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Goffin-Kakadus begreifen das Schlüssel-Schloss-Prinzip

Tierisch clever

Goffin-Kakadus begreifen das Schlüssel-Schloss-Prinzip
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Im Rampenlicht: Der Goffin-Kakadu (Foto: Bene Croy)
Sie sind die gefiederten Stars der Kognitionsforschung – nun haben die Goffin-Kakadus erneut ihre erstaunliche Intelligenz unter Beweis gestellt: Sie finden und nutzen den passenden „Schlüssel“ zu speziell geformten „Schlüssellöchern“.

Ein scharfer Verstand sitzt in diesen kleinen Vogelköpfchen: Viele Studien belegen bereits die erstaunlichen kognitiven Fähigkeiten der Goffin-Kakadus – vor allem was ihren Werkzeuggebrauch angeht: Sie können Hölzchen und Co nicht nur clever einsetzten, sondern diese Werkzeuge auch selber herstellen. Sie erreichen dabei das Niveau der Menschenaffen. Verhaltensforscher der Universität Wien sowie der Veterinärmedizinischen Universität Wien sind in einer aktuellen Studie nun der Frage nachgegangen, in wieweit die Vögel auch Formen als Werkzeuge verwenden und in Relation zu einer anderen Form nutzen können. Letztlich geht es dabei um das Schlüssel-Schloss-Prinzip.

Beim Menschen entwickeln sich die Grundlagen dieser Fähigkeit ab einem Alter von zwei Jahren, zeigen Studien. Eine Kugel in ein Loch zu stecken, erfordert keine besondere Ausrichtung, dementsprechend können Kinder schon mit einem Jahr eine Kugel in ein passendes Loch stecken. Einer asymmetrischen Form muss man jedoch eine bestimmte Orientierung geben, um sie in einen speziellen Rahmen einzupassen. Das gelingt Kindern erst nach einem weiteren Lebensjahr. Darin spiegelt sich die menschliche Fähigkeit wider, den eigenen Körper und Punkte in der Umwelt zur Orientierung verwenden zu können, wenn Objekte im Raum bewegt werden sollen. Diese Art von Bezugsrahmen nennt man allozentrisch. Weitere wichtige Aspekte sind dabei Vorstellungen von Geometrie und Symmetrie.

Um zu testen, ob auch die schlauen Kakadus vergleichbare geistige Leistungen erbringen, haben die Forscher um Cornelia Habl die Vögel mit einer experimentellen Apparatur konfrontiert: „Wir haben eine Box mit einer austauschbaren, transparenten Vorderseite mit einem spezifisch geformten Loch in der Mitte verwendet. Wenn ein Vogel das passende Objekt durch das Loch wirft, klappt eine Plattform herunter und eine Nuss wird freigegeben“, erklärt Habl den Versuchsaufbau.

Der richtige „Schlüssel“ führt zur Nuss

Es zeigte sich: „Die Vögel haben schon nach kurzer Zeit und ohne Training das korrekte Objekt aus bis zu fünf verschiedenen Formen ausgewählt. Sie brauchten weniger Anläufe als Primaten, um einfache Gegenstände wie Kugeln, Würfel und Dreiecke einzupassen“, sagt Habl. Wenn es möglich war, zeigten sich die Tiere auch als Meister cleverer Vereinfachung, berichten die Forscher. Sollte etwa ein kreuzförmiges Objekt in einen kreuzförmigen Schlitz geworfen werden, drehten es die Kakadus um 90 Grad, damit nur noch zwei statt vier Vorsprünge gleichzeitig durch das Loch gesteckt werden mussten. Ähnlich drehten sie auch ein L-förmiges Objekt: Mit dem Vorsprung voran, passte es ebenfalls durch das l-förmige Schlüsselloch.

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„Wir konnten zeigen, dass Goffin-Kakadus tatsächlich einen allozentrischen Bezugsrahmen verwenden, wenn sie Objekte im Raum bewegen, ganz so wie zweijährige Kinder“, resümiert Co-Autorin Alice Auersperg. „Unsere Resultate beweisen auch, dass nicht nur Tiere mit handähnlichen Extremitäten Formen in Rahmen einpassen können“, so die Verhaltensforscherin. Letztlich haben die Goffin-Kakadus damit wieder einmal bewiesen, dass sich hohe Intelligenz in der Evolutionsgeschichte mehrmals unabhängig voneinander entwickelt hat: Auch einige Vogelarten besitzen einen beeindruckend scharfen Verstand.

Quelle: Universität Wien

© natur.de – Martin Vieweg
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