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Nordsee aus dem Gleichgewicht

Abwasserreinigung verursacht Stickstoff-Überschuss und Phosphormangel

Nordsee aus dem Gleichgewicht
Nordsee
Die Nordsee aus dem All (Foto: NASA/GSFC/ MODIS)
Eigentlich soll unsere Abwasserreinigung die Nordsee vor der Überdüngung bewahren. Aber wie sich jetzt zeigt, verursacht dies ein neues Problem: Forscher haben ein bedenkliches Ungleichgewicht bei den Nährstoffen Phosphor und Stickstoff im Nordseewasser festgestellt.

Phosphor und Stickstoff sind wichtige Pflanzennährstoffe, die auch vom Phytoplankton des Meeres benötigt werden. Durch intensive Landwirtschaft und Abwässer gelangten jedoch vor allem in den 1960er bis 1980er Jahren so viel dieser Nährstoffe in Flüsse und durch sie in die Nordsee, dass sie überdüngt wurde. Als Folge gab es übermäßige Algenblüten, Sauerstoffmangel und Fischsterben.

Zu wenig Phosphor

Um das zu beenden, wurden in Europa die Bestimmungen für die Abwasserreinigung verschärft. Sie sollten dafür sorgen, dass weniger Nährstoffe in die Gewässer gelangen – prinzipiell mit Erfolg. Aber wie sich nun zeigt, gibt es dadurch ein neues Problem: Phosphor wird durch moderne Kläranlagen deutlich effektiver aus dem Wasser entfernt als Stickstoff. Und das hat für die Nordsee bedenkliche Folgen, wie Amanda Burson von der Universität Amsterdam und ihre Kollegen nun herausgefunden haben.

Bei Nährstoffmessungen in der Nordsee stellten die Forscher fest, dass im Wasser ein deutliches Ungleichgewicht von Stickstoff und Phosphor herrscht. “Normalerweise liegt das Verhältnis von Stickstoff zu Phosphor im Meerwasser selten höher als 20:1”, berichtet Burson. “Aber in den Küstengewässern der Nordsee messen wir jetzt enorm hohe Werte von bis zu 375:1.”

Potenziell giftige Algen begünstigt

Die Folge: Die als Basis der Nahrungskette so wichtigen Algen in der Nordsee leiden unter Phosphormangel. Dadurch wachsen zwar auch die Algen weniger, die den lästigen, manchmal an den Stränden angespülten Schaum produzieren. Gleichzeitig aber begünstigt dieses Ungleichgewicht die Vermehrung von Dinoflagellaten, darunter auch den Arten, die giftigen Algenblüten auslösen, wie die Forscher berichten.

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Und das Nährstoff-Ungleichgewicht hat noch eine weitere Konsequenz: Das Phytoplankton, das im Nordseewasser vorkommt, enthält wegen des Phosphormangels nur wenig dieses Nährstoffs, wie Messungen belegen. Dadurch aber bilden sie für Zooplankton, Krustentiere und Fische eine weniger reichhaltige Nahrung. Welche langfristigen Folgen dies für die Nahrungsnetze der Nordsee haben wird, ist bisher unbekannt.

“Es muss dringend etwas getan werden”

Neben dem Klimawandel und der Überfischung sehen Burson und ihre Kollegen in dem jetzt entdeckten Nähstoff-Ungleichgewicht einen weiteren Stressfaktor für die Nordsee und andere Küstengebiete der Meere. “Es ist entscheidend, das Gleichgewicht zwischen Phosphor und Stickstoff wiederherzustellen, um unsere Küsten-Ökosysteme zu erhalten”, warnt Bursons Kollege Jef Huisman. Denn sonst sind Funktion und Tragfähigkeit der Küstengewässer akut gefährdet.”

Setzt sich der bisherige Trend weiter fort, könnte sich die Situation sogar noch weiter verschärfen. Es müsse daher dringend etwas unternommen werden. “Das kann erreicht werden, indem wir die drastische Entfernung von Phosphor aus den Abwässern stoppen und dies mit einer effektiveren Reduktion von Stickstoff in den Oberflächengewässern kombinieren”, sagt Huisman.

Quelle: Universiteit van Amsterdam (UVA)

© natur.de – Nadja Podbregar
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