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Kakteen: Bedrohte Stachelwesen

Ein Drittel der Kakteen weltweit sind vom Aussterben bedroht

Kakteen: Bedrohte Stachelwesen
Kaktus
Stacheliger Rumpf und prachtvolle Blüte: Der Kaktus Mammillaria herrerae (Foto: Jardín Botánico Regional de Cadereyta)
Eigentlich gelten Kakteen als hartgesottene Überlebenskünstler. Doch das hilft ihnen offenbar nicht gegen die größte Gefahr: uns Menschen. Denn wie sich jetzt zeigt, ist gut ein Drittel aller Kakteenarten vom Aussterben bedroht. Vor allem der illegale Handel bedroht weltweit Hunderte von Arten. Das Ausmaß der Bedrohung überrascht selbst Biologen.

Die hoch aufragenden Säulen der Kakteen sind aus vielen Wüsten und Trockengebieten der Neuen Welt kaum wegzudenken. Sie prägen ganze Landschaften und bilden eine entscheidende Überlebenshilfe für viele Tiere dieser Gebiete. Von dem Wasser, das im saftigen, wenn auch von Stacheln geschützten Fruchtfleisch der Kakteen gespeichert ist, leben in den Wüsten Amerikas viele Kleinsäuger, aber auch Echsen, Vögel und sogar Kojoten. Der Nektar der Kaktusblüten liefert Fledermäusen, Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten wertvolle Nährstoffe.

Aber auch für die menschlichen Bewohner der Wüstengebiete sind Kakteen schon seit Jahrhunderten ein wichtiger Teil der Nahrungsversorgung. So gilt beispielsweise der Stamm der Kaktusart Opuntia ficus-indica in Mexiko als ähnlich nahrhaft wie ein Steak und die Wurzeln der Art Ariocarpus kotschoubeyanus werden als Mittel gegen Entzündungen verwendet. Dass viele dieser Arten längst akut bedroht sind, war bisher schlicht unbekannt.

Bedrohter als Säugetiere und Vögel

Umso überraschender sind die Ergebnisse einer ersten systematischen Erhebung des Bedrohungsstatus durch Forscher der International Union for Conservation of Nature (IUCN). Erstmals haben die Biologen dafür Häufigkeit und Entwicklung von 1478 Kakteenarten ermittelt. Nur elf Prozent von diesen waren bisher jemals für eine Rote Liste untersucht worden.

Das traurige Resultat: 31 Prozent der Kakteenarten sind vom Aussterben bedroht. Damit sind sie gefährdeter als Säugetiere und Vögel und stehen auf der Liste der bedrohten Organismengruppen an fünfter Stelle, wie die Forscher berichten. Nur Zikaden, Amphibien, Korallen und Koniferen sind noch stärker bedroht. „Die Resultate dieser Erhebung sind ein echter Schock für uns“, sagt Barbara Goettsch von der IUCN. „Wir haben nicht erwartet, dass Kakteen so hochgradig gefährdet sind.“

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Illegaler Handel schadet am meisten

Die größte Bedrohung für Kakteen sind dabei nicht natürliche Umweltveränderungen oder der Klimawandel – es sind wir Menschen. Und das ganz direkt, denn das illegale Sammeln und der Schmuggel von Kakteen ist bei 47 Prozent aller bedrohten Kakteenarten der Hautgrund für die Gefährdung. Vor allem in Peru, Chile und Mexiko dezimiert der illegale Handel mit Samen und lebenden Kakteenpflanzen die Bestände teilweise dramatisch, wie die Biologen berichten.

„Diese Ergebnisse sind beunruhigend“, meint Inger Andersen, Generaldirektor des IUCN. „Sie bestätigen, dass das Ausmaß des illegalen Handels mit Tieren und Pflanzen viel größer ist als bisher gedacht.“ Demnach sind nicht nur bekannte Tierarten wie Nashörner, Elefanten oder Affen von Wilderei und Schmuggel betroffen, sondern auch viele Pflanzen und Tiere, die bisher als weniger betroffen galten.

Europäer haben Mitschuld

Mitschuld an der Misere sind Kakteenliebhaber in aller Welt. Denn 86 Prozent der bedrohten Arten, die im Pflanzenhandel angeboten werden, stammen aus dem Freiland und wurden größtenteils illegal gesammelt. Vor allem europäische und asiatische Sammler leisten dem „Wildern“ von Kakteen den größten Vorschub – je seltener und bedrohter ein Kaktus ist, desto begehrter ist dieser bei ihnen.

Ein Beispiel ist die einst häufige Kakteenart Echinopsis pampana, die in der Puna-Wüste in Peru heimisch ist. Weil dieser Kaktus als Zierpflanze so beliebt ist, hat sich die Population in den letzten 15 Jahren um mehr als die Hälfte reduziert. Wie die Forscher erklären, ist dieser Verlust zudem irreversibel, denn Teile der Wüste, die einst mit den Kakteen bewachsen waren, sind inzwischen in Siedlungen umgewandelt worden. Die Art gilt inzwischen als gefährdet.

Besserer Schutz dringend nötig

„Die aktuelle Erhebung zeigt, dass wir dringend einen besseren und nachhaltigeren Umgang mit den Kaktus-Populationen benötigen“, so Andersen. „Diese Pflanzen können auf Dauer diesem Sammeldruck und dem Habitatverlust nicht standhalten.“ Seitdem im Jahr 1975 einige Kakteenarten in die Anhänge der Artenschutzkonvention CITES aufgenommen wurden, hat sich der Handel mit wildgesammelten Kakteen zwar leicht reduziert.

Weil aber der Artenschutz in vielen Ländern schlicht umgangen und nicht kontrolliert wird, bleibt die Bedrohung hoch. Zumindest Mitschuld am Artenschwund bei den Kakteen haben in einigen Gebieten Mittel- und Südamerikas zudem die Landwirtschaft und die sich ausdehnenden Siedlungen. Weil die Wüsten und Trockengebiete gemeinhin als eher karg und wenig ökologisch wertvoll galten, waren sie lange Zeit ein „Stiefkind“ des Naturschutzes. Das müsse sich nun dringend ändern, so die IUCN-Forscher.

Quelle: Nature Plants, doi: 10.1038/nplants.2015.142

© natur.de – Nadja Podbregar
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