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Heilpflanze Arnika ist arm dran

Populationen in Norddeutschland sind genetisch extrem verarmt

Heilpflanze Arnika ist arm dran
Arnika
Arnica montana auf einer Wiese in Bayern (Foto: V. Duwe / Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin)
Arnika ist eine traditionsreiche Heilpflanze und wächst nirgends so zahlreich wie in Deutschland. Doch ihr Überleben ist bedroht. Biologen haben festgestellt, dass die Bestände der Arnika besonders in Norddeutschland stark genetisch verarmt sind. Das schmälert die Chancen des beliebten Heilkrauts.

Die zu den Korbblütlern gehörende Arnika (Arnica montana) ist eine seit Jahrhunderten genutzte Heilpflanze. Sie enthält ätherische Öle und andere Inhaltsstoffe, die entzündungshemmend und antibakteriell wirken. Eingesetzt wird die Heilpflanze vor allem als Tinktur und in Salben gegen Rheuma, Gelenkbeschwerden und um die Heilung nach Prellungen zu beschleunigen.

Kampf ums Überleben

Die gelb blühende Arnika wächst typischerweise in nährstoffarmen Graslandschaften und auf Bergwiesen und war in Mitteleuropa einst durchaus verbreitet. In Deutschland wächst ein großer Teil des gesamten weltweiten Arnikavorkommens. Doch in den letzten Jahrzehnten machen es die intensive Landwirtschaft und das Verschwinden nährstoffarmer Wiesen der Arnika schwer, noch geeigneten Lebensraum zu finden.

Wie es der Arnika in Deutschland geht, haben nun Biologen der Freien Universität Berlin eines vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Projekts untersucht. Dafür sammelten sie 561 Arnikapflanzen aus 30 Populationen in ganz Deutschland sowie aus den alpinen Regionen Italiens, Frankreich, Schweiz und Österreich. Durch DNA-Analysen und -vergleiche ermittelten sie, wie hoch die genetische Vielfalt in den verschiedenen Beständen noch ist – ein wichtiges Maß für die Überlebensfähigkeit einer Population.

Populationen sind verarmt

Das Ergebnis ist wenig erfreulich: Vor allem in Norddeutschland sind die Arnika-Populationen stark genetisch verarmt. Innerhalb eines regionalen Bestands sind sich die Pflanzen dadurch genetisch extrem ähnlich. Erschwerend kommt hinzu, dass sich viele Pflanzen schon nicht mehr durch Bestäubung und Samen vermehren, sondern durch Ausläufer, wie die Biologen feststellten. Das jedoch senkt die genetische Vielfalt weiter – und schmälert damit die Überlebenschancen dieser ohnehin schon gefährdeten Heilpflanze.

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Und noch etwas ergaben die Analysen: Die Arnikapopulationen sind geografisch und genetisch stark unterschiedlich. Eine Arnikapflanze aus dem Alpenraum unterscheidet sich dadurch sehr von einer Artgenossin aus dem norddeutschen Tiefland. Das aber bedeutet, dass das Verschwinden eines Bestands oder der Heilpflanze aus einer ganzen Region eine große Lücke in die genetische Vielfalt der gesamten Art reißt.

Vorschläge für Rettungsmaßnahmen

Was aber kann man für den Schutz und die Erhaltung dieser traditionsreichen und wertvollen Heilpflanze tun? Hier haben die Biologen mehrere Empfehlungen für den praktischen Artenschutz. Sie halten es beispielsweise für wenig sinnvoll, gießkannenartig identische Naturschutzmaßnahmen quer durch Deutschland zu starten. Stattdessen sollte gezielt versucht werden, die besonders bedrohten Populationen durch lokale, an die Situation angepasste Maßnahmen zu erhalten. Nur so lässt sich den Forschern zufolge die genetische Vielfalt der unterschiedlichen Wildarten-Populationen tatsächlich erhalten.

Um einer noch weiteren genetische Verarmung entgegenzuwirken, könnte man zudem gezielt “fremde” Arnikapflanzen in kleine und isolierte Population einbringen. Dies würde die genetische Vielfalt vor Ort wieder erhöhen. Wichtig ist dabei allerdings, bei einem solchen assistierten Genfluss nur Pflanzen aus Region einzusetzen, betonen die Biologen. Denn würde man Populationen aus Norddeutschland mit Arnikapflanzen aus den Alpen mischen, blieben die Bestände zwar erhalten. Es besteht dann aber die Gefahr, dass die jeweils typischen lokalen Gene verdrängt werden. Eine genetische Verarmung der Art als Ganzem wäre dann die Folge.

Quelle: Freie Universität Berlin, Fachartikel: Perspectives in Plant Ecology, Evolution and Systematics, doi: 10.1016/j.ppees.2017.02.003

© natur.de – Nadja Podbregar
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