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Kostbare Mini-Kläranlagen im Forscherblick

Wie geht’s den europäischen Süßwassermuscheln?

Kostbare Mini-Kläranlagen im Forscherblick
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Unscheinbar, aber enorm wichtig: Muscheln sind die natürlichen Kläranlagen der Gewässer. Ein internationales Forscherteam hat nun erstmals detailliert die Verbreitung der europäischen Süßwassermuschelarten untersucht und Informationen gewonnen, was für den Schutz der bedrohten Weichtiere wichtig ist.

 

Bis zu 40 Liter tägliche Filterleistung

„Eine einzelne Muschel filtert täglich bis zu 40 Liter Wasser“, sagt Jürgen Geist von der Technischen Universität München. Wo die schalenbewehrten Weichtiere Gewässer sauber halten, gesellen sich deshalb auch viele andere Lebewesen hinzu. „Und letztlich profitiert damit natürlich auch der Mensch von den Ökosystemdienstleistungen der Muscheln“, so Geist. Er und seine Kollegen aus insgesamt 26 europäischen Ländern haben den kostbaren Tierchen nun erstmals eine umfangreiche Studie gewidmet.

„Ein Ergebnis ist der große Unterschied zwischen Nord und Süd“, berichtet Geist. „Im Norden Europas, wie etwa in Skandinavien, existieren weniger Arten, dafür aber größere Populationen.“ Südeuropa verfügt hingegen über eine größere Vielfalt an Arten, von denen einige allerdings nur noch in wenigen Gewässern vorkommen. „Stirbt dann im Süden an nur einem Standort eine Muschelpopulation aus, kann dies bereits die Hälfte ihres Gesamtbestandes ausmachen“, sagt Geist.

Ansprüche unterscheiden sich deutlich

Konkret haben die Forscher nun Informationen zu den einzelnen Arten zusammengetragen, was ihre Ansprüche und Merkmale betrifft. Es gibt vereinfacht gesagt genügsamere Muschelarten, die in unterschiedlichen Gewässern überleben und sich einer veränderten Wasserqualität schnell anpassen können. Einige existieren dadurch sowohl in kühlen Flüssen und Bächen als auch in Seen. Andere Arten sind hingegen vergleichsweise anspruchsvoll – sie brauchen bestimmte Wasserqualitäten und sind auch auf spezielle Fischarten zu ihrer Verbreitung angewiesen. Aus den entsprechenden Detailinformationen wird nun klar, welche Faktoren die einzelnen Spezies in ihrem Lebensraum am meisten bedrohen und wie man sie davor schützen kann.

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Gezielte Schutzmaßnahmen gefragt

Um Süßwassermuscheln dauerhaft zu erhalten, sollten anhand der Daten nun Pläne mit definierten Zielen entwickelt werden, raten die Forscher. Zu den wichtigsten Faktoren gehören dabei die Wasserqualität, die Planung von Staudämmen, Bedrohungen durch invasive Arten und auch ein weiterer speziell wichtiger Punkt – die Bestände bestimmter Fischarten. Zum Lebenszyklus der Muscheln gehört nämlich ein zeitweises Dasein als Parasit auf Fischen: Die Larven der Tiere setzten sich auf ihnen fest und entwickeln sich auf ihnen, bis sie schließlich abfallen und sich zu Muscheln entwickeln. „Da Muscheln sehr abhängig von ihren Wirtsfischen sind und diese zunehmend weniger werden, sollte ein Augenmerk auf den Fischbeständen liegen, selbst wenn so manche Fischart keinen hohen ökonomischem Wert hat“, sagt Geist.

Quelle: Technische Universität München

© natur.de – Martin Vieweg
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