Der extrem heiße Sommer 2015 macht die Lage deutlich: Vielerorts purzelten die Hitzerekorde, berichtet der Deutsche Wetterdienst. Möglicherweise steuern wir erneut auf ein Rekordjahr zu. Bereits 2014 war schon das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen in Deutschland. Neben den steigenden Temperaturen zeichnen sich auch rückläufige Niederschläge im Frühjahr, Sommer und Herbst ab. Das bleibt nicht ohne Folgen: Laut Umweltbundesamt sagen Risikountersuchungen für die kommenden Jahrzehnte ein steigendes Waldbrandrisiko für Deutschland voraus.
Bisher liegt der jährliche Mittelwert bei 1.044 Waldbränden und 533 Hektar betroffener Waldfläche pro Jahr. Dies führt zu einem geschätzten Schaden von jährlich etwa 1,5 Millionen Euro, sowie zu Emissionen und ökologischen Folgen. Damit diese Zahlen nun nicht stetig anwachsen, schlägt der NABU vor, die Wälder konsequent umzugestalten. Mehr Mischwälder statt Monokulturen sei dabei die Devise. Naturnahe Wälder seien insgesamt gegenüber Extremwetterereignissen wie Dürreperioden, Stürmen und Starkregen widerstandsfähiger.
Kritisches Brennholz
Der Umbau sollte vor allem in den besonders brandgefährdeten Kiefer-Monokulturen stattfinden, wie sie hauptsächlich in weiten Teilen Nordostdeutschlands vorkommen. Da die Kronen von Kiefern im Vergleich zu anderen Baumarten sehr lichtdurchlässig sind, ist es im Kiefernwald wesentlich wärmer als im Laubwald. Außerdem zersetzen sich Kiefernadeln nur langsam und bilden dadurch leicht entzündliche Streuauflagen am Waldboden.
„In jedem Kubikmeter Holz stecken gut 500 Liter Wasser. Auch deshalb müssen unsere Wälder reicher an lebenden und abgestorbenen Bäumen werden. Je höher der Holzvorrat im Wald, desto mehr Wasser kann bei Hitzeereignissen verdunstet werden. So kann sich der Wald selbst besser schützen“, sagte NABU-Fachbereichsleiter Natur- und Umweltschutz Eick von Ruschkowski. Der Appell des NABU richtet sich auch an die Jäger. Der Naturschutzorganisation zufolge gibt es vielerorts zu große Bestände an Reh- und Rotwild. Sie knabbern übermäßig an Knospen und Trieben und verhindern damit die Verjüngung von heimischen Laubbäumen.
Die Mischung macht’s!
Ein flächendeckender Waldumbau wäre zudem aus weiteren Gründen ein Segen: Laubmischwälder sind weniger von übermäßigem Insektenbefall betroffen, so dass der Pestizideinsatz eingeschränkt werden kann. Außerdem steigt die Attraktivität für den Menschen: „Unsere Wälder sind wertvolle Naturschätze. Sie liefern Gratisleistungen wie saubere Luft und Wasser. Gleichzeitig sind sie bedeutende Lebensräume für Tiere und Pflanzen und wichtige Erholungsräume. Wanderer, Reiter und Radfahrer wissen die kühlen Laubwälder im Sommer zu schätzen“, so NABU-Präsident Olaf Tschimpke. „Ein konsequenter Waldumbau nützt Mensch und Natur.“
Quellen: NABU, Deutscher Wetterdienst, Umwelt Bundesamt