Für ihre Studie haben die Wissenschaftler systematisch das Fluchtverhalten von 66 Eidechsenarten von fünf Kontinenten und Inseln im Atlantik, Pazifik, der Karibik und dem Mittelmeer ausgewertet. Die entsprechenden Informationen gingen aus früheren Veröffentlichungen zu diesen Spezies hervor.
Insel-Echsen kennen kaum Gefahren
Durch Vergleiche und statistische Auswertungen konnten Garland und seine Kollegen den Insel-Effekt bei der Fluchtdistanz von Eidechsen tatsächlich nachweisen. Sie stellten dabei sogar einen graduellen Faktor fest: Je weiter eine Insel sich vom Festland entfernt befindet und entsprechend weniger Fressfeinde besitzt, desto näher lassen die dortigen Eidechsenarten Forscher an sich herankommen. “Die Annahme von Darwin und anderen Wissenschaftlern, dass Tiere von Inseln ihre Fluchtdistanz verringert haben, ließ sich also im Fall der Eidechsen bestätigen”, resümiert Garland.
Doch was ist eigentlich der Vorteil der verminderten Scheu – was war der treibende Faktor hinter dem Schwund der Fluchtdistanz? Die Tiere sparten dadurch Energie, erklärt Garland: Die natürliche Auslese bei Lebensräumen ohne oder mit nur wenigen Räubern bevorzugt Individuen, die nicht Zeit und Energie mit sinnlosem Fluchtverhalten verschwenden. Außerdem könnten Tiere, die sich leicht von Nahrungsquellen vertreiben ließen, im Überlebenskampf auf Inseln benachteiligt gewesen sein und haben deshalb weniger Nachkommen hinterlassen, vermutet der Biologe.
Martin Vieweg
Quelle: ProcRoySoc B, doi: 10.1098/rspb.2013.3019
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