Der Zeitpunkt könnte kaum symbolträchtiger sein: Während in Deutschland Autoindustrie und Politik beim Dieselgipfel auf einen faulen Kompromiss hinsteuern, der eher dem Erhalt des Dieselautos als der Umwelt dienen wird, hat sich der Welterschöpfungstag erneut nach vorne verlagert. Er liegt 2017 am 2. August 2017 – und damit sechs Tage früher als noch im letzten Jahr. Ab heute sind alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die unser Planet in einem Jahr erzeugen und regenerieren kann.
Wir bräuchten 1,7 Erden – im Mittel
Damit klafft die Schere zwischen dem Ressourcenverbrauch der Menschheit und dem, was unser Planet leisten kann, immer weiter auseinander. Der ökologische Fußabdruck der Menschheit ist inzwischen so groß, dass wir 1,7 Erden bräuchten, um unsere Ressourcennutzung nachhaltig auszugleichen. Lebt die Menschheit unverändert weiter wie bisher, benötigen wir bis zum Jahr 2030 zwei komplette Planeten, um unseren Bedarf an Nahrung und nachwachsenden Rohstoffen zu decken. Bis zum Jahr 2050 wären es knapp drei.
Deutschland gehört dabei zu den Ländern, deren ökologischer Fußabdruck deutlich über dem Weltdurchschnitt liegt. Der Erschöpfungstag für Deutschland war schon am 24. April erreicht. Würde die gesamte Welt so leben wie wir, bräuchten wir weit mehr als 1,7 Erden. Für die USA, Australien und Kanada lag der Overshoot Day sogar noch früher: Mitte März. Eines der wenigen Länder, die nur etwa genau so viele Ressourcen verbrauchen wie die Erde bereitstellen kann, ist Honduras: Sein Erderschöpfungstag liegt genau am 31. Dezember.
Die Folgen sind längst spürbar
Die Quittung für unseren Raubbau bekommen wir bereits zu spüren: Dürren und extreme Wetterereignisse, Hungersnöte oder Artensterben nehmen immer dramatischere Ausmaße an. Ganze Ökosystem wie Korallenriffe, Regenwälder oder Flusssystem drohen zu verschwinden. Vier von neun ökologischen Belastungsgrenzen, die die Stabilität der planetaren Lebensräume definieren, sind bereits überschritten: beim Klimawandel, dem Verlust der Biodiversität, der Landnutzung sowie den biogeochemischen Kreisläufen von Stickstoff und Phosphor.
„Seit über dreißig Jahren nehmen wir der Erde mehr weg, als sie uns bereitstellen kann. Diese dauerhafte Übernutzung hat unseren Planeten auf die Intensivstation gebracht“, warnt Eberhard Brandes, Vorstand der Umweltorganisation WWF. „Die Ökosysteme, die uns mit Wasser, Nahrung oder Energie versorgen, kollabieren.“
Die Fakten sind klar, Handeln tut not!
Nicht nur beim Klimaschutz, auch bei der nachhaltigen Nahrungsversorgung, dem Müllproblem und der Energienutzung ist ein Umdenken und Handeln dringend nötig. „Wir müssen endlich einen Weg finden, in den natürlichen Grenzen unseres Planeten zu leben und zu wirtschaften. Das ist die größte Herausforderung unserer Zeit“, so Brandes. „Wir brauchen eine neue Definition von Wohlstand und Erfolg, die die Gesundheit von Menschen, der Gesellschaft und der Umwelt einbezieht.“
Auf dem Papier existieren die Maßnahmen und Vorgaben dafür längst: ob beim UN-Nachhaltigkeitsziel, dem Klimaabkommen von Paris oder anderen UN-Resolutionen. Aber von der Umsetzung sind sie teilweise weit entfernt. „Die Fakten liegen auf dem Tisch, die Menschheit weiß, was zur Rettung unserer Erde getan werden muss. Es ist endlich Zeit zu handeln“, so Brandes.
Quellen: Overshootday.org, WWF World Wide Fund For Nature