Seit einer Woche schon läuft die UN-Klimakonferenz in Marrakesch. Nun, in Woche zwei, beginnt die heiße Phase. Aus aller Welt reisen Staats- und Regierungschefs an und schalten sich in die Verhandlungen ein. Für Deutschland ist seit diesem Montag Umweltministerin Barbara Hendricks vor Ort. Und gemeinsam mit den anderen Regierungsvertretern hat sie es tatsächlich noch im allerletzten Moment geschafft: Der Klimaschutzplan 2050, mit dem Deutschland aufzeigen will, wie es die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu Hause umsetzen will, ist pünktlich zur Abreise der Ministerin am Montag vom Kabinett beschlossen worden. Und natürlich stand der Plan beim ersten Presseauftritt von Barbara Hendricks am Montagnachmittag in Marrakesch dann auch gleich im Mittelpunkt. „Das ist eine klare Ansage, dass wir Paris ernst nehmen“, sagte sie.
Es ist Zeit zu handeln
Genau um diese Aussage dreht sich die COP22 in Marrakesch. „Act“, „Agir“ – in mehreren Sprachen steht es in diesen Tagen auf Postern überall in Marrakeschs Straßen: Es ist Zeit zu handeln. Auf der Klimakonferenz in Marrakesch sprechen die Delegationen darüber, wie den Zielen, die vor einem Jahr in Paris vereinbart wurden, Taten folgen. Noch ist vieles unklar: Fast niemand hatte damit gerechnet, dass das Pariser Abkommen so schnell in Kraft treten würde – noch vor der COP in Marrakesch. Mit Spannung erwartet wird deshalb die erste Vertragsstaatenkonferenz des Abkommens (CMA1) in dieser Woche.
An Tatendrang fehlt es bei der COP jedenfalls nicht, er ist überall auf dem Konferenzgelände zu spüren – sei es nun in den Zelten selbst oder auf dem Hunderte Meter langen Gang, der diese verbindet: Er ist die Hauptschlagader der Zeltstadt, hier tauschen sich Delegierte, Journalisten und Vertreter von NGOs über die neuesten Entwicklungen aus oder eilen mit flatternden Teilnehmerausweisen um den Hals zum nächsten Meeting.
Konkretes oder Kompromisse?
Wie viel Konkretes am Ende herauskommt, lässt sich noch nicht abschätzen. Wo viele Parteien sich einigen müssen, bleibt manchmal nicht mehr als vage Kompromisse. Ähnliches hat man nun auch beim deutschen Klimaschutzplan erlebt. Zwar macht er den einzelnen Sektoren zum ersten Mal konkrete Minderungsvorgaben – wie diese aber erreicht werden soll, dazu fehlen die Maßnahmen. Und auch beim Thema Kohle mussten konkrete Zielpfade für den Ausstieg dem Kompromiss weichen, den Plan überhaupt noch rechtzeitig zur COP verabschieden zu können.
Lea Sibbel arbeitet für den WWF Deutschland bloggt für uns live von der Klimakonferenz in Marrakesch.