Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 8,90€/Monat!
Startseite »

Geben Herpesviren gestressten Korallen den Rest?

Korallensterben

Geben Herpesviren gestressten Korallen den Rest?
Fotolia_82448902_XS.jpg
Für die gesunde Farbenpracht von Korallen sind symbiontische Algen verantwortlich. (Foto: Brian Kinney/fotolia.com)
Neben der Klimaerwärmung als Grundursache könnten am weltweiten Korallensterben auch Viren beteiligt sein, legt eine Studie nahe: Ein Biologenteam hat in von der Korallenbleiche betroffenen Riffen einen starken Befall von Herpes- und anderen Viren-Arten festgestellt.

Die Korallenbestände der Welt sind extrem bedroht: Erneut zeichnete sich im vergangenen Jahr eine starke Welle der sogenannten Korallenbleiche ab, die noch weiter anhält. Bei diesem Effekt verlieren die Korallenpolypen ihre Symbiosepartner – oft mit tödlichem Ausgang. Die bizarren Kalkgerüste sind das Werk von Myriaden einzelner Korallenpolypen, die in kleinen Röhren auf der Oberfläche der Korallenäste sitzen. Viele Korallenarten ernähren sich in erster Linie durch eine Partnerschaft mit Algen. Die Einzeller leben im Körper der Nesseltiere und gewinnen dort aus Sonnenlicht Energie. Von den gebildeten Kohlenstoffverbindungen geben sie den Polypen etwas ab und bekommen von ihnen im Gegenzug, was sie zum Leben brauchen.

Die Algen-Partner der Korallen sind betroffen

Bei der sogenannten Korallenbleiche, die intensiv zum Rückgang der weltweiten Korallenbestände beiträgt, verlassen die Algen zunehmend die Korallenpolypen, bis diese schließlich absterben. Als grundsätzlicher Auslöser dieses Effekts gilt Stress, darunter vor allem eine zu hohe Wassertemperatur, als Folge des Klimawandels. Doch noch immer gibt es offene Fragen zu den Ursachen der Korallenbleiche. Die aktuelle Studie gibt nun Hinweise darauf, dass unter ungünstigen Umweltbedingungen die Algen für Virusinfektionen anfällig werden, was letztlich zur Korallenbleiche beiträgt.

Die Vermutungen der Forscher um Adrienne Correa von der Rice University in Houston basieren auf Untersuchungsergebnissen aus dem Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens. Viren sind grundsätzlich nichts Ungewöhnliches in einem Riff, betonen sie. Es ist bekannt, dass sie Korallen befallen können. Doch die Forscher stellten bei ihren Untersuchungen Viruskonzentrationen fest, die völlig aus dem Rahmen zu fallen schienen.

Als durch ungewöhnlich hohe Wassertemperaturen in einem bestimmten Riffbereich die Korallenbleiche einsetzte, stellten die Forscher zeitgleich einen Anstieg der Viruslast um das Zwei- bis Vierfache fest. Es handelte sich dabei um unterschiedliche Arten, aber vor allem um Viren, die zur Gruppe der Herpesviren gehören. Sie sind bei vielen unterschiedlichen Lebewesen als Krankheitserreger bekannt. Beim Menschen führt eine bestimmte Form beispielsweise zu den berüchtigten Bläschen an der Lippe.

Anzeige

Die Meereserwärmung bleibt die maßgebliche Ursache

„Es wurde klar, dass die Bedingungen für die Korallen kritisch wurden, dann setzte die Bleiche ein und gleichzeitig stellten wir die starke Zunahme der Virenlast fest – alles innerhalb von wenigen Tagen“, fasst Correa das Ergebnis zusammen. Ihr zufolge legt dies nahe, dass die Viren eine Rolle bei der Korallenbleiche gespielt haben. „Wenn dies zutrifft, würde das ein ganz neues Licht auf den Prozess werfen“, so die Meeresbiologin.

Sie und ihre Kollegen wollen dieser Spur nun weiter nachgehen. Das große Ziel ist es, die Ursachen des Rückgangs der Korallenbestände überall auf der Welt besser zu verstehen. Das Grundproblem scheint aber weiterhin klar: Nur gestresste Korallen sind anfällig – die Machenschaften der Menschheit sind dafür letztlich verantwortlich.

Quelle: Rice University

© natur.de – Martin Vieweg
Anzeige
natur | Aktuelles Heft
Reizvolle Regionen
Aktueller Buchtipp

Anzeige
Grünstoff – der Medientipp des Monats
Serie: Hervorragend – Junge Menschen und ihr Engagement
Wissenschaftslexikon

Nord|see|gar|ne|le  〈f. 19; Zool.〉 Garnele der Nord– u. Ostsee: Crangon crangon

hoch|not|pein|lich  〈Adj.; MA〉 ~es Gericht = Halsgericht

Te|lo|me|ra|se  〈f. 19; Biochem.〉 Enzym, das bei der Zellteilung bewirkt, dass an das Ende von Chromosomen wieder Teile der DNA, die Telomere, angefügt werden [<grch. telos … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige