Was letztlich droht, verdeutlicht ein bekanntes Beispiel: Das aus dem Himalaja-Gebiet stammende Drüsige Springkraut wurde einst als Zierpflanze in Europa eingeführt und machte sich dann selbstständig. Nun verdrängt es vielerorts einheimische Pflanzen. Das wuchernde Gewächs ist ein Beispiel von vielen biologischen Invasoren, die sich überall auf der Welt breitmachen. Hauptverantwortlich war und ist der weltweite Handel, der sich jetzt zunehmend ins Internet verlagert, sagen Forscher der Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH).
Sie sind nun gezielt der Frage nachgegangen, welche Rolle dabei Auktionsplattformen wie Ebay spielen. Durch eine eigens für diese Studie programmierte Software verfolgten sie 50 Tage lang, welche Pflanzenarten weltweit wie oft international zum Kauf angeboten wurden. Verschiedene schwarze Listen gaben den Forschern darüber Auskunft, ob diese Pflanzen irgendwo auf der Welt als invasiv eingestuft werden.
Online-Monitoring deckt das Ausmaß auf
Das Monitoring ergab: Insgesamt wurden auf Ebay 2625 verschiedene Pflanzenarten zum Verkauf angeboten. Die Recherchen zeigten, dass davon 510 in irgendeiner Region der Welt als invasiv gelten. Darunter waren auch 35 Pflanzen, die von der Weltnaturschutzorganisation IUCN unter den 100 Top-Invasoren geführt werden. „Das Ausmaß des weltweiten Handels mit Pflanzen, die bekanntermaßen in anderen Regionen invasiv sind, hätten wir nicht erwartet“, kommentiert ETH-Forscherin Franziska Humair. Den Forschern zufolge übersteigt die tatsächliche Zahl der gehandelten Arten die Studienergebnisse noch deutlich, denn sie haben die Auktionen nur gerade 50 Tage lang überwacht. Jeden Tag seien bis zum Ende der Versuchsperiode neue Arten in den Angeboten aufgetaucht.
Die in der Studie entdeckten Anbieter von problematischen Pflanzen waren in 55 Ländern ansässig. Besonders australische Händler besitzen offenbar ein besonders breites und kritisches Angebot. „Man kann sich darüber wundern, denn die Australier lassen keine fremde Pflanze ins Land. Umgekehrt gibt es offenbar keine Kontrolle darüber, ob potenziell schädliche Pflanzen den fünften Kontinent verlassen“, sagt Christoph Küffer von der ETH.
Maßnahmen sind gefragt
Letztlich sei die große Mehrheit der invasiven Arten äußerst einfach per Mausklick zu erhalten, betonen die Forscher. Spielregeln für den Online-Handel seien kaum vorhanden oder würden lasch gehandhabt. Händler und Käufer kennen vermutlich die verschiedenen Gesetze und Regeln betreffend invasiver Arten auch gar nicht. Insgesamt scheint die Bedrohung zuzunehmen: „Auf unserer Landkarte erscheint nun auch Südafrika. Ob die Pflanzen, die aus dieser Ecke auf den Weltmarkt drängen, das Zeug zu invasiven Arten haben, wissen wir noch gar nicht“, betont Küffer.
„Invasionen können nur eingedämmt werden, wenn wir den Handel mit potenziellen Invasoren eingrenzen können“, so der ETH-Wissenschaftler. Die Studie zeigt in diesem Zusammenhang, dass ein Dauermonitoring von Handelsplattformen im Prinzip möglich ist. Die EU arbeitet momentan an einer Liste von Arten, die EU-weit bedeutende Invasoren sind. „Der blühende Online-Handel erfordert mehr Bemühungen von Behörden oder verantwortungsbewussten Großgärtnereien, ihr Angebot anzupassen“, resümiert Küffer.
Quelle: Eidgenössische Technische Hochschule Zürich