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Neues Fischvirus bedroht Tilapia-Bestände

Buntbarsch-Sterben

Neues Fischvirus bedroht Tilapia-Bestände
Tote Tilapia
Tote Tilapia-Buntbarsche in einer Fischfarm in Israel. (Foto: Avi Eldar)
Seit einigen Jahren rafft eine geheimnisvolle Seuche unzählige Tilapia-Buntbarsche in Seen und Aquakulturen im Nahen Osten und in Mittelamerika dahin. Jetzt haben Forscher endlich den Grund dafür aufgeklärt: Ein zuvor unbekanntes Virus löst die Fischseuche aus.

Die als Tilapia bekannten Buntbarsche gehören zu den beliebtesten Speisefischen weltweit. Vor allem im Nahen Osten, in Asien und in Mittelamierka werden diese besonders proteinreichen Fische massenhaft in Aquakultur für den Export gezüchtet. Doch im Jahr 2009 begann sich eine rätselhafte Fischseuche zunächst in Israel, dann auch in Ecuador und Kolumbien auszubreiten. Bis zu 85 Prozent der Fische im freien Wasser und in Aquakulturen starben.

Ein völlig neues Virus

Was diese Seuche auslöste, blieb jedoch unklar – auch weil die Krankheit in Israel vor allem das Gehirn der Fische angriff, in Mittelamerika dagegen die Leber. Ohne die Ursache zu kennen, ist es jedoch unmöglich, die Tilapias zu schützen oder gar ein Mittel gegen die Seuche zu entwickeln. Auf Basis von Proben verendeter Fische aus beiden Regionen machten sich daher Eran Bacharach von der Universität Tel Aviv und seine Kollegen auf die Suche nach dem Erreger.

Erste genetische Analysen ergaben Überraschendes: Die DNA-Sequenzen deuteten zwar auf ein Virus als Erreger hin, aber sein genetischer Code entsprach keiner der bisher bekannten Virensequenzen. Von den zehn Genabschnitten tauchten neun in keiner der Datenbanken für virale DNA auf. „Je mehr wir diese Viren studierten, desto überzeugter wurden wir, dass es sich hier um ein ganz neues Virus handeln musste“, sagt Virenforscher Ian Lipkin von der Columbia University in New York.

„Weltweite Bedrohung“

Die Analysen bestätigten aber auch, dass die Tilapia-Barsche im Nahen Osten und in Mittelamerika an der gleichen Krankheit zugrunde gehen. In Fischen aus beiden Regionen fanden die Forscher den neuen, Tilapia Lake Virus (TLV) getauften Erreger. Dieser gehört wahrscheinlich zur Gruppe der Orthomyxo-Viren, einer Virenfamilie, zu der auch Grippeviren und einige bei Lachsen auftretende Fischviren gehören.

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„Die Tatsache, dass das Tilapia Lake Virus an zwei so geografisch entfernten Orten entdeckt wurde, unterstreicht, dass dieser Erreger eine globale Bedrohung für die Tilapia-Bestände und die Aquakultur darstellt“, warnen die Forscher. Wie es dieses Virus jedoch schaffte, sich über den Atlantik hinweg zu verbreiten und wo sein Ursprung war, ist bisher noch ein Rätsel.

Hoffnung auf Diagnose-Tests und einen Impfstoff

Im Kampf gegen die neue Tilapia-Seuche ist die Identifizierung des Virus ein wichtiger Schritt. „Die genetische Sequenz des Virus zu kennen ist die Voraussetzung dafür, dass wir diagnostische Tests entwickeln können“, erklärt Bacharach. Mit solchen Tests können dann Fischzüchter frühzeitig erkennen, ob ihr Bestand befallen ist und kranke Tiere isolieren.

Zudem ermöglicht die Kenntnis des Erregers nun, auch ein Gegenmittel oder einen Impfstoff zu entwickeln, um die wildlebenden und gezüchteten Tilapia-Barsche zu schützen. „Einen Impfstoff zu haben, würde zudem Milliarden von Dollar sparen und eine Industrie erhalten, die in den Entwicklungsländern für Nahrungssicherheit und Arbeitsplätze sorgt“, sagt Lipkin.

Quelle: American Society for Microbiology, Fachartikel: mBio, doi: 10.1128/mBio.00431-16

© natur.de – Nadja Podbregar
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