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Mehr Demenz durch Luftverschmutzung?

Feinstaub und Co. schädigen das Gehirn

Mehr Demenz durch Luftverschmutzung?
Feinstaub
Vor allem der Verkehr stößt Feinstaub aus (Foto: Kichigin/ Fotolia.de)
Längst ist klar, dass die Luftverschmutzung weit mehr ist als nur ein Umweltproblem: Feinstaub und Co. machen uns krank. Aber machen sie uns auch dumm und dement? Immerhin mehren sich in letzter Zeit die Hinweise darauf, dass die Luftverschmutzung auf Dauer unser Gehirn schädigt – und dies messbar.

Er kommt aus Diesel-Fahrzeugen, Kohlekraftwerken und Industrieanlagen, aber auch aus den Holzheizungen und Kaminen von Wohnhäusern: Feinstaub. Längst ist bekannt, dass die winzigen Partikel unserer Gesundheit schaden – allein in Europa sterben jährlich 150.000 Menschen an von Feinstaub ausgelösten Lungenkrankheiten. Die Gesundheitsschäden beginnen dabei schon bei Konzentrationen unter dem europäischen Grenzwert, wie Forscher vor einigen Jahren feststellten.

Mehr „stille“ Hirninfarkte

Doch wie sich nun zeigt, scheint sich die Luftverschmutzung auch auf das Gehirn auszuwirken – vor allem dann, wenn Menschen über lange Zeit der erhöhten Belastung ausgesetzt sind. Eine der Studien, die dies nahelegen, erschien im Frühjahr 2015. In ihr hatten US-Forscher das Gehirn von 900 über 60-Jährigen untersucht, die an verkehrsreichen oder aber an ruhigen Straßen lebten. Ihre Belastung mit Feinstaub von 2,5 Mikrometern Größe war dadurch jeweils unterschiedlich hoch.

Das Ergebnis: Die älteren Menschen, die schon länger höheren Feinstaub-Belastungen ausgesetzt waren, zeigten vermehrt Anzeichen für subtile Schädigungen des Gehirns. Elissa Wilker vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston und ihre Kollegen fanden mehr Anzeichen für eine Schrumpfung des Gehirns und mehr sogenannte stille Hirninfarkte – kleine Schlaganfälle, die von den Betroffenen nicht wahrgenommen werden. Schon die für die meisten Städte typische Feinstaub-Belastung reichte dafür aus. „Das ist besorgniserregend“, sagt Wilker. „Denn wir wissen, dass stille Infarkte das Risiko für größere Schlaganfälle, aber auch für Demenz, Koordinationsprobleme und Depression erhöhen.“

Weniger weiße Hirnsubstanz

Eine gerade erschienene Studie hat den Zusammenhang von langjähriger Feinstaub-Belastung und Hirnschäden noch genauer untersucht. Jiu-Chiuan Chen von der University of Southern California und seine Kollegen werteten dafür Daten von rund 1400 Frauen zwischen 71 und 89 Jahren aus. Sie prüften, welchen Zusammenhang es zwischen der Feinstaub-Belastung der Probandinnen in den letzten sieben bis neun Jahren und dem Zustand ihres Gehirn gibt.

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Auch hier wurden die Forscher fündig: Die Frauen, die mehrere Jahre in Gegenden mit hoher Feinstaub-Belastung gelebt hatten, zeigten stärkere Anzeichen für einen Abbau der weißen Hirnsubstanz. Diese wichtigen Verbindungsleitungen des Gehirns waren bei ihnen vor allem im Vorderhirn und im Balken zwischen den Hirnhälften stärker geschrumpft als bei Frauen aus weniger belasteten Gebieten. Die graue Hirnsubstanz schien dagegen nicht betroffen. „Dies bestätigt, dass sich die Luftverschmutzung vor allen in den späteren Lebensjahren negativ auf die Hirnalterung auswirkt“, sagen die Forscher.

Viele offene Fragen

Aber welche konkreten Folgen hat dies für Betroffene? Noch gibt es zu dieser Frage keine verlässlichen Daten. Tierversuche deuten aber darauf hin, dass Einbußen in der weißen Hirnsubstanz das Gehirn ausbremsen und die Verarbeitung von neuen Informationen stören. Auch das Gedächtnis leidet, wie die Forscher berichten.

Über welche Mechanismen der Feinstaub auf das Gehirn wirkt, ist ebenfalls noch unklar. Die Wissenschaftler vermuten aber eine direkte neurotoxische Wirkung der Partikel. Aus Tierversuchen ist zudem bekannt, dass Feinstaub chronische Entzündungen auslösen kann und die Gefäße schädigt. Beides hat ebenfalls negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Gehirns.

Klar ist, dass hier noch erheblicher Forschungsbedarf besteht. Klar ist aber auch, dass Feinstaub und Co. in jedem Falle gesundheitsschädlich sind – und dass noch mehr getan werden muss, um die Belastung mit diesen Schadstoffen zu senken.

© natur.de – Nadja Podbregar
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