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Kaum geschlüpft, schon verhungert

Rebhuhn-Küken finden in Deutschland kaum noch Futter

Kaum geschlüpft, schon verhungert
Rebhuhn
Das Rebhuhn und sein Nachwuchs finden heute bei uns kaum noch Nahrung (Foto: rakuliren/ Fotolia)
Felder und Wiesen sind momentan Kinderstube für viele Tiere. Fast schon als Nachzügler kommen jetzt im Juli die Rebhuhn-Küken auf die Welt. Sie müssen schon vom ersten Tag an ums Überleben kämpfen – denn in unserer Agrarlandschaft gibt es für sie kaum noch Futter.

Das Rebhuhn war einst in fast ganz Europa häufig. Die gedrungenen Vögel kommen sogar in antiken Sagen und Fabeln vor und galten jahrhundertelang als wohlschmeckende Jagdbeute. Inzwischen jedoch werden die Rebhühner in Europa sogar als gefährdet eingestuft. „Europaweit ist die Rebhuhnpopulation seit 1980 um 94 Prozent eingebrochen“, berichtet Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung. In Deutschland sollen noch rund 50.000 Brutpaare leben.

Der Hauptgrund dafür: In unserer durchrationalisierten Agrarlandschaft fehlt es den Bodenbrütern an geeigneten Nistmöglichkeiten. Feldraine, Hecken und andere abwechslungsreiche Lebensräume gibt es kaum noch. Hinzu kommt, dass den Rebhühnern auch das Futter fehlt. Sowohl Wildkräuter, Sämereien als auch Insekten sind wegen der intensiven Landwirtschaft nur noch spärlich zu finden.

Rebhuhn-Küken verhungern

Besonders fatal wirkt sich dies jetzt im Hochsommer aus – wenn die Rebhuhn-Küken beginnen, nach Futter zu suchen. Als Nestflüchter folgen Rebhuhn-Küken ihren Eltern auf Schritt und Tritt und lernen so ganz schnell, wo sie ihr Futter finden. Der gerade erst geschlüpfte Nachwuchs lebt fast ausschließlich von tierischem Eiweiß. Vor allem Ameisenlarven stehen auf ihrem Speiseplan, die meist auf lichten Bodenstellen und an Feldrändern zu finden sind.

Und genau hier liegt das Problem: Durch die intensive Landwirtschaft gibt es quasi keine offenen Bodenstellen mehr, auf denen Ameisen und andere Insekten existieren. Der häufige Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft gibt den letzten Insekten den Rest. „Die Küken-Sterblichkeit ist in den vergangenen Jahrzehnten enorm gestiegen“, sagt Kinser. „Die Küken verhungern schlichtweg.“

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Kräuter sähen für den Rebhuhn-Schutz

Wildbiologen sind sich einig: Der Mangel an geeignetem Lebensraum für Brut und Kükenaufzucht ist die Hauptursache für den Rückgang des Rebhuhnbestands in Deutschland. Um Abhilfe zu schaffen, haben Forscher und Naturschutzorganisationen das europäische Gemeinschaftsprojekt PARTRIDGE gestartet. „In unseren Untersuchungsgebieten legen Landwirte strukturreiche Blühflächen für die Rebhühner an“, erklärt Projektleiter Eckhard Gottschalk von der Universität Göttingen. Als sogenannte Agrarumweltmaßnahmen werden diese freiwilligen Artenschutzleistungen der Landwirte mit einem finanziellen Ausgleich honoriert.

„Das Besondere daran ist, dass es einen Teil mit älterer Vegetation gibt, in dem die Altvögel genügend Deckung zum Brüten finden, und einen frisch eingesäten, lichten Vegetationsbereich, in dem sich die Küken an Spinnen und Larven satt futtern können“, erklärt Gottschalk. Erste Untersuchungen zeigen, dass in den frisch eingesäten Bereichen der Blühflächen die Insektendichte vier Mal höher als in einem normalen Getreideacker.

Allerdings: Die öffentlichen Mittel für solche Leistungen sind knapp bemessen und nur wenige Landwirte nehmen bisher an Agrarumweltmaßnahmen teil. „Der Löwenanteil der landwirtschaftlichen Förderung wird im Moment per Gießkanne verteilt. Damit wird es keine Trendwende beim Rebhuhn geben“, kritisiert Andreas Kinser. „Wir fordern eine gezielte Unterstützung von Landwirten, die bei der Produktion Rücksicht auf Wildtiere nehmen.“

Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung

© natur.de – Nadja Podbregar
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