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In Brasilien erobern Yanomami-Indianer ihr Land zurück

Sieg über illegale Eindringlinge

In Brasilien erobern Yanomami-Indianer ihr Land zurück
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Im Mai feierten die Yanomami einen wichtigen Sieg über illegale Eindringlinge auf ihrem Land: In der Gegend von Ajarani im brasilianischen Bundesstaat Roraima hatten Viehzüchter elf Farmen auf dem Land des indigenen Volkes errichtet und Teile des Waldes abgeholzt. Nach langen Protesten werden die Rinderfarmen nun geschlossen. Die Eindringlinge müssen das Gebiet verlassen, das Land wird zurückgegeben. Gastkommentar von Sarah Gilbertz von Survival International

Auch Davis Gemeinschaft wurde stark dezimiert und seine Eltern starben beide an Epidemien, die 1959 und 1967 in der Region wüteten. Die Lage verschlimmerte sich weiter in den 80er Jahren, als bis zu 40 000 brasilianische Goldgräber in das Land der Yanomami eindrangen. Die Schürfer erschossen Yanomami-Mitglieder, zerstörten viele ihrer Dörfer und schleppten neue Krankheiten ein. In nur sieben Jahren starben 20 Prozent der Yanomami.

Die erschreckenden Zustände führten dazu, dass Survival International und die brasilianische Hilfsorganisation Pro-Yanomami-Kommission (CCPY) eine weltweite Kampagne starteten, um auf das Schicksal der Yanomami aufmerksam zu machen. 1985 begann auch Davi sich für die Anerkennung des weitläufigen Gebiets in den brasilianischen Bundesstaaten Roraima und Amazonas, das von den Yanomami bewohnt wurde, einzusetzen.

In den folgenden Jahren führte Davis unermüdlicher Kampf für die Rechte seines Volkes ihn um die halbe Welt, unter anderem auch nach Deutschland. Während seinen Reisen berichtete er von den furchtbaren Auswirkungen, welche die Invasion der Goldgräber auf die Gesundheit und Umwelt der Yanomami hatte, und warnte  davor, dass die Yanomami nur überleben könnten, wenn ihre Landrechte anerkannt würden.

Das Schicksal der Yanomami und die Verwüstung, welche die Eindringlinge mit sich brachten, lösten weltweit Entsetzen aus. In Großbritannien äußerte sich auch Prince Charles zur Situation und sprach von einem „entsetzlichen Muster kollektiven Genozids“.

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Doch Davi, Survival und die Pro-Yanomami-Kommission mussten bis zum Jahr 1992 warten, bis die brasilianische Regierung endlich das Land der Yanomami anerkannte – kurz bevor Brasilien Gastgeber für den ersten UN-Umweltgipfel in Rio de Janeiro war.

Das Yanomamigebiet wurde unter dem Namen „Yanomami-Park“ zur ausschließlichen Nutzung durch die Indigenen  abgegrenzt und die Goldschürfer aus dem Schutzgebiet verwiesen. Mit über 9,6 Millionen Hektar umfasst das Territorium in Brasilien eine Fläche, die doppelt so groß ist wie die Schweiz. Zusammen ergibt das Gebiet, das die Yanomami in Brasilien und Venezuela bewohnen, weltweit den größten indigenen Lebensraum in tropischem Regenwald.

Während Davi weltweit als „Dalai Lama des Regenwaldes“ bekannt wurde, brachten ihm sein Mut, sein Kämpfergeist und seine Hartnäckigkeit bei seinem Volk den Spitznamen Kopenawa („Hornisse“) ein. „Ich habe 25 Jahre lang viel geträumt und gekämpft – es war sehr schwer, aber andere haben mir geholfen“, erinnert sich Davi. „Es hat zu einem tollen Sieg für das Yanomami-Volk geführt. Wenn ich nicht gekämpft hätte, wäre ich nicht hier.“

Die Anerkennung des Yanomami-Schutzgebietes war ein historischer Sieg, doch die Ereignisse des letzten Monats in Ajarani zeigen, dass die Regierung in der Praxis oft nichts gegen Goldgräber oder Farmer unternimmt, die illegal in das Schutzgebiet eindringen. Zurzeit debattiert der brasilianische Kongress außerdem über einen Gesetzesentwurf, der, wenn er bewilligt wird, Bergbau im großen Stil in indigenen Gebieten erlauben würde. Viele Personen im brasilianischen Establishment würden das Gebiet der Yanomami lieber verkleinern und für Bergbau, Viehzucht und Besiedlung zugänglich machen.

„Was wir nicht wollen, sind Bergbauunternehmen, die den Wald zerstören und Bergbauarbeiter, die uns viele Krankheiten bringen“, stellt Davi klar. „Diese Weißen müssen das Land der Yanomami respektieren. Die Minenarbeiter bringen Waffen, Alkohol und Prostitution, und zerstören die Natur, wo sie hingehen.“

Survival unterstützt die Yanomami weiterhin dabei, in Brasilien und international Gehör zu finden. Unterstützen Sie Survival, um die Landrechte der Yanomami zu garantieren und sie vor Krankheiten und Gewalt durch Außenstehende zu schützen – und schreiben Sie einen Brief.

 

Sahra-Gilbertz.jpgZur Autorin
Sarah Gilbertz hat in Trier Medienwissenschaft und Germanistik studiert. Nach einem Aufenthalt als Volontärin in Indien hat sie Survival International zunächst als Freiwillige unterstützt. „Indigene Völker haben weltweit unter so vielen Vor­ur­teilen und Miss­ver­ständ­nissen zu leiden, so dass ich es wichtig finde, Auf­klä­rungs­ar­beit zu leis­ten und den Forderungen der Indigenen Gehör zu verschaffen.“ Bei Survival arbeitet sie heute in London als Press Assistant und koordiniert die europäischen Büros.

Foto oben: Copyright Survival International
Foto links: privat

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