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Nachhilfe für den Regenwald

Brachliegen lassen reicht nicht für die Wiederaufforstung

Nachhilfe für den Regenwald
Aufforsten
Eine fragmentierte Regenwaldlandschaft in den indischen Westghats (Foto: ETH Zürich / Sascha Ismail)
Wiederaufforstung soll den Waldschwund in den Tropen ausgleichen. Doch dabei reicht es nicht aus, auf das natürliche Nachwachsen des Waldes zu setzen, wie eine Studie in Indien demonstriert. Stattdessen müssen Früchte und Samen einiger Bäume aktiv ausgebreitet werden.

Vor allem im tropischen Regenwald sorgen Rodungen und Waldbrände immer wieder für große Lücken im Waldbestand. In einigen Gebieten versuchen nun Naturschützer, diese Lücken durch Wiederaufforstung zu schließen. Ein solcher Fall ist der Regenwald in den in den Westghats, einem Küstengebirge im Westen Indiens. Insbesondere Ende des 20. Jahrhunderts fielen dort große Flächen einer intensiven Holznutzung und neuangelegten Kaffee- und Teeplantagen zum Opfer. Als Folge ist der dortige Regenwald heute stark fragmentiert.

Vogel als Verbreitungshelfer

Wie gut sich solche Regenwald-Flächen wieder erholen, wenn man sie brach liegen lässt und auf eine natürliche Regeneration des Waldes setzt, haben nun Chris Kettle von der ETH Zürich und seine Kollegen in einem 216 Quadratkilometer großen Gebiet der Western Ghats untersucht. Im Zentrum der Studie stand die zur Mahagoni-Familie gehörende Baumart Dysoxylum malabaricum. „Diese Regenwaldriesen überragen die anderen Bäume und besetzen damit eine ökologisch wichtige Nische“, erklärt Kettle.

Dieser Baum hat aber noch eine Besonderheit: Seine Samen werden vor allem von einer bestimmten Nashornvogel-Art verbreitet. Dieser frisst die feigengroßen, fleischigen Früchte und scheidet die darin enthaltenen Samen später wieder aus. Wie weit jedoch die Nashornvögel die Samen in ihrem Körper mittragen und ob diese Strecken ausreichen, um beispielsweise die nächste Brachfläche zu erreichen, war bisher nicht bekannt.

Große Samen kommen nicht weit

Um das herauszufinden, analysierten die Forscher die DNA von erwachsenen Bäumen sowie den Keimlingen, die auf den Freiflächen nachgewachsen waren. Dadurch wollten sie herausfinden, wie weit diese Jungbäume von ihrem Elternbaum entfernt lagen. „Es ist dies die größte Studie dieser Art, die je in einem fragmentierten tropischen Ökosystem durchgeführt wurde“, sagt Kettle.

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Das Ergebnis: Selbst mit dem Vogeltransport kommen die Samen des Dysoxylum-Baums nicht weit. Die Keimlinge sprießen in aller Regel höchstens 200 Meter vom Mutterbaum entfernt, in vielen Fällen in nur 40 bis 100 Meter Entfernung, wie die Forscher anhand ihrer DNA-Analysen feststellten. „Wir gehen davon aus, dass die Nashornvögel die Samen relativ nah am Futterbaum wieder hochwürgen, um nicht mit dem Magen voller schwerer Samen fliegen zu müssen“, sagt Sascha Ismail von der ETH.

Ohne aktives Anpflanzen geht’s nicht

Das aber bedeutet: Um tropische Regenwälder wiederaufzuforsten, reicht es nicht, Schutzzonen einzurichten und diese sich selbst zu überlassen. Denn gerade ökologisch wertvolle Baumarten mit großen Früchten und von Vögeln verbreiteten Samen schaffen es dann oft nicht, diese Freiflächen neu zu kolonisieren. „Dass die untersuchte Baumart in einem fragmentierten Lebensraum alleine über die natürliche Samenausbreitung gerodete Flächen wiederbesiedelt, ist sehr unwahrscheinlich“, sagt Kettle.

Damit auf den Wiederaufforstungsflächen ein vollwertiger neuer Regenwald entsteht, müsse solche Baumarten daher aktiv gepflanzt werden. „Damit Regenwald-Aufforstungsprojekte erfolgreich sind, muss man ein besonderes Augenmerk auf diese Bäume richten“, so Kettle. „Will man ihre Verbreitung fördern, gibt es keinen anderen Weg, als ihre Samen zu sammeln, Baumschulen einzurichten und später die Jungbäume aktiv zu pflanzen.“

Quelle: ETH Zürich, Fachartikel: New Phytologist, doi: 10.1111/nph.14427

© natur.de – Nadja Podbregar
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