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Neue Rote Liste: Keine Entwarnung

Amerikanische Eschen, afrikanische Antilopen und madegassische Insekten im Fokus

Neue Rote Liste: Keine Entwarnung
Pipistrelle
Für immer verschwunden: die Weihnachtsinsel-Zwergfledermaus (Pipistrellus murrayi) (Foto: Lindy Lumsden)
Wenig gute Nachrichten: Gestern ist die neueste Fassung der Internationalen Roten Liste der gefährdeten Arten veröffentlicht worden. In ihr sind inzwischen gut 25.000 Tier- und Pflanzenarten als gefährdet eingestuft, für viele Spezies hat sich die Bedrohung zudem weiter verschlimmert.

Für viele Tier- und Pflanzenarten weltweit geht es weiter bergab: Die Zerstörung ihres Lebensraums durch den Menschen, die Verschmutzung von Gewässern und Meeren, die Verdrängung durch invasive Arten sowie durch die Wilderei und Jagd lassen ihre Populationen immer weiter schrumpfen. Doch das wahre Ausmaß dieses Artensterbens entgeht uns vermutlich, denn nur ein Bruchteil aller existierenden Spezies sind bisher in offiziellen Roten Listen erfasst.

„Unsere menschlichen Aktivtäten bringen Arten so schnell an den Abgrund, dass es fast unmöglich ist, ihren Niedergang rechtzeitig zu erfassen“, sagt IUCN-Generaldirektor Inger Andersen. Selbst die Spezies, die wir für häufig und sicher hielten, wie die Antilopen in Afrika oder die Eschenbäume in den USA, sind nun unmittelbar vom Aussterben bedroht. Unser Planet benötigt dringend ein schnelles, globales Handeln, um das Überleben der Arten und unsere eigene nachhaltige Zukunft zu sichern.“

Amerikanische Eschen in Gefahr

In der aktuellsten Roten Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN) sind inzwischen 87.967 Spezies enthalten, davon werden mehr als 25.000 als gefährdet eingestuft. Gut 5400 dieser Arten geht es so schlecht, dass sie sogar akut vom Aussterben bedroht sind. Zu diesen extrem bedrohten Spezies gehören inzwischen fünf der sechs wichtigsten Eschenarten in Nordamerika. Millionen dieser Bäume in den USA und Kanada könnte es in Kürze nicht mehr geben.

Der Grund dafür ist ein aus Asien eingeschleppter Käfer, der Asiatische Eschenprachtkäfer (Agrilus planipennis). Seine Larven entwickeln sich in der Rinde der Esche und zerstören sie dabei. Wenige Jahre später führt dies zum Tod des Baumes. Der Befall ist in Nordamerika mittlerweile so stark, dass ein Großteil der dort heimischen Eschen absterben könnten – mit fatalen Folgen.

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„Eschen sind essenziell für die Pflanzengemeinschaften in den USA und wurden auch millionenfach in Gärten und entlang von Straßen angepflanzt“, sagt Murphy Westwood, Baumspezialist bei der IUCN. „Ihr Niedergang, der mehr als 80 Prozent aller Eschenbäume treffen könnte, wird die Zusammensetzung von wilden und urbanen Wäldern dramatisch verändern.“

Selbst Antilopen sind inzwischen bedroht

In Afrika sind die einst häufigen Antilopen inzwischen immer stärker gefährdet. Vier bisher als sicher geltenden Antilopenarten sind in der neuen Roten Liste als gefährdet oder stark gefährdet aufgeführt. Zu ihnen gehört auch die größte Antilopenart der Welt, die Riesen-Elenantilope (Taurotragus derbianus). Von diesem knapp drei Meter langen und mit besonders langen Hörnern ausgestatteten Huftier gibt es heute nur noch 12.000 bis 14.000 Tiere in den afrikanischen Savannen.

Bei einer weiteren Antilopenart, dem Bergriedbock (Redunca fulvorufula), ist der Bestand in den letzten 15 Jahren um 55 Prozent zurückgegangen, wie die IUCN berichtet. Die in den Bergregionen Südafrikas, Botswanas und Mosambiks verbreitete Art gilt damit inzwischen ebenfalls als gefährdet. Sogar das einst häufige Patentier für die Marke „Reebok“, die Rehantilope (Pelea capreolus), muss heute um ihr Überleben kämpfen.

„Die Antilopen sind zurückgegangen, weil die menschliche Bevölkerung immer weiter angewachsen ist: Land wurde in Felder umgewandelt, Siedlungen sind gewachsen, es wurden immer mehr Straßen gebaut“, erklärt David Mallon von der IUCN. „Viele Tiere wurden auch als Bushmeat gejagt und verzehrt.“

Madagaskars Wirbellose leiden

Besonders drastisch ist die Situation in Madagaskar – einer der artenreichsten Regionen der Erde. Neben vielen bedrohten Primatenarten sind hier inzwischen 40 Prozent aller heimischen Grashüpfer vom Aussterben bedroht, wie die Rote Liste zeigt. Sieben Arten sind nur noch einen kleinen Schritt vom endgültigen Verschwinden entfernt, warnt die IUCN. Zu ihnen gehört der flügellose Rumpelstilzchen-Pygmäen-Grashüpfer Agkistropleuron simplex. Das letzte Exemplar dieser Art wurde 1995 gesichtet.

Ebenfalls schwer getroffen sind die 145 endemischen Tausendfüßer Madagaskars. Auch von ihnen sind mehr als 40 Prozent akut bedroht. Unter ihnen ist eine glänzende Variante des zirpenden Riesenkuglers (Sphaeromimus splendidus), eines ziemlich großen Tausendfüßers, der nur in einem kleinen Waldstück mit sandigem Boden vorkommt. Ein geplantes Tagebauprojekt könnte jetzt selbst dieses letzte Refugium der seltenen Tiere zerstören und damit sein Aussterben verursachen.

Besserung beim Schneeleopard, endgültiges Aus für Weihnachtsinsel-Fledermaus

Immerhin gibt es auch eine gute Nachricht in der neuen Roten Liste: Der Schneeleopard (Panthera uncia) wurde eine Gefährdungskategorie heruntergestuft und gilt nun nur noch als gefährdet. Zwar schrumpfen seine Bestände insgesamt noch immer, aber Naturschutzbemühungen haben zumindest in einigen Gebieten im Himalya dazu geführt, dass sich die Populationen stabilisiert haben. „Es ist aber essenziell, dass diese Schutzbemühungen fortgeführt und ausgeweitet werden, wenn wir den Niedergang stoppen und diese ikonische Großkatze retten wollen“, betont die IUCN.

Nicht gereicht haben alle Bemühungen dagegen für Weihnachtsinsel-Zwergfledermaus (Pipistrellus murrayi): Sie ist eine der 859 in der Roten Liste offiziell als ausgestorben gelisteten Arten. Noch in den 1980er Jahren war diese Fledermaus auf der Weihnachtsinsel häufig, dann brachen ihre Bestände rapide zusammen. Im Januar 2009 konnten Biologen nur noch 20 Tiere finden, im August 2009 sogar nur noch ein einziges Exemplar. „Seitdem wurde keine Spur dieser Fledermäuse mehr gefunden – trotz intensiver Durchsuchung der Insel“, so die IUCN. Der Grund für das Aussterben dieser Fledermausart ist bis heute unklar.

Quelle: International Union for Conservation of Nature (IUCN)

© natur.de – Nadja Podbregar
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