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Jeder vierte Starkregen ist „hausgemacht“

Mehr extreme Regenfälle durch den Klimawandel

Jeder vierte Starkregen ist „hausgemacht“
Hochwasser in Deutschland
Auch die letzten "Jahrhundert-Hochwasser" in Deutschland wurden von Starkregen ausgelöst (Foto: mb67/Fotolia)
Noch ächzen viele Europäer unter der Rekordhitze und Trockenheit, da kommt schon die nächste Nachricht zum Thema Extremwetter: Nach den Hitzewellen haben Forscher nun auch beim Starkregen eine klare Häufung festgestellt. Daran beteiligt: der Klimawandel.

Hochwasser in Deutschland

Auch die letzten „Jahrhundert-Hochwasser“ in Deutschland wurden von Starkregen ausgelöst (Foto: mb67/Fotolia)

Das Hoch „Annelie“ hat Deutschland in den letzten knapp zwei Wochen reichlich Hitze beschert. Temperaturen von knapp 40 Grad, Sonne pur, nur unterbrochen von einigen Wärmegewittern, brachte den Sommer in seiner extremsten Form zu uns. Ob diese Hitzewelle „normal“ ist oder eine Folge des Klimawandels, lässt sich an einem solchen Einzelfall nicht ermitteln. Der Trend aber zeigt klar eine Häufung solcher Hitzeperioden in den letzten 30 Jahren in vielen Regionen der Erde und auch in Deutschland.

Klarer Trend bei Hitzewellen …

So gab es in Hamburg vor 1994 noch gar keine zweiwöchigen Hitzeperioden mit mindesten 30 Grad Tagestemperatur, danach aber bereits vier Mal. Frankfurt am Main erlebte seit 1990 zwölf solcher Hitzewellen, Mannheim sogar 15, wie der Deutsche Wetterdienst berichtet. Dass der Mensch an dieser Entwicklung Mitschuld hat, scheint inzwischen kaum mehr strittig: Bis zu drei Viertel der Hitzewellen würde es heute nicht geben, wenn der Mensch nicht durch seine Treibhausgas-Emissionen das Klima angeheizt hätte, wie Forscher im April 2015 nachwiesen.

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… und jetzt auch bei Starkregen

Jetzt berichten Forscher des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) um Jascha Lehmann auch von Starkregenfällen Ähnliches: Bis 1980 sind die hin und wieder auftretenden sintflutartigen Regenfälle in vielen Regionen der Erde noch mit natürlichen Schwankungen zu erklären. Doch seither hat die Häufigkeit dieser Extrem-Niederschläge stärker zugenommen, als es allein durch natürliche Faktoren erklärbar wäre. Das ergab ihre statistische Analyse von Regendaten tausender Wetterstationen weltweit für die Jahre 1901-2010.

Verglichen mit einem Szenario ohne Klimawandel haben solche Rekord-Regenfälle in den letzten rund 30 Jahren weltweit durchschnittlich um zwölf Prozent zugenommen. „Weil der Trend nach oben weist, beträgt die Zunahme von Rekord-Regenfällen im letzten der untersuchten Jahre sogar 26 Prozent“, berichtet Lehmann. Dabei gibt es allerdings starke regionale Unterschiede: In Südostasien gibt es inzwischen sogar 56 Prozent mehr Starkregen-Ereignisse, in Europa immerhin noch 31 Prozent mehr. Dafür sind diese Niederschlags-Spitzen im Westen der USA und im Mittelmeer-Raum um gut 20 Prozent seltener geworden.

Überschwemmungen und Jahrhundertfluten

Was gehäufte Extrem-Regen auslösen können, zeigen die Jahrhundertfluten der letzten Jahrzehnte: In Pakistan verursachte Starkregen im Jahr 2010 verheerende Überschwemmungen, bei denen Hunderte Menschen starben. Im gleichen Jahr kam es auch in Texas zu einer ganzen Serie von Blitzfluten durch Starkregen. Und seit 1997 haben sich in Deutschland nicht weniger als drei sogenannte Jahrhundertfluten ereignet – also innerhalb von nur wenigen Jahren.

„In allen diesen Regionen hat die Regenmenge, die an einem Tag zu Boden stürzte, örtliche Rekorde gebrochen“, erklärt Lehmann. „Jedes dieser einzelnen Ereignisse hat eine ganze Reihe von verschiedenen Auslösern, aber insgesamt sehen wir bei diesen am jeweiligen Ort so nie dagewesenen Unwettern einen klaren Trend: sie nehmen zu.“

Klimawandel schuld an jedem vierten Starkregen

Aber heißt das automatisch, dass der Klimawandel an dieser Zunahme schuld ist? Nur bedingt. Denn natürlich belegt eine statistische Analyse allein noch keine direkte Ursache-Wirkung-Beziehung. Allerdings ist aus der Klimaforschung bekannt, dass eine wärmere Atmosphäre auch mehr Wasser speichern kann. Wie viel, lässt sich mit physikalischen Gleichungen ziemlich genau erfassen. Berücksichtigt man dann noch Luftströmungen und generelle Atmosphärendaten, dann lässt sich ermitteln, wie wahrscheinlich es ist, dass sich diese Feuchtigkeit in einem Starkregen entlädt.

In ihrer Studie zeigen die Forscher, dass die beobachtete Zunahme von extremen Starkregen tatsächlich zu dem passt, was man durch den Einfluss der globalen Erwärmung rein thermodynamisch erwarten würde. Für die Regionen, für die es gute Wetterdaten gibt, beispielsweise Europa, die USA und Teile Asiens, können sie daher aussagekräftige Schlüsse zum Zusammenhang von Klimawandel und Starkregen ziehen.

Ihr Fazit: „Einer von zehn Rekord-Regen in den vergangenen 30 Jahren ist nur durch den Einfluss der langfristigen Klima-Erwärmung zu erklären“, sagt Koautor Dim Coumou vom PIK. „Und im letzten untersuchten Jahr, 2010, ist es sogar einer von vier Rekord-Regenfällen.“ Nach Ansicht der Forscher ist dieser Trend beunruhigend, birgt aber auch eine gute Nachricht in sich: „Weil dieser Trend übereinstimmend ist mit der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung, kann er auch vom Menschen wieder gedreht werden – nämlich wenn sie den Ausstoß von Treibhausgasen aus fossilen Brennstoffen rasch und stark reduzieren“, so Coumou.

Quelle: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Publikation: Climatic Change, doi: 10.1007/s10584-015-1434-y

© natur.de – Nadja Podbregar
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