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Macht Glyphosat den Wein schlechter?

Unkrautbekämpfungsmittel hemmt Hefegärung und verringert Qualität

Macht Glyphosat den Wein schlechter?
Weinreben
Glyphosat ist gerade im Weinbau ein beliebtes Herbizid, hier eine Rebanlage in Südtirol (Foto: Freisingerhof)
Das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat ist wegen seiner ökologischen Folgen ohnehin schon umstritten. Jetzt haben Forscher herausgefunden: Im Weinbau kann das häufig eingesetzte Spritzmittel auch die Qualität des Traubenmosts und damit des Weins mindern.

Glyphosat ist heute das weltweit am meisten eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel. Wird eine Fläche mit diesem Allround-Mittel behandelt, tötet es alle dort wachsenden Kräuter ab. Deshalb wird es vor allem im Obst- und Weinbau gerne genutzt, um das Unkraut unter den Bäumen beziehungsweise Rebstöcken zu beseitigen.

Doch neben den negativen Folgen für die Artenvielfalt auf solchen Flächen könnten sich Winzer mit dem Einsatz von Glyphosat auch selbst schaden. Der Grund: Glyphosat scheint die Qualität des Traubenmosts und damit auch des Weins zu beeinträchtigen. Entdeckt haben dies Matteo Scampicchio von der Universität Zürich und seine Kollegen bei einem Feldversuch in Bozen. Dort hatten sie Rebzeilen mit Gewürztraminer unterschiedlich behandelt. Eine Reihe Rebstöcke wurde mit Glyphosat gespritzt, eine mit Glyphosat und Harnstoff, eine mit Harnstoff und eine blieb ohne Pflanzenschutzmittel. Die von den Rebstöcken stammenden Trauben wurden getrennt gekeltert und vergoren.

Probleme bei der Gärung

Es zeigte sich: Die Trauben von den mit Glyphosat behandelten Rebstöcken vergoren deutlich langsamer als die restlichen Proben. Offenbar hatten die Hefen Probleme: „Im Normalfall finden die Hefen im Traubenmost alle notwendigen Stick- und Kohlenstoff-Quellen, um wachsen und für den Gärprozess sorgen zu können“, erklärt Scampicchio. „Allerdings kommt die Vergärung sehr viel langsamer in Bewegung, wenn bestimmte Aminosäuren fehlen.“

Einen weiteren Hinweis auf negative Folgen lieferte die sogenannte isotherme Kalorimetrie, eine Methode, mit der die Temperatur beim Vergären genau überwacht werden kann. Je nachdem, wie die Temperaturkurven ausfallen, kann man auf das Wachstum der Hefen schließen. „Die Kurven zeigen uns, ob die Hefen gute Bedingungen vorfinden oder Schwierigkeiten haben“, so Scampicchio. Im Fall der Glyphosat-Trauben maßen die Forscher niedrigere Gärtemperaturen – ein Hinweis darauf, dass die Hefen keine optimalen Bedingungen haben.

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Fehlende Aminosäuren

Den Grund für diese negativen Auswirkungen auf den Gärprozess sehen die Forscher in der Wirkung des Glyphosats auf den Pflanzenstoffwechsel: Offenbar stört das Mittel zwar nicht generell das Wachstum der Reben und Trauben. Es führt aber dazu, dass bestimmte Aminosäuren in der Pflanze nicht oder in geringerem Maße produziert werten. „Das Mittel hat verheerende Folgen für die Traubenqualität, weil es die Synthese der Aminosäuren unterbricht, also etwa von Phenylalanin, Tyrosin oder Tryptophan“, erläutert Scampicchio.

Diese Wirkung tritt auch dann auf, wenn die Blätter der Reben nicht in direkten Kontakt mit dem Unkrautvertilgungsmittel kommen. „Es erscheint eindeutig, dass die chemische Verbindung als solche oder auch teilweise abgebaut von einer Pflanze über den Boden auf eine andere Pflanze, in diesem Fall die Rebe, übertragen wird und sich dort auf die Trauben auswirkt“, erklären Scampicchios Kollegen Stefano Cesco und Tanja Mimmo.

„Dabei ist Glyphosat in der Form von Round-Up das am weitesten verbreitete Mittel, mit dem die Rebzeilen unkrautfrei gehalten werden“, so Scampicchio. Die Studie habe zwar auch gezeigt, dass diese negativen Folgen von Glyphosat durch die Behandlung der Reben mit Harnstoff ausgeglichen werden könnten. Aber das bedeute ein zusätzliches Spritzen. „Über die Bodenverschmutzung und eventuelle gesundheitliche Risiken für den Menschen hinaus erfordert der Einsatz von Glyphosat zusätzliche Behandlungen der Reben, damit die negativen Folgen des Mittels für die Qualität der Trauben ausgeglichen werden können“, so Scampicchio.

Quelle: Freie Universität Bozen

© natur.de – Nadja Podbregar
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