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Helle Stadt und angepasste Landwirtschaft

Schon einfache Maßnahmen könnten Extremhitze vermeiden

Helle Stadt und angepasste Landwirtschaft
Weiße Häuser
Die weißen Häuser im spanischen Casares zeigen wie es geht: Hitze mildern durch höhere Albedo. (Foto: Francisco Moreno)
Kommende Hitzetage könnten wir schon durch pragmatische Maßnahmen abmildern: Weiße Dächer, reflektierende Straßenbeläge und eine Landwirtschaft ohne Pflügen könnten die lokalen Maximaltemperaturen um zwei bis drei Grad senken, wie Forscher herausgefunden haben.

Dass mit dem Klimawandel auch die Hitzewellen zunehmen werden, ist nichts Neues: Schon jetzt häufen sich Wärmerekorde und „Jahrhundertsommer“. Der Klimawandel hat solche Hitzeextreme um das bis zu Zehnfache wahrscheinlicher gemacht – auch bei uns in Mitteleuropa. Und dieser Trend wird sich fortsetzen: Klimaforscher sagen für die Zukunft eine weitere Zunahme von Hitzewellen und extrem heißen Tagen durch den Klimawandel voraus.

Lokale Maßnahmen

Doch was tun? Angesichts stagnierender Klimaschutz-Bemühungen haben Sonia Seneviratne von der ETH Zürich und ihre Kollegen untersucht, welche Wirkung eher pragmatische Anpassungsmaßnahmen auf unser regionales Klima haben. Statt global durch das umstrittene Geo-Engineering in das Klimasystem einzugreifen, schlagen sie lokale Veränderungen vor allem in den Städten und in der Landwirtschaft vor.

Konkret geht es um Maßnahmen, die das Aufheizen von Böden oder Gebäuden durch die Sonne verhindern oder zumindest abmildern. Am effektivsten geht dies, indem man Oberflächen so verändert, dass sie mehr Sonnenlicht reflektieren statt es zu absorbieren. Ein klassisches Beispiel ist unter anderem das schon seit Jahrhunderten im Mittelmeerraum übliche Anstreichen von Häusern mit weißer Farbe.

Helle Dächer und ungepflügte Felder

Übertragen auf neue Maßnahmen könnten dies beispielsweise bedeuten, dass Hausdächer in den Städten bewusst in weiß oder zumindest hellen Farben gehalten werden. Straßen und andere Betonoberflächen könnten durch spezielle Materialien reflektierender gemacht werden. Dies würde das Aufheizen dieser Oberflächen verringern und so dem typischen Wärmeinsel-Effekt der Stadt entgegenwirken, wie die Forscher erklären.

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Auf dem Land könnten Veränderungen in der Feldbestellung die Wärmeabsorption mindern. „Ein Bewirtschaften ohne Pflügen könnte die Albedo nach der Ernte senken, weil helle Pflanzenreste das Sonnenlicht stärker reflektieren als der dunkle Boden“, sagen Seneviratne und ihre Kollegen. Auch ein verändertes Timing der Bepflanzung und vielleicht sogar die Züchtung von Nutzpflanzen, die besonders helle oder reflektierende Blätter besitzen, könnte hilfreich sein.

Zwei bis drei Grad weniger

Was solche lokalen Maßnahmen für Stadt- und Landbewohner bringen würden, haben die Wissenschaftler in einer Klimasimulation ermittelt. Das Ergebnis: An den Mitteltemperaturen und den Niederschlägen würde sich kaum etwas verändern – wohl aber bei den Extremtemperaturen. Die Hitzeextreme könnten allein durch solche Anpassungen in den gemäßigten Breiten regional um zwei bis drei Grad sinken.

„Mensch und Natur sind gegenüber Extremtemperaturen besonders sensibel“, erklärt Andrew Pitman von der University of New South Wales. „Indem wir die Strahlungseigenschaften der Landoberfläche verändern, können wir dieses Problem angehen.“ Regionale Ansätze wie diese seien eine pragmatische und erschwingliche Lösung für die Gebiete, in denen Hitzewellen künftig besonders große Folgen haben könnten.

Allerdings betonen die Forscher auch, dass solche Maßnahmen einen effektiven Klimaschutz nicht ersetzen können. „Ein solches landbasiertes Klima-Engineering ist keine magische Kugel, es ist nur ein Teil einer möglichen Lösung“, betont Seneviratne. „Denn weder die globale Erwärmung noch die Versauerung der Ozeane ließen sich damit verhindern.“

Quelle: University of New South Wales, Fachartikel: Nature Geoscience, doi: 10.1038/s41561-017-0057-5

© natur.de – Nadja Podbregar
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