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Meerschweinchen im Streiflicht

Medien

Meerschweinchen im Streiflicht
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Im Streiflicht
Die Süddeutsche Zeitung zitiert aus der aktuellen Ausgabe von natur. Das ist kein Nobelpreis, aber wir freuen uns trotzdem. Von der natur-Redaktion

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Ach, was ist ein Zitat aus der SZ gegen den ganzen Text aus der natur (die freilich klein geschrieben wird, liebe Kollegen). Hier ist er:

Im Doppel lustiger

Meerschweinchen sind unheimlich süß. Doch es gibt da ein kleines Problem …  

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Text: Sabine Maus

Der Nichtkenner outet sich dadurch, dass er ans Hinterteil gerät, will er das Lieblingshaustier der Nichte am Kinn kraulen: Wo beim Meerschweinchen vorne ist und wo hinten, lässt sich auf Anhieb nicht so einfach feststellen. Der Nager und Kohlrabiliebhaber wuschelt überall, das macht ihn überaus beliebt bei Kindern – was nicht ganz unproblematisch ist für das Tier. Denn das Cavia porcellus seinerseits ist nicht unbedingt begeistert von kuschelverrückten Siebenjährigen, die es durch die Wohnung tragen, mit Lillifee-Glitzerstaub besprühen oder mit FC-Bayern-Mützen schmücken.

Es ist das klassische Missverständnis zwischen Mensch und Tier: Der Zweibeiner denkt, der Vierbeiner kann sich nichts Schöneres vorstellen als „Purzel“ genannt und unter dem Kinn (oder am Hinterteil!) gekrault zu werden. Dabei ist das, was das wollige Knäuel auf dem Arm seines Besitzers so sanft und zutraulich macht, oft nichts anderes als gemeine Schockstarre, in die das gesellige, aber empfindliche Fluchttier bei zu viel körperlicher Nähe zum Menschen fallen kann. Ja, Meerschweinchen wollen schmusen und tollen – aber viel lieber mit ihresgleichen.

In der Schweiz, dem Land der schärfsten Meerschweinchengesetzgebung weltweit, schreibt das Tierschutzgesetz deshalb vor, dass die „Meerlis“, wie der Schweizer sagt, nicht allein gehalten werden dürfen, also mindestens zu zweit im Käfig sitzen müssen, artgerechte Kuschelhaltung sozusagen. Die bringt ein Problem mit sich, für das eine Eidgenössin die Lösung fand: Überlebt das rundliche Rudeltier den menschlichen Familienanschluss aus irgendeinem Grund nicht, bleibt sein Partner alleine zurück und muss, weil das Gesetz es so will, schnellstmöglich einen neuen Artgenossen zur Seite bekommen. Weil der in der Regel jünger ist, lebt er seinerseits länger, braucht wieder Braut oder Bräutigam, wieder jünger, wieder irgendwann verwitwet und so weiter und so weiter.

Wer diesem immerwährenden Schweinezyklus – die Kinder sind dem Haustieralter längst entwachsen, zur Spielekonsole übergelaufen oder in die Studenten-WG gezogen – entkommen will, wendet sich an Priska Küng, Präsidentin des Dachverbandes der Schweizer Meerschweinchenzüchtervereine: „Rent a Meerschwein“ für 60 Franken, Rückgaberecht inklusive, der letzte Überlebende wird zurückgenommen – endlich meerschweinchenfreie Bude!

Was in der Schweiz funktioniert, ist auch bei uns Trend: Weil das geliebte Rudeltier ohne einen Karotten knabbernden Artgenossen, mit dem es sich um die Rübe zoffen kann, leidet, bieten Meerschweinchenfreunde gegen geringen Unkostenbeitrag Verleihtiere mit Rückgabeoption an. Und da die Meersau komplizierter gestrickt ist, als es auf den ersten Blick scheinen mag, werden Eigenarten, Vorlieben, Stärken und Schwächen der zu Verkuppelnden vorab per Fragebogen ergründet, damit das neue Pärchen auch glücklich wird – Parship für Nagetiere.

Da wundert sich der Peruaner. Und der Chilene auch. Sehr empfindsame Schweinefreunde sollten hier nicht weiterlesen, denn leider ist es so: Im kargen Hochland der Anden ist das Meerschweinchen ein hoch geschätztes Nationalgericht. Sein eiweißreiches Fleisch gilt als preiswerter Energielieferant. Meersau gegrillt, gebacken oder gekocht, ist traditionell auch kulinarischer Höhepunkt jeder peruanischen Hochzeitstafel.

Was eine glückliche binationale Ehe zwischen Peruaner und Schweizerin eher unwahrscheinlich macht – zumindest, wenn beide auf ihren Meerschweinchen bestehen.

Meerschweinchen, Cavia porcellus, leben eigentlich in großen, hierarchisch durchorganisierten Sozialverbänden. Ein Leben zu zweit ist also das Minimum, das ihnen der menschliche Nagerhalter bieten muss.

© natur.de – natur Redaktion
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