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Larven klauen Beute von Sonnentau-Pflanzen

Kurioses aus der Natur

Larven klauen Beute von Sonnentau-Pflanzen
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Larve auf dem Blatt des Sonnentaus Drosera graomogolensis in Minas Gerais, Brasilien (Foto: Paulo M. Gonella, University of São Paulo, SPF)
Mitesser in Klebefallen – brasilianische Schwebfliegen nutzen die Blättern von fleischfressenden Sonnentau-Pflanzen als Kinderstuben für ihren Nachwuchs, berichten Forscher. Die Larven wuseln offenbar durch den Klebstoff und verspeisen darin gefangene Insekten.

Sie ahmen oft das gestreifte Aussehen von Bienen und Wespen nach: Schwebfliegen sind eine artenreiche und weitverbreitete Insektengruppe. Auch bei uns kann man die charakteristischen Insekten beobachten, wie sie fliegend in der Luft zu stehen scheinen. Die Larven der meisten nördlichen Arten sind als Nützlinge bekannt: Sie ernähren sich von Blattläusen und anderen weichhäutigen Insekten, die Pflanzen zu schaffen machen. Bei den ebenfalls zahlreichen tropischen Arten ist dies aber nicht der Fall: Blattläuse sind eher selten, deshalb müssen die Larven der Schwebfliegen dort auch andere Nahrungsquellen nutzen. Welche dies sind, ist bei den allermeisten tropischen Schwebfliegenarten immer noch unklar.

Das galt auch für die Larven der bereits seit 180 Jahren bekannten brasilianischen Schwebfliegen-Art Toxomerus basalis. Wie sich nun herausstellte, ist deren Lebenstraum und Ernährungsweise höchst bizarr: Sie leben auf den glitzernden Klebe-Blättern von brasilianischen Sonnentauarten, berichtet ein internationales die Forscherteam. Bei den mit klebrigen Tentakeln und Fangschleim besetzten Blättern dieser fleischfressenden Pflanzen handelt es sich eigentlich um raffinierte Fallen für Insekten. Doch die Detailuntersuchungen der Forscher zeigten: Die offenbar speziell angepassten Larven der Schwebfliegen können sich problemlos durch den Leim bewegen und sich dabei als Mitesser betätigen: Sie fressen die Beutetiere des Sonnentaus, ohne selbst verdaut zu werden.

Kurioser Diebesparasitismus

Die wurmartigen Wesen verbringen ihre gesamte Larvenzeit in ihrem bizarren Schlaraffenland, bis sie sich schließlich auf der nicht klebrigen Blattunterseite der Pflanze verpuppen. Die schlüpfenden Schwebfliegen konnten die Forscher anschließend eindeutig als Toxomerus basalis identifizieren. Ihre Larven entdeckten sie auch auf gleich mehreren verschiedenen Sonnentau-Arten und in mehreren Bundesstaaten Brasiliens. „Es könnte durchaus sein, dass diese Schwebfliege viel weiter verbreitet ist, als bisher bekannt, oder dass auch andere Arten der Gattung Toxomerus dieses interessante Verhalten zeigen“, so Fernando Rivadavia, dem die Larven in ihrem seltsamen Lebensraum als Erstem aufgefallen waren.

Diese Entdeckung ist gleich in mehrerlei Hinsicht eine kleine Sensation, betont Andreas Fleischmann von der Botanischen Staatssammlung München und Leiter der Studie: „Es sind die ersten aus Südamerika bekannten Bewohner von Sonnentau-Arten, denn tierische Mitesser waren von dort bisher nur von Schlauchpflanzen bekannt“. Sein Kollege Ximo Mengual vom Museum Alexander König in Bonn ergänzt: „Außerdem stellt dieser sogenannte Diebesparasitismus für Schwebfliegen eine bisher völlig unbekannte, neue Ernährungsweise dar, was ökologisch und evolutionsbiologisch bemerkenswert ist“, so der Schwebfliegen-Spezialist. Dem ungewöhnlichen Zusammenleben wollen die Forscher nun auch weiter nachgehen.

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Quelle: Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns

© natur.de – Martin Vieweg
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