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Klimaerwärmung: Hummeln können nicht ausweichen

Bestäuber unter Druck

Klimaerwärmung: Hummeln können nicht ausweichen
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Die Bestäubungsleistung der Hummeln lässt Samen und Früchte reifen. (Foto: Courtesy of Jeremy T. Kerr)
Forscher schlagen „Hummel-Alarm“: Während viele Lebewesen ihre Verbreitungsgebiete durch die Klimaerwärmung nach Norden ausdehnen konnten, gelingt dies den Hummeln nicht. Die Lebensräume der ökologisch und ökonomisch wichtigen Bestäuber schrumpfen deshalb alarmierend.

Der Klimawandel macht sich immer deutlicher bemerkbar: Im Norden Europas und Nordamerikas wird es immer milder, dafür brutzelt’s aber im Süden – hier machen Trockenheit und Hitze der Natur zunehmend zu schaffen. Untersuchungen zufolge ist es einigen Pflanzen- und Tierarten aber geglückt, ihre Verbreitungsgebiete entsprechend anzupassen: Die Gebietsverluste im heißen Süden kompensierten sie durch Landgewinne im Norden. Ob dies auch für die Hummel-Arten Europas und Nordamerikas gilt, hat nun ein internationales Forscherteam systematisch untersucht.

Sie durchstöberten dazu teils über hundert Jahre alte Insekten-Sammlungen von naturwissenschaftlichen Einrichtungen und privaten Sammlern in Europa, den USA und Kanada. Da von jeder präparierten Hummel Artzugehörigkeit, Fundort und das Datum des Eingangs bekannt ist, konnten die Forscher zu 36 europäischen und 31 nordamerikanischen Hummelarten eine Datensammlung entwickeln. Sie umfasst den Zeitraum von 1901 bis 2010.

Brummer im Sinkflug

Die Auswertungen zeigten: Die Verbreitungsgebiete der Hummelarten schrumpfen drastisch. Ihre südlichen Grenzen haben sich in den vergangenen hundert Jahren durchschnittlich um etwa 300 Kilometer zurückgezogen. Im Norden gibt es dafür aber keine Zugewinne zu verzeichnen, beichten die Forscher. Besonders dramatisch hat sich die Situation seit den 70er Jahren verschärft. „Einer der erschreckendsten Aspekte ist, wie schnell sich die Situation ändert“, sagt Sheila Colla von der York University in Toronto. „Wir reden über ein paar Jahrzehnte: Spezies, die Erwachsene als Kinder in bestimmten Gebieten noch gesehen haben, gibt es dort heute nicht mehr“, so die Forscherin.

Den Untersuchungen zufolge ist für den Rückgang nicht die Landwirtschaft oder der Einsatz von Insektiziden verantwortlich: „Die Hummeln verschwinden auch von südlichen Gebieten, wo es gar keine Landwirtschaft gibt“, sagt Kerr. „Es zeichnet sich hingegen ab, dass immer häufigere Wetterextreme wie Hitzewellen die Hummel-Arten hart getroffen haben“.

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Dem Forscher zufolge liegt der Grund für die Empfindlichkeit in der Evolutionsgeschichte: Die pummeligen Cousinen der Honigbienen haben sich nämlich in kühlen Breiten entwickelt und mögen deshalb keine Hitze. Unklar bleibt dabei aber, warum sie sich bisher nicht im milder werdenden Norden ausbreiten konnten. „Die Hummeln sollten eigentlich in der Lage sein, dort neue Kolonien zu bilden“, sagt Paul Galpern von der University of Calgary. „Wir wissen nicht genau, was die Ursache der Stagnation am nördlichen Ende der Verbreitungsgebiete ist“.

Siedlungsprojekte könnten helfen

Die Forscher schlagen deshalb nun vor, den Insekten bei der Eroberung des Nordens zu helfen. „Unterstützte Migration“ heißt das Stichwort: „Wir brauchen Strategien, damit die Hummeln mit den Auswirkungen des Klimawandels besser zurecht kommen – vielleicht helfen ihnen Umsiedlungsaktionen in nördliche Gebiete“, sagt Kerr. Doch die Forscher betonen: Letztlich muss die Menschheit das Problem an der Wurzel packen und den Klimawandel endlich stoppen.

Quelle: Science, doi:10.1126/science.aaa7031

© natur.de – Martin Vieweg
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