Dörfer ziehen. Kommen die Löwen diesen Grenzen oder den Herden zu nahe, soll per SMS ein Alarm direkt an die Bewohner, beziehungsweise die Rinderhalter gesendet werden. Sie können die Räuber dann vertreiben oder ihr Vieh in Sicherheit bringen.

In den vergangenen Monaten haben die Biologen bereits einige Löwen-Rudel mit GPS-Sendern ausgestattet. Dazu wird jeweils ein Tier des Rudels betäubt und bekommt das Halsband umgelegt. „Für die Tiere ist das ungefährlich“, versichert Hauptmeier. „Die GPS-Halsbänder stören sie nicht. Alle zwei Stunden senden sie über Satellit ein Signal, das den Aufenthaltsort der Löwen verrät. Ist die Batterie des Senders nach etwa drei Jahren leer, fällt das Halsband von alleine ab.“

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Das Ziel: Friedliche Co-Existenz

In Interviews und Workshops gehen die Forscher momentan auch der Frage nach, wie die Bewohner entlang des Deltas in ihrem Alltag mit Technik – beispielsweise Handys – umgehen. „Wir müssen eine Technik entwickeln, die für die Menschen vor Ort auch nutzbar ist“, betont Hauptmeier. „Deshalb entwickeln wir das System zusammen mit den künftigen Nutzern weiter und passen es ihren Bedürfnissen an“, ergänzt sein Kollge Konstantin Aal.

Im Juli soll bereits ein erster Prototyp des neuen Warnsystems zur Verfügung stehen und bis zum Jahresende soll das technisch weiterentwickelte Löwen-Warnsystem dann voll einsatzbereit sein. „Es geht uns darum, die Balance zwischen Menschen und Löwen wiederherzustellen und eine friedliche Co-Existenz zu ermöglichen“, resümiert Aal.

Den Forschern zufolge könnte das dynamische Geofence-System mit relativ geringem Aufwand auch auf andere Situationen und Gebiete übertragen werden. So könnte die Technik etwa zum Schutz der Schneeleoparden in Kasachstan oder der Wölfe im und um den amerikanischen Yellow Stone-Nationalpark beitragen, hoffen die Wissenschaftler.

Quelle: Universität Siegen

© natur.de – Martin Vieweg
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