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Nashorn unter dem Hammer

In Südafrika werden mit Nashorn-Horn Geschäfte gemacht

Nashorn unter dem Hammer
Nashorn
Breitmaulnashorn-Mutter mit Kalb in einem Nationalpark in Kenia. Offiziell sind sie zwar geschützt, doch Wilderei bedroht die Nashörner überall. (Foto: Martin Harvey / WWF)
Vor wenigen Wochen wurden in New York zwei Tonnen Elfenbein zerstört – Marktwert mehrere Millionen US-Dollar. Einen ganz anderen Weg geht Südafrika mit den Produkten eines anderen bedrohten Tiers: Hier fand vor kurzem die erste legale Nashorn-Horn-Auktion statt. Was das bedeutet für den Artenschutz, erklärt Katharina Trump vom WWF.

Es war ein eindrucksvolles Schauspiel, das sich vor wenigen Wochen in New York abspielte: Etwa zwei Tonnen Elfenbein mit dem Schwarzmarktwert von mehreren Millionen US-Dollar wurden im Central Park zu wertlosem Pulver zermahlen. Die illegalen Schnitzereien und Schmuckstücke wurden bei Razzien beschlagnahmt.

Mit der Vernichtung des Elfenbeins setzten die amerikanischen Behörden ein starkes Zeichen: Der Handel mit Elfenbein ist kein Kavaliersdelikt. Er treibt die Wilderei auf die Dickhäuter an, der derzeit jedes Jahr rund 20.000 Tiere zum Opfer fallen und fördert Korruption sowie die dahinterstehenden kriminellen Banden.

Besorgniserregend ist auch die Lage der Nashörner. Noch rund 25.000 Rhinozerosse leben derzeit in Afrika, allein in Südafrika werden jedes Jahr über tausend Nashörner wegen ihres Horns illegal getötet. In den letzten zehn Jahren sind so über 7.000 afrikanische Nashörner der Wilderei zum Opfer gefallen.

Auktion statt Aktion

Trotz dieser dramatischen Situation kommt es in Südafrika dieser Tage zu einer ganz anderen Aktion als in New York: Der größte private Besitzer von lebenden Nashörnern, John Hume, versteigert über 260 Hörner der Tiere, die er von seinen Rhinos regelmäßig „ernten“ lässt. Möglich wird die Auktion durch ein Gerichtsurteil. Im April verwarf das südafrikanische Verfassungsgericht das seit 2008 gültige Moratorium für den nationalen Handel mit Nashorn-Horn aufgrund einer Formalie.

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John Hume winken mit dem Horn-Verkauf Millionen, schließlich ist das Nashorn-Horn auf dem Schwarzmarkt mehr wert als Gold. Vor allem in China und Vietnam haben sie es darauf abgesehen. Anders als Elfenbein wird es neben seiner Verwendung als Statussymbol vor allem für den Konsum gekauft. Zu Pulver zermahlen wird es als Medizin für verschiedene Leiden eingesetzt – auch wenn wissenschaftliche Studien ihm keine Wirkung attestieren.

Denn das Horn besteht größtenteils aus Keratin. Wer auf den eigenen Fingernägeln kaut kann mit demselben Ergebnis rechnen. Man könnte lachen, wenn es nicht so tragisch wäre. Ein absurder Aberglaube droht eine Art, die seit rund 50 Millionen Jahren auf unserem Planeten lebt, an den Rand des Aussterbens zu bringen.

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Tod durch WIlderer: Totes Breitmaulnashorn mt abgeschnittenem Horn (Foto: Martin Harvey / WWF)

Fatales Signal

Aus Sicht des WWF ist die Versteigerung gefährlich. Horn kann so auf legalem Weg erworben und in die asiatischen Abnehmerländer geschmuggelt werden, wo es die Nachfrage anfeuert. Umso dramatischer, dass die Regierung Südafrikas nach der Öffnung der nationalen Märkte nun auch diskutiert, internationale Exporte für den persönlichen Gebrauch zu ermöglichen. Ein fatales Signal. Der Kauf von Nashorn-Horn ist keine Straftat mehr und damit vermeintlich auch legitim. Gleichzeitig erschwert es die Arbeit der Behörden, denn diese müssten legale von illegalen Hörnern unterscheiden.

Hume und die Befürworter des legalen Handels haben sich eine schöne Begründung zurechtgelegt: Man müsse die Nachfrage auf legale Weise befriedigen. Nur so könne das Töten verhindert werden. Doch diese Rechtfertigung ist fadenscheinig. Aufgrund der wenigen noch lebenden Tiere wird ein legaler Verkauf niemals die geballte Nachfrage decken können. Stattdessen könnte passieren, was wir an anderer Stelle schon beim Elfenbein erlebt haben: Parallele legale und illegale Märkte entwickeln sich und heizen die Nachfrage und somit auch die Wilderei an. Aus diesem Grund hat der größte Absatzmarkt für Elfenbein, China, jüngst entschieden, seine legalen Märkte zu schließen.

Was derzeit in Südafrika geschieht hat nichts mit Artenschutz zu tun. Es ist die Gier nach Profit, die ikonische Tierarten näher an den Abgrund treibt. Um ähnliche Aktionen in Zukunft zu verhindern muss Südafrikas Regierung handeln und den Verkauf von Nashorn-Produkten schleunigst wieder verbieten.

Quelle: WWF, Katharina Trump

Zur Autorin: Katharina Trump ist Referentin für Wildtierkriminalität beim WWF Deutschland. Sie setzt sich für den Schutz gefährdeter Arten wie Nashorn und Elefant ein, deren Fortbestand durch die international organisierte Wildtiermafia bedroht ist.

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