Überprüfung durch rückwärtige Simulationen
Zunächst verglichen sie dazu die simulierten und beobachteten Temperaturtrends für jeweils 15 Jahre seit dem Jahr 1900. Das heißt konkret: Sie erfassten welche Temperaturentwicklung die 114 verfügbaren Modelle für die jeweils folgenden 15 Jahre berechnet hätten. Die Ergebnisse verglichen sie dann mit den geschichtlichen Messungen. Unter Berücksichtigung der Klimagrößen der Vergangenheit konnten die Klimaforscher auf diese Weise überprüfen, ob die Modelle die Wirklichkeit korrekt erfassen. Den Analysen von Marotzke und Forster zufolge hielten die 114 Modellrechnungen diesem Test stand. Besonders als Ensemble erfassen sie die Wirklichkeit offenbar gut: „Im Großen und Ganzen stimmen die simulierten Trends mit den Beobachtungen überein“, sagt Marotzke.
Zufall und Chaos prägen das Klima
In einem weiteren Ansatz analysierten die beiden Klimaforscher dann, was die Ursache für die scheinbar ungenauen Vorhersagen sein könnte, um nachvollziehen zu können, warum die Prognosen für die vergangenen 15 Jahre von der tatsächlichen Entwicklung abwichen. Mit statistischen Verfahren beurteilten Marotzke und Forster die Beiträge der möglichen Einzelfaktoren in den Klimamodellen. Ihr Fazit: Keiner der physikalischen Gründe erklärt die Streuung der Prognosen und die Abweichung von den Messungen. Ein Faktor erkläre sie hingegen gut: der Zufall. Sie erklären die Erwärmungspause mit zufälligen Schwankungen, die sich durch die chaotischen Prozesse im Klimasystem ergeben. „Die Behauptung, dass die Klimamodelle die Erwärmung auf Grund der zunehmenden Treibhausgaskonzentration systematisch überschätzen, ist unzutreffend“, resümiert Marotzke.
Die Ergebnisse der Forscher entkräften vor allem den Vorwurf, die Modelle reagierten zu empfindlich auf eine Erhöhung der Kohlendioxid-Konzentration: „Sollte eine zu große Empfindlichkeit der Modelle der Grund sein, warum die Modelle für die vergangenen 15 Jahre einen zu großen Temperaturtrend berechneten, müssten die Modelle, die von einer hohen Empfindlichkeit ausgehen, einen größeren Temperaturtrend berechnen als die anderen“, sagt Piers Forster. Das ist aber nicht der Fall.
Fazit: Kein Grund für Entwarnungen
Unterm Strich geht aus den Ergebnissen der beiden Wissenschaftler nun erneut klar eine Botschaft hervor: Es gibt keinen Grund zur Entwarnung. Die Gemeinde der Klimaforscher scheint mit ihren Vorhersagen ziemlich richtig zu liegen. Das bedeutet: Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird sich die Erde weiter aufheizen. Welche Folgen dies konkret mit sich bringen wird, können wir bisher nur erahnen. Die Welt ist im Wandel – und das wird der Menschheit vermutlich ordentlich Probleme bereiten.
Quelle: Nature, doi:10.1038/nature14117, Mitteilung der Max-Planck-Gesellschaft
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