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Katastrophen: Klima, Hunger und Armut machen verwundbar

Weltrisiko-Bericht 2015

Katastrophen: Klima, Hunger und Armut machen verwundbar
Nach Taifun Haiyan
Überlebende nach dem Taifun Haiyan auf den Philippinen. (Foto: US Navy)
Wo auf der Welt ist das Katastrophenrisiko am größten? Wo sind Gesellschaften am verwundbarsten, wenn Dürre, Sturm oder Überschwemmung herrschen? Diese Frage untersuchen Forscher für den Weltrisikobericht. Dabei zeigt sich: Neben der Häufigkeit der Naturereignisse sind Infrastruktur, Armut und die Ernährungssicherheit eines Landes entscheidend.

Naturereignisse wie ein Wirbelsturm, ein Erdbeben oder eine Dürre lassen sich nicht verhindern oder beseitigen – sie sind Teil der Natur. Ob aber ein solches Ereignis eine Katastrophe auslöst, hängt davon ab, welche Auswirkungen es auf die betroffenen Regionen und Gesellschaften hat. Ein Erdbeben in einer menschleeren Wüste beispielsweise ist keine Katastrophe, ebensowenig eine Sturmflut an einer Küste, die gut durch Deiche gesichert ist.

Verwundbarer durch Armut und mangelnde Infrastruktur

„Die Verwundbarkeit eines Landes bestimmt zum großen Teil, ob eine Naturgefahr zur Katastrophe werden kann“, erklärt Jörn Birkmann von der Universität Stuttgart, einer der für den Weltrisikoindex verantwortlichen Wissenschaftler. Dies demonstriert auch der Vergleich des Hurrikans Sandy vor der Ostküste der USA mit dem Taifun Haiyan im Pazifik. Beide Stürme hatten eine sehr hohe Zerstörungskraft. Doch während auf den Philippinen rund 6.400 Menschen starben, waren es in den USA 210 – auch weil in den USA die nötige Infrastruktur und Wirtschaftskraft existiert, um Gebäude stabiler zu bauen und schnell Katastrophenhilfe zu leisten.

Im Weltrisikoindex stuft ein internationales Forscherteam im Auftrag des Bündnis Entwicklung Hilft regelmäßig 171 Länder danach ein, wie anfällig sie gegenüber Naturkatastrophen sind. Bei den 28 Indikatoren wird unter anderem berücksichtigt, wie gut die Infrastruktur ist – beispielsweise die Wasserversorgung, das Gesundheitssystem, die Straßen oder die Stabilität der Gebäude. Außerdem bewerten die Forscher, wie groß der Anteil besonders junger, alter und armer Menschen ist und wie hoch das Bruttoinlandsprodukt des Landes ist. Zusammen mit dem Risiko für bestimmte Naturereignisse wie Stürme, Überschwemmungen oder Dürren ergibt sich daraus die Position im Risikoindex.

Weltrisikoindex 2015

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Einstufung von 171 Ländern nach dem Weltrisiko-Index 2015 (Grafik: Bündnis Entwicklung Hilft / UN University)

Inselstaaten sind am stärksten gefährdet

Das Ergebnis für 2015: Wie schon in den Vorjahren führt der pazifische Inselstaat Vanuatu die Liste der am meisten gefährdeten Staaten an. Das Atoll in der Südsee ist akut vom Meeresspiegelanstieg bedroht und wird zudem häufig von Wirbelstürmen getroffen. Auffallend auch: Unter den 15 Ländern mit dem höchsten Katastrophenrisiko sind sechs Inselstaaten und neun mit ausgedehnten Küstengebieten.

Im Vorfeld des Weltklimagipfels in Paris unterstreicht dieses Ranking erneut, dass die Folgen des Klimawandels schon jetzt zu spüren sind – und dass es ausgerechnet die am härtesten trifft, die am wenigsten zur Erwärmung beigetragen haben. „Auch noch so weitreichende Strategien zum Katastrophenschutz alleine werden nicht ausreichen, wenn die Staatengemeinschaft sich nicht zu einer mutigen Klimapolitik durchringt, die die Situation der von Katastrophenrisiken am stärksten betroffenen Gruppen und Länder berücksichtigt“, kommentiert Martin Bröckelmann-Simon vom Bündnis-Mitglied Misereor.

Der Faktor Ernährung

Darüber hinaus zeigt der Risikoindex, dass sich die Länder mit der höchsten Anfälligkeit gegenüber Naturkatastrophen in den Tropen konzentrieren: Südostasien, Afrika und Mittelamerika liegen in der Verwundbarkeit vorne, ebenso beim Mangel an Bewältigungskapazitäten. Ein Faktor, der dafür eine wichtige Rolle spielt, ist die Ernährung: „Der Bericht zeigt deutlich, dass eine Hunger und schlechte Ernährungssituation negative Auswirkungen auf das Katastrophenrisiko haben“, sagt Matthias Garschagen von der Universität der Vereinten Nationen. „Die Anfälligkeit der entsprechenden Bevölkerung gegenüber Naturgefahren wird hierdurch deutlich erhöht.“

Aber auch umgekehrt kann eine Katastrophe fatale Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit haben. Hochwasser- oder Wirbelsturmereignisse beispielsweise zerstören oft nicht nur Ernten und Nahrungsspeicher, sondern auch Transportinfrastruktur, und beeinträchtigen somit die Versorgung von Krisengebieten. Im schlimmsten Fall führt die Verquickung von Katastrophen und Ernährungsunsicherheit zu einer fatalen Abwärtsspirale, in der die betroffenen Menschen von einer Krise in die nächste geraten.

Vor allem in den Gebieten Afrikas südlich der Sahara kommen damit gleich mehrere Faktoren zusammen: In diesen Länder leiden viele Menschen unter Hunger und Mangelernährung und noch dazu machen Armut und fehlende Infrastruktur die Länder als Ganzes verwundbar. Als wäre das nicht genug, prognostizieren Klimaforscher für diese Gebiete auch besonders starke Auswirkungen des Klimawandels.

Quelle: Bündnis Entwicklung Hilft / UN University

© natur.de – Nadja Podbregar
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