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Milzbrand bedroht Schimpansen

Schimpansenpopulation im Taï-Nationalpark akut vom Aussterben bedroht

Milzbrand bedroht Schimpansen
Schimpansen
Ein neuer Milzbrand-Erreger ist eine Gefahr für Schimpansen und andere Wildtiere in Zentralafrika. (Foto: MPI f. evolutionäre Anthropologie/L. Samuni)
Unterschätzte Gefahr: Ein erst vor kurzem entdeckter Milzbrand-Erreger bedroht Wildtiere in den Regenwäldern Zentralalfrikas. Das Bakterium hat bereits zahlreiche Schimpansen, Gorillas und Elefanten in Kamerun, der Elfenbeinküste und der Zentralafrikanischen Republik getötet.

Milzbrand (Anthrax) wird durch sporenbildende Bakterien, üblicherweise Bacillus anthracis, ausgelöst. Bekannt ist der Erreger vor allem durch seinen Missbrauch als Biowaffe, aber insbesondere in den trockenen Regionen Afrikas kommt es auch natürlicherweise immer wieder zu Ausbrüchen, meist bei Tieren. Im Jahr 2004 haben Wissenschaftler bei toten Tieren in der Elfenbeinküste eine bisher unbekannte Variante von Milzbrand-Erregern entdeckt: Bacillus cereus biovar anthracis.

40 Prozent der toten Tiere befallen

Wie weit dieser neue Milzbranderreger verbreitet ist und bei welchen Tierarten, haben nun Fabian Leendertz vom Robert Koch-Institut und seine Kollegen untersucht. Dafür analysierten sie Knochen und Gewebeproben von Säugetieren, die in den letzten 28 Jahren im Taï-Nationalpark in der Elfenbeinküste verendet waren. Auch Tierknochen und Aasfliegen aus 16 weiteren Regionen Sub-Sahara-Afrikas wurden untersucht.

Das besorgniserregende Ergebnis: Der atypische Milzbrand-Erreger ist offenbar bereits weit verbreitet und stellt eine Gefahr für verschiedene Wildtiere dar. „Im Taï-Nationalpark sind fast 40 Prozent aller toten Tiere, die wir analysiert haben, dem tropischen Milzbrand-Erreger zum Opfer gefallen“, berichtet Emmanuel Couacy-Hymann vom ivorischen Tiergesundheitsinstitut. Der Erreger fand sich in Affenarten, Waldantilopen, Mangusten und einem Stachelschwein. In Kamerun und der Zentralafrikanischen Republik ist der Erreger zudem für den Tod weiterer wildlebender Schimpansen, Gorillas und Elefanten verantwortlich.

Akute Bedrohung für die Schimpansen

Am gravierendsten sind jedoch die Schimpansen des Taï-Nationalparks betroffen. Sie wurden unter anderem bekannt, weil dort wesentliche Szenen des Hollywood-Films „Schimpansen“ gedreht wurde. Zudem forschen deutsche Biologen seit gut 30 Jahren an mehreren Schimpansengruppen im Park. Doch nun sind sie offenbar akut bedroht: Die Auswertungen ergaben, dass 31 der 55 dort untersuchten toten Schimpansen an dem Milzbrand-Erreger gestorben sind.

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„Unseren Hochrechnungen zufolge könnte der Erreger langfristig dazu beitragen, dass die Population im Taï-Nationalpark ausstirbt“, sagt Roman Wittig vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie. Er und seine Kollegen suchen nun nach Möglichkeiten, die Schimpansen zu schützen, etwa durch Impfungen. Zudem wollen sie herausfinden, warum diese Milzbrandbakterien ausgerechnet im Taï-Nationalpark so aktiv sind. Unklar ist auch, wo und wie sich die Tiere überhaupt infizieren.

Könnte auch für Menschen gefährlich sein

Wie die Forscher berichten, sind Infektionen des Menschen mit dem atypischen Milzbrand-Erreger bislang nicht bekannt. Die Wahrscheinlichkeit sei jedoch hoch, dass der Erreger – genau wie Bacillus anthracis – auch für Menschen gefährlich sei. Denn beide Erreger sind eng miteinander verwandt. Milzbrand kann beim Menschen lebensbedrohlich verlaufen. Wenn die Infektion frühzeitig erkannt wird, lässt sie sich in der Regel aber gut mit Antibiotika behandeln.

Entsprechende Studien werden zurzeit in enger Kooperation mit Forschungsinstituten und Behörden an der Elfenbeinküste durchgeführt. „Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, Langzeitstudien zu Infektionskrankheiten und deren Auswirkungen auf Wildtiere zu machen“, sagt Leendertz. „Einerseits, um gefährdete Tierarten besser schützen zu können. Andererseits sind gerade Infektionen bei Menschenaffen Indikatoren für Krankheiten, die auch dem Menschen gefährlich werden könnten.“

Quelle: Robert Koch-Institut

© natur.de – Nadja Podbregar
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