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Opium aus Bierhefe

Mikroorganismen gelingt Teil der Opiat-Produktion

Opium aus Bierhefe
Bierhefe
Bierhefe
Bisher gibt es zum Schlafmohn keine Alternative: Sein Anbau versorgt die Medizin weltweit mit schmerzstillenden Opioiden. Doch jetzt bekommt die Pflanze Konkurrenz: US-Forscherinnen ist es erstmals gelungen, Hefezellen gentechnisch so zu verändern, dass sie aus einer Vorläufer-Substanz Morphin produzieren.

Bierhefe mit kleinen Extras

Für ihre Studie nutzten die Forscherinnen Zellen der Bierhefe ( Saccharomyces cerevisiae), denen sie mehrere Gene für drei im Schlafmohn aktive Enzyme einschleusten. Über ein künstliches Chromosom erhielten die Hefen so die Baupläne und Produktionsanweisungen für die Akteure, die im Mohn die letzten Syntheseschritte hin zum Morphin durchführen. Durch diese Genmanipulation gelang es Thodey und ihren Kolleginnen, Hefestämme zu erzeugen, die Morphin, Kodein und andere Opioide aus der Vorläufersubstanz Thebain herstellten.

Allerdings war die Ausbeute dieser nützlichen Opium-Derivate mit rund 0,2 Milligramm pro Liter Kulturlösung zunächst noch sehr gering, berichten die Forscherinnen. Der Grund dafür: In der nachgebauten Reaktionskette trat eine Verzweigung auf, die statt des Morphins unerwünschte Nebenprodukte erzeugte. Beim Schlafmohn existiert diese Verzweigung dagegen nicht. Warum das so ist, zeigten nähere Analysen des Reaktionsverlaufs: Ein wichtiges Zwischenprodukt, das Codeinon, entsteht offenbar erst, wenn vor dem Wirken des zweiten Enzyms eine kleine Pause eintritt. Um diese Pause zu gewährleisten, modifizierten die Wissenschaftlerinnen ihre Hefezellen erneut, indem sie die Hefezellen dieses zweite Enzym in ihrer Zellorganellen produzieren ließen. Diese räumliche Trennung vom Rest der Reaktionskette sollte dem Codeinon mehr Zeit verschaffen, in die gewünschte Konfiguration zu gelangen. Und dies gelang auch: Durch die räumliche Trennung und eine Optimierung der Kulturlösung gelang es Thodey und ihren Kolleginnen, bis zu 131 Milligramm pro Liter Morphin und andere Opioide zu gewinnen.

Ganz ohne Schlafmohn

Nach Ansicht der Forscherinnen demonstriert dies, dass sich Opioide grundsätzlich auch mikrobiell herstellen lassen – ganz ohne Schlafmohn. Noch allerdings schaffen die genmanipulierten Hefen nur den zweiten Teil der langen Reaktionskette. Weil jedoch Teile des ersten Abschnitts bereits in anderen Mikroorganismen nachgebaut wurden, könnte es relativ leicht sein, diese auch noch in die Hefen zu übertragen. Am Ende stünde dann eine Hefe, die aus einfachen Zuckern Opioide herstellt. Statt gewaltigen Flächen von Schlafmohn bräuchte die pharmazeutische Industrie dann nur noch Bottiche mit Bierhefe, um ihren begehrten Rohstoff herzustellen.

Nadja Podbregar

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Quelle: Christina Smolke (Stanford University) et al., Nature Chemical Biology, doi: 10.1038/nchembio.1613

Foto: hjschneider/ Fotolia

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