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Kraftakt am Strand

Reiseblog aus Costa Rica

Kraftakt am Strand
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Am Strand von Costa Rica
Teil III: Unser Redakteur Horst Hamm erfährt heute, wie zweischneidig Ökotourismus sein kann, und seine Kinder erleben den Höhepunkt ihrer Reise: die Eiablage der Schildkröten.

Der Tourismus in der Natur ist auch hier sehr zweischneidig: Es werden immer mehr Lodges und Hotels gebaut, in denen die Gäste unterkommen können. Dafür braucht man zunächst Holz – und dafür wieder Bäume. In der Trockenzeit wird in diesem regenreichen Land sogar das Wasser knapp. Dann werden diese Lodges oft direkt in die Korridore gebaut, die für Tiere angelegt werden (oder werden müssen). Damit wird aber gerade in die Natur eingegriffen.

Am Abend um acht, sehen wir endlich weswegen wir hierher gekommen sind: Unsere Gruppe wird von Barbara, unserer Führerin, über den kleinen Weg am Dschungel zu einem Strandabschnitt geführt, an dem die Schildkröten an Land kommen und ihre Eier ablegen. Zwei Gruppen teilen sich eine Schildkröte (ich glaube es war die Lederschildkröte, der Panzer ist jedenfalls gut einen Meter lang). Das heißt: Sobald die Schildkröten damit begonnen haben, ihre 90-110 Eier abzulegen, darf jeweils eine Gruppe für ein paar Minuten von hinten an das Tier herankommen und zuschauen, wie ein Ei nach dem anderen in die Grube fällt, das es vorher gegraben hat. Dann ist wieder Wechsel.

Als Licht dient eine Rotlichtlampe von Barbara. Sprechen ist verboten, Fotografieren (Blitzen) ist verboten, auch unsere hellen Taschenlampen, um die Schildkröte so wenig wie möglich zu stören. Nach einer halben Stunde ist alles vorbei. Mit den Hinterflossen beginnt die Schildkröte das Gelege vorsichtig zuzudecken. Sobald die Eier abgedeckt sind, legt sie mit den Vorderflossen nach, jetzt viel kräftiger, der Sand spritzt in alle Richtungen, wir gehen also etwas weiter weg, lassen das Tier jetzt auch in Ruhe (kostet alles Energie, sagt Barbara). Nach einer guten Stunde robbt das Tier zurück in den Atlantik, immer zehn, elf Flossenzüge durch den Sand, ein paar Sekunden Luft holen und dann das gleiche wieder – und dann verschwindet es im Ozean.

Während wir dort stehen und die eine Schildkröte bestaunen, kommen zwei andere nur wenige Meter von uns an Land, die wir als Schemen an uns vorbeirobben sehen. Eine dritte sieht uns und kehrt wieder um in den Ozean. Insgesamt ist der Strandabschnitt, an dem Schildkröten hier an Land kommen, 25 Kilometer lang. Es werden also nur die allerwenigsten Schildkröten von den Touristen beobachtet (und gestört), und die Führer achten darauf, die Störung für die Tiere so gering wie möglich zu halten. Die Kinder sagen, trotz aller Einschränkungen: das war einer der Höhepunkte der Reise. Zwei- bis dreimal kommen die Muttertiere binnen weniger Wochen an den Strand, um ihre Eier abzulegen. Dann machen sie für zwei Jahre Pause.

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Nur jedes 1000ste oder 100000ste wird zu einer ausgewachsenen Schildkröte. Aber dieses Nachwuchssystem hat eine Million Jahre gut funktioniert. Erst jetzt, da der Mensch eingegriffen hat, sind die Tiere in Gefahr. Die Strandabschnitte werden verbaut durch Hotelanlagen und Mangrovenzuchten, Lichter vertreiben die Tiere, wenn sie ihre Eier ablegen wollen. Plastikbeutel, die im Meer treiben, werden zur tödlichen Gefahr, weil Schildkröten sie mit Quallen verwechseln, fressen und daran ersticken. Etliche geraten in Fischernetze, und selbst wenn sie gar nicht gejagt werden, ersticken sie und gehen als unerwünschter Beifang wieder über Bord.

Bild: Fotolia

© natur.de – Horst Hamm
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