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Insekt des Jahres 2018: die Skorpionsfliege

Kaum bekanntes Fluginsekt mit "gefährlichem" Namen

Insekt des Jahres 2018: die Skorpionsfliege
Skorpionsfliege
Insekt des Jahres 2018: Die Gemeine Skorpionsfliege Panorpa communis. (Foto: Rainer Willmann)
Die Skorpionsfliege ist in Europa zwar weit verbreitet, aber den meisten von uns kaum bekannt. Deshalb wurde sie jetzt zum Insekt des Jahres 2018 gekürt. Der geflügelte, aber harmlose Anpassungskünstler beeindruckt durch sein bedrohliches Aussehen und ein kompliziertes Liebesleben.

Die Gemeine Skorpionsfliege (Panorpa communis) ist bei uns in Mitteleuropa relativ häufig anzutreffen – besonders zahlreich findet man sie in Gebüschen, an Wald- und Wegrändern, aber auch auf Wiesen und in Brennnesseln. Meist schlüpfen die ausgewachsenen Tiere ab Ende April oder Anfang Mai aus der im Boden überwinternden Puppe.

Anpassungsfähiger Kletterkünstler

Das zu den Schnabelfliegen gehörende Insekt besitzt vier netzartig geäderte und dunkel gefleckte Flügel, die eine Spannweite von bis zu 35 Millimetern erreichen. Trotz dieser großen Flügel sind die Flugkünste der Skorpionsfliegen allerdings eher mäßig. Dafür ist sie ein umso geschickterer Kletterer: Sie kann sich selbst in Spinnennetzen problemlos bewegen und bedient sich gern in den Speisekammern der Spinnen.

Skorpionsfliegen fressen aber auch reifes Obst, Reste von toten Insekten und Wirbeltieren, Blütennektar und Pollen und sogar Kot. „Derzeit gilt die Skorpionsfliege als ungefährdet und genießt keinen besonderen Schutzstatus – dies ist ihrer ausgeprägten Anpassungsfähigkeit geschuldet“, erläutert Thomas Schmitt vom Deutschen Entomologischen Institut in Müncheberg.

Knallrotes Kopulationsorgan

Trotz seines Namens ist das Insekt des Jahres nicht gefährlich – auch einen Stachel sucht man bei der Skorpionsfliege vergebens. Ihren Namen bekam sie wegen ihres auffallendsten Merkmals: einem bei beiden Geschlechtern knallroten, nach oben gebogenen Hinterleibsende. Bei den Männchen ist dieses zu einem zangenförmigen Begattungsorgan umgebildet – ähnlich dem Stachel eines Skorpions. Beim Werben um ein Weibchen wird dieser Hinterleibsanhang in Vibration versetzt, zusätzlich machen die potentiellen Partner durch Winken mit den Flügeln auf sich aufmerksam.

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Aber damit nicht genug: Das Männchen verströmt einen Lockstoff und bietet dem Weibchen eine proteinreiche Gabe aus seinen Speicheldrüsen, an dem es zu fressen beginnt. „Je umfangreicher dieses ‚Hochzeitsgeschenk‘ ist und je häufiger ein solches übergeben wird, desto größer ist die Chance des Männchens bei seiner Auserwählten ‚zu landen‘ und umso länger kann die Kopulation andauern“, erklärt Schmitt. Bis zu zwei Stunden kann eine solche Paarung dauern.

Mehr Aufmerksamkeit für die Insekten und ihr Sterben

„Wir wollen mit der Wahl zum ‚Insekt des Jahres‘ die Aufmerksamkeit auf die Besonderheiten der Skorpionsfliege lenken und deren Wahrnehmung stärken“, sagt Schmitt. Denn es sei bezeichnend, dass ein so weit verbreitetes Insekt wie die Skorpionsfliege in der Bevölkerung weitgehend unbekannt sei.

„Das gilt sicher für den Großteil der 33.000 in Deutschland vorkommenden Insektenarten. Daraus folgt, dass wir auch das Insektensterben de facto gar nicht richtig wahrnehmen können“, ergänzt der saarländische Umweltminister Reinhold Jost, der Schirmherr für das Insekt des Jahres. „Die Kampagne ‚Das Insekt des Jahres‘ ist eine wichtige Initiative, die Menschen auf das sehr aktuelle Thema des massiven Insektensterbens aufmerksam zu machen.“

Das Insekt des Jahres wird seit 1999 proklamiert. Ein Kuratorium, dem namhafte Insektenkundler und Vertreter wissenschaftlicher Gesellschaften und Einrichtungen angehören, wählt jedes Jahr aus verschiedenen Vorschlägen ein Insekt aus.

Quelle: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

© natur.de – Nadja Podbregar
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