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Klimawandel bedroht Solitär-Bienen

Heimische Bienenarten kommen mit verschobenem Frühlingsanfang nicht klar

Klimawandel bedroht Solitär-Bienen
Mauerbiene
Die Rote Mauerbiene (Osmia bicornis) leidet unter dem klimabedingt verschobenen Blühbeginn ihrer Futterpflanzen (Foto: Mariela Schenk)
Für die Bestäubung unserer heimischen Pflanzen sind solitäre Bienen enorm wichtig. Doch gerade sie leiden besonders unter dem Klimawandel, wie Forscher herausgefunden haben. Der wärmere Frühling lässt die Bienen zu früh schlüpfen – als Folge verhungern sie.

In Deutschland leben rund 550 verschiedene Bienenarten, die meisten davon gehören zu den solitären Bienen. Diese leben nicht in einem großen Bienenstaat, sondern einzeln: Jedes Bienenweibchen legt mehrere eigene Nester an und versorgt seine Nachkommen alleine. Solitäre Bienen nutzen ihre kurze Lebensspanne von wenigen Wochen ausschließlich, um sich fortzupflanzen und um ihre Nachkommen mit Proviant für die Entwicklung zu versorgen. Sie sind dabei auf Blütenpollen angewiesen, den sie oft nur auf bestimmten Pflanzenarten sammeln können.

Fein abgestimmte Synchronisation

Doch genau hier liegt das Problem: Für die Solitärbiennen ist ein gutes Timing beim Schlupf überlebenswichtig. Beenden sie ihre Winterruhe zu früh, laufen sie Gefahr, dass ihre Nahrungspflanzen noch nicht blühen. Kommen sie zu spät, gehen sie ebenfalls leer aus. Eigentlich hat die Natur im Laufe der Evolution dafür gesorgt, dass Bienen und Blüten nahezu perfekt aufeinander synchronisiert sind.

Der Klimawandel stört diese Synchronisation jedoch. Denn durch die Erwärmung beginnt die Vegetationsperiode für einige Pflanzen früher, für andere nicht und auch die Bienen reagieren auf die Temperaturveränderungen mit verschobener Winterruhe. Welche Folgen dies haben kann, hat nun Forscherteam der Universität Würzburg untersucht.

Schon wenige Tage Unterschied können tödlich sein

Die Biologen hielten dafür drei Solitärbienenarten in 36 Flugkäfigen. In diesen Käfigen konnten sie durch Manipulation der Temperatur und Lichtverhältnisse die Bienen entweder zeitgleich mit dem Erblühen ihrer Futterpflanzen schlüpfen lassen oder drei beziehungsweise sechs Tage zuvor. Die Forscher, wie dies die Aktivität der Bienen, ihren Nestbau und ihre Fortpflanzung beeinflusste. Auch ihre Lebensdauer registrierten sie.

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Das alarmierende Ergebnis: „Bereits eine kleine zeitliche Fehlabstimmung von drei oder sechs Tagen genügt, um den Bienen zu schaden“, erklärt Studienleiterin Mariela Schenk. Viele der Biene schafften es nicht, tagelang ohne ihre Futterpflanzen zu überleben. Andere überlebten zwar, zeigten aber eine verminderte Aktivität und produzierten weniger Nachkommen.

Negative Folgen trotz Ausgleichsstrategien

Diese negativen Folgen traten ein, obwohl die Tiere durchaus versuchten, den Schaden durch verschiedene Verhaltensstrategien zu begrenzen. So versuchte beispielsweise eine der drei Bienenarten, den Aufwand in der Versorgung der Nachkommen zu reduzieren, indem sie weniger Töchter und dafür mehr Söhne produzierte. Söhne benötigen viel weniger Nahrung als die deutlich größeren Töchter. „Diese Vorgehensweise könnte jedoch einen Populationsrückgang zur Folge haben“, erklärt Schenk.

Eine andere Bienenart versuchte, bei der Produktion von Nachkommen Zeit zu sparen, indem sie effektiver an die Sache heranging und die gleiche Anzahl an Nachkommen über weniger Nester verteilte. Diese Vorgehensweise vergrößert jedoch das Risiko, dass die Nachkommen Nesträubern und Parasiten zum Opfer fallen. Eine weitere Strategie war es, die Aktivität erst gegen Ende ihrer Lebenszeit zu erhöhen. Aber auch damit konnten die Bienen einen Rückgang ihrer Population nicht verhindern.

„Fatale Fitnessverluste“

„Obwohl wir feststellen konnten, dass die untersuchten Bienenarten artspezifische Strategien entwickelt haben, um die negativen Folgen von zeitlichen Fehlabstimmungen zu minimieren, litten die Tiere dennoch an fatalen Fitnessverlusten“, konstatiert Schenk. Zusammenfassend betrachtet bedeutet dies, dass viele Solitärbienen unter einem weiteren Fortschreiten des Klimawandels und damit der zeitlichen Verschiebungen der Jahreszeiten stark leiden könnten.

„Solche Entwicklungen können nicht nur den Rückgang der solitären Bienen weiter verschärfen, sondern auch den Bestäubungsdienst an den Pflanzen generell reduzieren“, warnt Schenks Kollegin Andrea Holzschuh. Dabei komme erschwerend hinzu, dass in Jahren mit besonders warmen Frühjahren die negativen Folgen dieser zeitlichen Fehlabstimmung extrem ausgeprägt sein können. In solchen Jahren kann der Bestand der Solitärbienn daher rapide zurückgehen.

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Fachartikel: Journal of Animal Ecology, doi: 10.1111/1365-2656.12694

© natur.de – Nadja Podbregar
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