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Hightech am Himmel

Projekt zum Schutz der Rotmilane

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Rotmilan
Rotmilan
Der Rotmilan ist der heimliche Wappenvogel Deutschlands: Mehr als die Hälfte aller weltweit existierenden Vertreter dieses Greifvogels brüten bei uns. In diesen Tagen kehren die Rotmilane aus ihren Winterquartieren zurück. Unter ihnen sind auch einige mit Sendern ausgestattet. Forscher erhoffen sich wertvolle Informationen, um den majestätischen Greif erhalten zu können.

Unter den heimischen Greifvögeln ist der Rotmilan besonders charakteristisch, denn sein gegabelter Schwanz und eine Flügelspannweite von bis zu 1,75 Metern machen ihn weithin erkennbar. Typischerweise kreist der Greifvogel über der Landschaft und sucht so aus der Luft nach Beute. Das aber wird immer häufiger zum Problem – vor allem wenn die Greifvögel im Frühjahr aus ihren Winterquartieren in Spanien zurückkehren.

Schlechte Sicht und gefährlicher Zug

„Dann brauchen die Rotmilan-Eltern für den Vogel-Nachwuchs ausreichend Futter wie Mäuse und andere Kleintiere“, erklärt Peer Cyriacks von der Deutschen Wildtier Stiftung. „Doch auf unseren Feldern und Wiesen finden sie davon immer weniger.“ Denn Wiesen, Feldränder und Brachflächen, die Kleinsäugern und Singvögeln Lebensraum und dem Rotmilan freie Sicht auf die Beute bieten, werden immer seltener. Stattdessen wirken großflächige Felder aus Raps und Wintergetreide wie ein Sichtschutz.

Hinzu kommt, dass auch der Zug ins Winterquartier nicht ungefährlich ist: Tausende Rotmilane werden in Südfrankreich und Spanien abgeschossen oder vergiftet, weil Bauern um ihr Geflügel fürchten oder Jäger keine Konkurrenz um Fasan, Rebhuhn & Co dulden wollen. Und das hat Folgen: Seit den 90er Jahren hat die Anzahl der Rotmilane in Deutschland um rund ein Drittel abgenommen.

Reise mit Sender-Rucksack

Um die Bestände zu retten und zu vermehren, haben sich Fachleute für Naturschutz, Ornithologie und Landschaftspflege im nationalen Projekt „Rotmilan – Land zum Leben“ zusammengeschlossen. Dieses soll einerseits dazu beitragen, die Landschaft wieder „rotmilanfreundlicher“ zu machen. Andererseits aber werden im Rahmen des Projekts auch das Zugverhalten und die Nahrungsgewohnheiten der Greifvögel näher untersucht.

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Dafür rüsteten Forscher im letzten Jahre mehrere Rotmilane mit sogenannten Datenloggern aus – kleine Senderrucksäcke, die die Bewegungen der Vögel mittels GPS aufzeichnen. Diese Daten geben Auskunft über die Reiseroute der Rotmilane, aber auch darüber, welche Lebensräume sie im Winter und im Sommer frequentieren.

Rückkehr mit wertvollen Daten

Jetzt sind diese besenderten Greifvögel aus ihren Winterquartieren auf der Iberischen Halbinsel und in Südfrankreich in ihre Brutgebiete in Deutschland zurückgekehrt und haben den Wissenschaftlern wertvolle Daten mitgebracht. Einer der Rotmilane, der im November 2014 aus Sachsen gen Süden losgeflogen war, hat sogar rund 25.000 Datensätze aufgezeichnet. Sie verraten, dass er bis Mitte Februar im südwestlichen Frankreich überwintert hat. Für seinen Rückflug ins Brutgebiet benötigte der Vogel nur zehn Tage. Mittlerweile kümmert er sich zusammen mit seinem Weibchen um den Ausbau des Nestes, denn die Brutsaison beginnt bald.

Zwei weitere Rotmilane aus der Göttinger Gegend sind ebenfalls wieder heil in ihrem Brutgebiet gelandet. Sie haben im Nordwesten Spaniens, unweit der portugiesischen Grenze, überwintert und waren wie in der Heimat auch dort quasi Nachbarn. Die Telemetriedaten zeigen, dass sie sich nur etwa 30 Kilometer voneinander entfernt aufgehalten haben. Richtung Deutschland sind die beiden Greifvögel wiederum zeitgleich und synchron geflogen. Mitte März haben sie wieder ihre alten Reviere bezogen und bereiten sich jetzt auf die Paarung und das Brutgeschäft vor.

Live-Blick in den Horst

In der nun beginnenden Brutzeit geht es vor allem darum, den Rotmilanen genügend Nahrung bereitzustellen. In elf Regionen in Deutschland beraten Projektmitarbeiter daher die Landwirte zu rotmilanfreundlicher Landwirtschaft. „Indem wir Landwirte zum Rotmilan und seinen Bedürfnissen beraten, können wir für mehr Nahrung sorgen“, sagt Uwe Lerch vom Deutschen Verband für Landschaftspflege.

Um das Brutverhalten der Greifvögel besser zu erforschen, setzt das Projekt auch Videokameras ein, mit denen sie direkt in die Horste der Rotmilane blicken können. „Mit Hilfe der Aufnahmen kann genau dokumentiert werden, was an die Jungvögel verfüttert wird“, sagt Eckhard Gottschalk, Rotmilan-Experte der Universität Göttingen. „Die Kamera wird jetzt wieder in Betrieb genommen, um das Brutgeschehen der neuen Saison festzuhalten.“ Daten über die Nahrungsversorgung, mögliche Engpässe und die Ursachen eventueller Verluste werden von der Abteilung Naturschutzbiologie der Universität Göttingen ausgewertet.

Zusammen sollen diese Daten dazu beitragen, die Maßnahmen zum Schutz und zur Hege der Rotmilane in Deutschland weiter zu optimieren.

Weitere Infos zum Rotmilan finden Sie auch in der Märzausgabe von natur .

Quelle: Deutsche Wildtierstiftung / Rotmilan – Land zum Leben

© natur.de – Nadja Podbregar
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