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Mehr Moos in Topf und Garten!

Forscher entwickeln eine nachhaltige Alternative zum Torf

Mehr Moos in Topf und Garten!
Versuchsfläche zur Torfmoos-Kultivierung
Einmessung der Feldversuchsfläche zur Torfmooskultivierung im Hankhauser Moor. (Foto: Matthias Krebs)
Ohne es zu wissen, trägt jeder von uns zum Verschwinden der Moore bei. Denn der aus den Mooren geförderte Torf steckt nicht nur in Blumenerde, er wird auch beim Anbau von Obst und Gemüse eingesetzt. Doch es gibt eine schonende Alternative: frisches Torfmoos.

Rund neun Millionen Kubikmeter Torf verbrauchen die Deutschen jährlich, meist ohne es zu wissen. Denn Torf ist ein ideales Substrat für den Anbau von Gemüse und Zierpflanzen – er kann enorm viel Wasser speichern, ist luftdurchlässig und liefert beispielsweise Azaleen den leicht sauren Boden, den sie bevorzugen.

Raubbau am Moor

Doch das Ganze hat gleich mehrere Haken: Um den Torf zu gewinnen, werden Moore entwässert und dann die Torfschicht großflächig abgetragen. Die sensiblen Moor-Ökosysteme werden dabei zerstört.

Hinzu kommt: Torf ist eine nicht nachhaltige Ressource: Ein Torfmoor wächst nur um etwa einen Millimeter jährlich in die Höhe. Die teilweise meterdicken Torfschichten, die in solchen Mooren abgebaut werden, sind daher das Produkt Jahrhunderte langen Wachstums – und lassen sich nicht so schnell regenerieren. Weil in West- und Mitteleuropa inzwischen kaum mehr abbaubare Vorräte an Torf existieren, wird zudem ein Großteil des bei uns verkauften Torfs importiert – oft aus den bisher noch intakten Moorgebieten der baltischen Staaten.

Moos als Alternative

Um diesen Raubbau zu vermindern, haben Forscher der Universität Greifswald nach nachhaltigeren Alternativen gesucht – und sie gefunden. Denn wie sie feststellten, lässt sich der Produzent des Torfs, das Torfmoos, genauso gut im Gartenbau nutzen. Die Eigenschaften sind nahezu die Gleichen, wie die Forscher erklären. Der große Vorteil aber: um das Moos anzubauen, muss kein Moor trockengelegt werden. Ganz im Gegenteil: Der Anbau von Torfmoos kann sogar dazu beitragen, alte Torfflächen wieder zu renaturieren und so neue, wertvolle Moor-Ökosysteme zu schaffen.

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Wie das Ganze funktioniert, untersuchen die Greifswalder Forscher mittlerweile in vier Projekten. In einer Pilotstudie bei Ramsloh im Landkreis Cloppenburg pflanzten sie dafür Torfmoos auf 1200 Quadratmetern eines abgetorften und nun wieder bewässerten Hochmoores. Schon nach drei Jahren hat sich ein dichter Torfmoosrasen gebildet, von dem seither genügend Moos geerntet werden kann, um pro Jahr rund drei Tonnen getrocknetes Torfmoos zu erhalten.

Moosinseln und versunkene Kuhweiden

Und das Torfmoos lässt sich sogar mitten im Wasser anbauen, wie das Projekt „Moosfarm“ ergab: Die Greifswalder Forscher entwickelten dafür schwimmende Pontons, auf denen das Torfmoos quasi in Aquakultur wachsen kann. Diese Anbautechnik haben sie bereits erfolgreich in überfluteten Sandgruben und Torfabbaugebieten getestet und sogar in Tagebau-Restseen in Brandenburg. In einem weiteren Projekt im Hankhauser Moor im niedersächsischen Landkreis Ammerland untersuchen die Forscher zurzeit den Moosanbau auf Hochmoor-Grünland. Das sind alte Moorflächen, die durch Entwässerung zu Weideland gemacht wurden.

Durch Aufschütten von Wällen und Wiederbewässerung haben die Wissenschaftler eine fünf Hektar große Fläche für die Mooskultivierung angelegt. Die Forscher wollen nun untersuchen, ob sich in den folgenden Jahren die typische Moorflora und -fauna wieder ansiedelt und wie sich der Moosbewuchs auf die Klima- und Wasserbilanz der Flächen auswirkt. Auch die Wirtschaftlichkeit solcher Anbauflächen soll geprüft werden. Denn die Kultivierung von Moosen als Ersatz für Torf könnte nicht nur Natur und Klima schonen, es bietet auch den Menschen in ländlichen Räumen neue Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten.

Für ihr innovatives Projekt werden die Greifswalder Forscher nun im bundesweiten Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ als Preisträger geehrt. Am 27. März 2015 ist die Preisverleihung.

Mehr Informationen zur Paludikultur der Greifswalder Forscher gibt es hier.

Quelle: Universität Greifswald

© natur.de – Nadja Podbregar
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