Deutschland hat buchstäblich ein wachsendes Problem: Das Beifußblättrige Traubenkraut ( Ambrosia artemisiifolia) macht sich zunehmend bei uns breit und sorgt verstärkt für rote Augen und Triefnasen, bis hin zu asthmatischen Reaktionen. Nach seiner Einschleppung aus Amerika eroberte sich das hartnäckige Problem-Gewächs zunächst den Süden Europas. Doch in den Zeiten des Klimawandels werden nun auch nördliche Gebiete zunehmend attraktiv für die invasive Pflanzenart, die in ihrer Heimat als Hauptursache für Heuschnupfen und Allergien gilt. Besonders kritisch ist dabei die lange Blütezeit: Von Juli bis Oktober verbreitet Ambrosia seinen Pollen und verlängert damit die Leidenszeit der Allergiker erheblich.
Stickstoffdioxid macht Ambrosia scharf
Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum München beschäftigen sich bereits seit einiger Zeit mit dem Allergiepotenzial von Ambrosia. In ihrer aktuellen Studie fanden sie nun eine Erklärung für die Beobachtung, dass Ambrosia-Pflanzen nahe Autobahnen deutlich allergener sind als ihre Verwandten abseits der Straße. Im Rahmen ihrer Untersuchung begasten sie Versuchspflanzen mit verschiedenen Mengen von Stickstoffdioxid, wie es beispielsweise bei der Verbrennung von Treibstoff entsteht. „Unsere Daten zeigten, dass der durch Stickstoffdioxid verursachte Stress auf die Pflanze die Protein-Zusammensetzung der Pollen verändert“, sagt Feng Zhao. „Verschiedene Formen des bekannten Allergens Amb a 1 waren deutlich erhöht.“
Zudem beobachteten die Wissenschaftler, dass die Pollen von behandelten Pflanzen deutlich stärker an spezifische Antikörper von Ambrosia-Allergikern binden, was ein Zeichen für ihr erhöhtes Allergie-Potenzial darstellt. Außerdem entdeckten sie bei den begasten Pflanzen einen möglichen neuen Allergieauslöser, der bis dahin als Ambrosia-Allergen unbekannt war. Das Fazit der Forscher lautet: Der Stress durch Abgase macht den Pollen der Ambrosia-Planzen tatsächlich noch aggressiver.
Umweltbundesamt erteilt „Lizenz zum Ausreißen“
Das ist nun ein Grund mehr, den grünen Aliens konsequent den Garaus zu machen. Um die Ausbreitung der Pflanze einzudämmen, fordert das Umweltbundesamt jeden auf, Ambrosia-Bestände im öffentlichen Raum, etwa auf Brachen, Äckern oder an Straßenrändern dem örtlichen Grünflächen- oder Pflanzenschutzamt oder dem Julius Kühn-Institut zu melden. Diese Einrichtungen kümmern sich dann um die Beseitigung. Wer im eigenen Garten mit dem Allergie-Kraut konfrontiert ist, sollte es am besten noch vor der Blüte samt Wurzel mit Handschuhen ausreißen und mit dem Restmüll entsorgen, empfiehlt das Umweltbundesamt. Wenn die Pflanze bereits blüht, sollten man dabei zusätzlich eine Maske gegen Staub tragen, beziehungsweise als Allergiker jeglichen Kontakt vermeiden. Detailliertere Informationen, wie man Ambrosia-Pflanzen erkennt und mit ihnen umgeht, gibt es auf den Internetseiten des Julius Kühn-Instituts.
Quellen: Mitteilung des Helmholtz Zentrums München, Umweltbundesamt