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Norwegen: Das Waltöten hat wieder begonnen

Umstrittener Walfang trifft vor allem trächtige Zwergwal-Weibchen

Norwegen: Das Waltöten hat wieder begonnen
Walfang
Ein getöteter Zwergwal wird an Bord eines Fangschiffs zerlegt (Foto: Michael Tenten/IMMCS)
In Norwegen hat am 1. April offiziell die Walfangsaison angefangen. In diesem Jahr sind sogar 999 Zwergwale von der norwegischen Regierung zum Abschuss freigeben – trotz internationaler Proteste. Das Tragische dabei: Die meisten getöteten Wale sind offenbar trächtige Weibchen.

Seit den 1980er Jahren hat die Internationale Walfangkommission IWC 13 Großwal-Arten unter strengen Schutz gestellt. Sie dürfen nicht getötet werden – eigentlich. Während Japan mit angeblich “wissenschaftlichem Walfang” dieses Verbot seit Jahren unterläuft, hat Norwegen schon von Beginn an gegen das Walfangmoratorium formellen Einspruch erhoben und ist damit nicht an das Fangverbot gebunden. Die Jagd auf Wale in norwegischen Hoheitsgewässern ist einheimischen Fischern deshalb erlaubt, ebenso der gegenseitige Walfleisch-Handel mit Japan.

Meist trifft es trächtige Weibchen

Als Folge hat Norwegen seit 1993 mehr als 12.000 Wale getötet. Die jährlichen Fangquoten legt das norwegische Fischereiministerium dabei selbst fest – und das ohne Rücksicht auf die Vorgaben des IWC. Norwegens Fischereiminister Per Sandberg hat die Fangquoten in diesem Jahr auf 999 Wale erhöht – das sind gut 100 mehr als im letzten Jahr. Für das nächste Jahr kündigte Sandberg sogar eine Verdopplung der Fangquote auf 2.000 Wale an.

Besonders fatal: Im letzten Jahr deckte ein TV-Team auf, dass bis zu 90 Prozent der gefangenen Zwergwale trächtige Weibchen sind. Daher ist die eigentliche Tötungsrate durch den norwegischen Walfang fast doppelt so hoch und könnte einen gravierenden Einschnitt in die kommenden Generationen dieses Meeressäugers darstellen.

“Es ist der Gipfel biologischer Rücksichtslosigkeit, wenn Norwegen Walfangquoten festsetzt, die von den führenden Walforschern nicht als nachhaltig eingestuft wurden”, sagt Nicolas Entrup, Konsulent für OceanCare. “Letztlich geht es hier aber nicht um Nachhaltigkeit, sondern um Notwendigkeit. Kommerzieller Walfang ist nicht mehr notwendig und das weltweite Verbot muss umgesetzt werden.”

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Tod für den Export

Das Perfide daran: Die Wale sterben nicht für den heimischen Markt – was ursprünglich als einer der Gründe für den fortgesetzten Walfang Norwegens angegeben worden war. Längst kaufen auch in Norwegen kaum noch Menschen Walfleisch. Das zeigte sich zum Beispiel im Januar 2017, als rund 60 Tonnen Zwergwalfleisch an norwegische Suppenküchen und Seniorenheime verschenkt wurden, weil die Unternehmen unverkaufte Produkte loswerden mussten. Außerdem wurden in den letzten Jahren mehr als 100 Tonnen Walprodukte an den größten Hersteller von Futtermitteln für die norwegische Pelzindustrie geliefert.

Das jedoch hindert Norwegen nicht daran, weiter Zwergwale zu fangen – und mit ihrem Tod Geld zu machen. Denn das Land verkauft inzwischen einen Großteil seiner Walprodukte nach Japan. Allein im Jahr 2016 wurden nach Angaben der Walschutzorganisation OceanCare 197 Tonnen Walfleisch und -speck nach Japan exportiert – mehr als in den beiden vorangegangenen Jahren zusammen. Dieser Handel steht im Widerspruch zum internationalen Verbot des kommerziellen Handels mit Walprodukten, der im Rahmen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) beschlossen wurde.

“Norwegen versteckt sich hinter seinen Einwänden und Vorbehalten gegenüber internationalen Verträgen, um weiterhin mit seinen Walprodukten auf dem Weltmarkt hausieren gehen zu können”, kritisiert Sandra Altherr, Biologin bei der Tierschutzorganisation Pro Wildlife. “Norwegen muss seine Verpflichtungen durch diese Verträge erfüllen und anerkennen, dass Wale lebendig viel wertvoller sind als tot. Und die EU muss schnell und energisch gegen norwegischen Walfang in europäischen Gewässern auftreten.”

Quellen: OceanCare, Pro Wildlife

© natur.de – Nadja Podbregar
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