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Krankheiten auf Vogelschwingen

Klimawandel beschleunigt Verbreitung von Krankheiten

Krankheiten auf Vogelschwingen
Je wärmer es in Alaska wird, desto häufiger treffen sich Tierarten, die bisher durch Eis und Schnee voneinander getrennt waren. Diese Nähe ist für Krankheitserreger ein Glücksfall: Sie wandern von einer Art auf die andere, vom Wasser ans Land und in den Körpern von Vögeln weiter denn je zuvor.

Während es in Europa gerade die Vogelgrippe wieder einmal in die Nachrichten geschafft hat, erregen in Alaska kleine weiße Würmer das Interesse der Forscher. Parasiten, die es bisher nur in südlicheren Breitengraden gab, hatten sich in Wildvögeln an der Nordwestküste Alaskas festgesetzt. Eine Frau hatte bei der Jagd auf die Vögel die unappetitlichen Bandwürmer in ihrer Beute gefunden und sich besorgt an ein lokales Netzwerk von Umweltbeobachtern gewandt. Im Labor identifizierten Wissenschaftler den Wurm als Splendidofilaria pectoralis, eine Art, die bisher nur aus dem Osten Kanadas bekannt war. Für dieses Mal konnten die Forscher Entwarnung geben: Der Bandwurm ist für den Menschen ungefährlich. Doch der Verdacht liegt nahe, dass es nicht bei einem Parasit oder Krankheitserreger bleibt, der es in den hohen Norden unserer Erde schafft.

Neues Klima, neue Gewohnheiten

Schuld daran ist der Klimawandel. Dass Eiskappen schmelzen, der Meeresspiegel steigt, und das Wetter immer extremer wird, ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Auch dass steigende Temperaturen besonders auf das empfindliche Gleichgewicht in den Polarregionen gravierenden Einfluss haben, ist mehr oder weniger bekannt. Doch diese Entwicklung wirkt sich auch auf die Verbreitung von Krankheiten aus. Um sich dem Klima anzupassen, ändern die Tiere ihre Gewohnheiten. Sie gehen neue Wege oder suchen nach zusätzlichen Nahrungsquellen. Dabei kommen sie anderen Arten nahe, mit denen sie bisher niemals Kontakt hatten. Rote Füchse wandern in den Norden und dringen dort in Jagdgebiete der Polarfüchse ein. Eisbären finden immer weniger Eisschollen und halten sich deshalb immer häufiger an den Küsten auf. Und viele arktische Vögel legen auf ihren Reisen in den Süden immer weitere Strecken zurück.
Diese wachsende Nähe der Tierwelt kann man überall beobachten, doch in den Polarregionen, wo die Erwärmung am schnellsten Spuren hinterlässt, ist der Effekt am stärksten. Für Viren, Bakterien und Parasiten sind diese Treffen ein Festmahl. Ihnen erschließen sich neue Wirte und neue Lebensräume, je näher die Tiere zusammenrücken, desto schneller verbreiten sich die Mikroorganismen. Sie springen dabei nicht nur von Vögeln auf Säugetiere oder umgekehrt, sondern sind sogar in der Lage, das Ökosystem zu wechseln, also etwa vom Land aufs Wasser. Vögel spielen in diesem System noch eine besondere Rolle. Sie können Erreger über weite Distanzen transportieren – manche davon mit tödlichen Folgen.

Cholera in Alaska

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Im November 2013 kam es beispielsweise auf der Insel St. Lawrence vor Alaska zu einem Ausbrauch der hochansteckenden Geflügel-Cholera. Hunderte von Seevögeln starben. „Eigentlich ist St. Lawrence im November völlig vereist“, erklärt Caroline Van Hemert, eine Biologin aus Anchorage, Alaska. „Aber im letzten Jahr hatten wir einen sehr warmen Herbst und Winter.“ Laut Van Hemert ist es das erste Mal, dass die Geflügel-Cholera in Alaska aufgetreten ist. Inwiefern das Klima oder die hohe Dichte an Vögeln auf der Insel für diesen Ausbruch mitverantwortlich ist, ist unklar. „Aber er traf in jedem Fall mit ungewöhnlichen Umweltbedingungen zusammen.“

Auch andere Untersuchungen und Hinweise, die Wissenschaftler gesammelt haben, deuten darauf hin, dass es einen Anstieg von Infektionskrankheiten in den nördlichen Breitengraden gibt. Doch einen klaren Trend festzustellen bleibt schwierig: Dafür ist die Datenlage noch zu dürftig. Van Hempert und ihre Kollegen versuchen jetzt, alles bisher vorhandene Wissen zusammenzutragen und Strategien zu entwickeln, um die massenhafte Verbreitung von Krankheitserregern in Wildvögeln einzuschränken.

Quelle: Wildlife health in a rapidly changing North: focus on avian disease. (2014) Caroline Van Hemert, John M Pearce, and Colleen M Handel . Frontiers in Ecology and the Environment, 12(10): 548–556, doi:10.1890/130291

Bild: USGS

© natur.de – Edith Luschmann
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