Die EU reagierte – auch deshalb, weil Bienen und Hummeln als Bestäuber ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sind. Seit Dezember vergangenen Jahres dürfen drei bestimmte Neonicotinoide nur noch bei Wintergetreide und solchen Pflanzen eingesetzt werden, die keine Bienen anziehen. Die Regelung ist vorerst auf zwei Jahre beschränkt. Die Landwirte müssen derweil für Getreide, Raps, Mais, Sonnenblumen oder Zuckerrüben auf andere Pflanzenschutzmittel zurückgreifen – etwa auf Pyrethroide.
Forscher um Gemma Baron von der Royal Holloway University of London untersuchten nun über vier Monate hinweg, welche Auswirkungen ein verbreitetes Pyrethroid auf die Entwicklung von Hummelvölkern hat. Dazu hielten sie im Labor 24 junge Kolonien. Die Hälfte von ihnen wurde mit unbehandeltem Pollen gefüttert; die andere Hälfte erhielt Pollen, der mit dem Pestizid besprüht worden war.
Pestizid macht Hummeln hager
Die Auswirkungen zeigten sich einige Wochen später: Arbeiterinnen, die als Larven belastetes Futter erhalten hatten, waren im Schnitt 16 Prozent leichter als ihre Verwandten aus der Kontrollgruppe. Das berichten die Forscher in der Fachzeitschrift “Journal of Applied Ecology”.
Noch wissen sie nicht, ob das geringe Gewicht eine direkte Auswirkung der Chemikalie ist, oder ob die Substanz das Fütterungsverhalten verändert. In jedem Fall haben es schmächtige Hummeln schwer: Sie sehen schlechter als ihre pummeligen Artgenossen, haben weniger empfindliche Antennen und bringen weniger Nahrung heim. In Freiheit – also dort, wo kein Forscher das Pollenpöttchen auffüllt – könnte das ein ernstes Problem darstellen.
Doch es gibt auch Ergebnisse, die Hoffnung machen: Zumindest im Versuch wirkte sich das Insektizid nicht auf das Gewicht der Männchen, die Zahl der produzierten Königinnen oder die Sterblichkeit der Hummeln aus. Selbst gegenüber Infektionen mit dem Parasiten Crithidia bombi waren Tiere, die von gespritzten Pollen genascht hatten, nicht anfälliger als jene aus der Kontrollgruppe. Nun muss sich zeigen, ob sich die Ergebnisse auch in freier Wildbahn wiederholen lassen.
Nora Schlüter
Quelle: Gemma Baron (Royal Holloway University of London, Egham) et al.: Journal of Applied Ecology, doi: 10.1111/1365-2664.12205
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