Mindestens haltbar bis Datum X – danach ist Vorsicht angesagt: Lebensmittel verderben bekanntlich nach einer gewissen Zeit, da sich eine bunte Gesellschaft von Mikroben über sie hermacht. Dieser Verderb macht Produkte nicht nur ungenießbar sondern manchmal auch gesundheitsgefährdend. Um dies möglichst lang zu verhindern, werden in der modernen Lebensmittelindustrie den Lebensmitteln oft Substanzen zugesetzt, die das Wachstum von Pilzen und Bakterien gezielt hemmen. Da es sich bei diesen Konservierungsmitteln allerdings meist um synthetische Substanzen handelt, werden sie von vielen Verbrauchern kritisch betrachtet, denn sie könnten Allergien oder andere gesundheitliche Bedrohungen mit sich bringen.
Hopfen hat stark antimikrobielle Wirkung
Aus diesem Grund hat die Industrievereinigung für Lebensmitteltechnologie und Verpackung das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) beauftragt, natürliche Alternativen zu den bisher üblichen Konservierungsstoffen auszuloten. „Wir haben uns nach einer Alternative umgesehen, um frische Produkte auf natürliche Weise länger haltbar und sicherer zu machen“, erklärt Carolin Hauser, Projektverantwortliche vom IVV. Durch umfangreiche Tests kristallisierte sich schließlich ein vielversprechender Kandidat heraus: Hopfenextrakt. Die Wirkstoffe aus dem durch die Bierherstellung bekannten Kraut besitzen eine erstaunlich intensive antimikrobielle Wirkung, berichten die Wissenschaftler.
„Durch Einarbeitung von Hopfenextrakten in Marinaden konnten wir die Haltbarkeit von mariniertem Fleisch um bis zu 50 Prozent erhöhen“, berichtet Peter Muranyi vom IVV. Bei Schnittsalat und Obst erwies sich das Besprühen oder Eintauchen in eine wässrige Lösung des Hopfenextraktes als besonders wirksam und praktikabel. Den Wissenschaftlern zufolge zeichnet sich ab, dass Hopfenextrakt Herstellern von Fertiggerichten mit frischen Komponenten zusätzliche Möglichkeiten bietet, ihre Waren mikrobiologisch sicherer und haltbarer zu machen. Der Verzicht auf chemische Konservierungsstoffe erhöht darüber hinaus die Akzeptanz beim Verbraucher.
Die Wissenschaftler wollen nun durch weitere Untersuchungen herausfinden, wie unterschiedliche Bedingungen beim Einsatz die Eigenschaften der wirksamen Substanzen des Hopfens beeinflussen. Die Ergebnisse sollen den Unternehmen der Lebensmittelbranche helfen, die Anwendung der antimikrobiell wirksamen Hopfenextrakte zu optimieren.
Mehr als nur ein Bier-Brau-Kraut
Über die Ergebnisse freuen sich nun natürlich auch die Hopfenbauern. Nach Einschätzung von Martin Biendl von der Hallertauer Hopfenveredelungsgesellschaft, stellen die Ergebnisse einen großen Nutzen für die zumeist kleinen und mittelständischen Unternehmen der Hopfenbranche dar: Durch die Projektergebnisse ergäben sich neue Absatzmöglichkeiten für Hopfen, unabhängig vom Biergetränkemarkt. „Hopfen ist seit Jahrhunderten zur Bierherstellung anerkannt. Wir können davon ausgehen, dass Hopfen auch als natürliches Konservierungsmittel vom Verbraucher akzeptiert wird“, resümiert Biendl.
Quelle: Forschungsnetzwerk Mittelstand