Delfine sind hochsoziale, intelligente Meeressäuger – und sie sind uns in vielem verblüffend ähnlich. Sie leben in komplexen Gruppen zusammen, merken sich die Namens-Pfiffe ihrer Freunde über Jahre hinweg und benutzten in einigen Gegenden sogar Werkzeuge: In der australischen Shark Bay haben es einige Delfine gelernt, beim Durchstöbern von scharfkantigen Riffen ihre sensiblen Schnauzen durch Schwämme zu schützen.
Japans berüchtigtes Delfinschlachten
Doch das hindert vor allem Japan nicht daran, alljährlich ab dem 1. September große Treibjagden auf die Delfine durchzuführen. Dabei werden tausende von Kleinwalen und Delfinen getötet und hunderte Jungtiere lebend gefangen, um sie an Delfinarien zu verkaufen. Vor allem der oskarprämierte Dokumentarfilm „Die Bucht“ aus dem Jahr 2009 machte das grausame Delfinschlachten vor dem japanischen Küstenort Taiji bekannt und sorgte weltweit für Proteste.
Tierschützer versuchten in den letzten Jahren immer wieder, die Meeressäuger mit Schiffen und akustischen Signalbojen von der Bucht fernzuhalten, um sie zu retten. Die weltweiten öffentlichen Proteste scheinen inzwischen zumindest teilweise Erfolg zu haben. Japan besteht zwar nach wie vor darauf, weiterhin Delfinjagden durchzuführen – es sei eine jahrhundertealte Tradition. Aber die Fangzahlen der getöteten Delfine und Kleinwale sind rückläufig, wie die Tierschutzorganisation Pro Wildlife auf Basis der offiziellen Fangstatistiken ermittelt hat.
Weniger Fänge, aber brutalere Fangmethoden
Den neuesten Zahlen nach ist die Anzahl getöteter Delfine und Kleinwale in Japan in den letzten 15 Jahren um 86 Prozent zurückgegangen: von 18.748 Tieren im Jahr 2000 auf 2.648 Tiere in 2015, dem zuletzt veröffentlichten Jahr. „Die jüngeren Japaner essen kaum noch Delfinfleisch. Es gilt als altmodisch und offenbar hat sich in der Öffentlichkeit herumgesprochen, wie stark das Fleisch mit Giftstoffen belastet ist“, sagt Sandra Altherr von Pro Wildlife.
Doch das ist nur zum Teil Grund zur Freude. Zwar sind die Fangzahlen deutlich zurückgegangen, dafür aber haben sich die Fangmethoden eher noch verschlimmert, wie Altherr berichtet: Den Delfinen wird nun eine Art Korken in die Speerwunde gerammt, so dass sie innerlich verbluten. Dadurch färbt sich das Meerwasser bei den Treibjagden nicht mehr rot vor Blut, aber das Leiden der Tiere wird verlängert.
Lukrativer Nachschub für Delfinarien
Und noch ein bedenklicher Trend zeigt sich bei den Delfinjagden: Während die Zahl der getöteten Delfine stark zurückgegangen ist, werden immer mehr junge Delfine und Kleinwale aus ihren Familienverbänden gefangen, um in Delfinarien zu enden. Waren es 2000 noch 69 lebende Tiere, hat sich die Zahl seither verdreifacht: Nach Augenzeugenberichten von Organisationen vor Ort waren es alleine im Jahr 2016 mehr als 230 Delfine.
Fangzahlen und Zahl der Lebendfänge in Japan (Quelle: Pro Wildlife)
Ein Großteil der Delfine geht in Delfinarien innerhalb Japans. Doch seit dem Jahr 2000 boomt auch der Verkauf lebender Tiere an Delfinarien vor allem nach China und Südkorea. „Gerade in China schießen immer neue Delfinarien aus dem Boden und Japan ist noch vor Russland der wichtigste Lieferant lebender Delfine“, berichtet die Biologin. „Delfinarien-Besucher in diesen Ländern bezahlen mit hoher Wahrscheinlichkeit mit ihrem Ticketkauf die grausame Jagd in Japan.“
Und das Geschäft ist lukrativ: „Insbesondere Große Tümmler sind als Stars in Vergnügungsparks beliebt – für ein dressiertes Tier werden Preise von mehr als 100.000 Euro bezahlt“, sagt Altherr. „“Die antiquierten Delfinmassaker sind nur noch rentabel, weil das große Geld inzwischen mit lebenden Tieren gemacht wird.“
Quelle: Pro Wildlife