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Orcas: Leid durch Zahnschmerzen

Wale in Gefangenschaft haben schmerzhafte Zahnschäden

Orcas: Leid durch Zahnschmerzen
Orca
Zahnschäden sind bei in Gefangenschaft gehaltenen Orca die Regel (Foto: Ingrid N. Visser, Orca Research Trust)
Schmerzen und Leid: Orcas in Gefangenschaft leiden nicht nur unter beengten Becken, Langeweile und Einsamkeit, die meisten von ihnen haben noch dazu Zahnschmerzen. Als Forscher 29 in den USA und Spanien gehaltene Wale untersuchten, fanden sie bei allen Zahnschäden – teilweise extrem schmerzhafte.

Die schwarzweißen Orcas sind beliebt – zu ihrem großen Nachteil. Denn genau deshalb werden noch immer viele dieser intelligenten Meeressäuger in Gefangenschaft gehalten und zu Kunststücken in Delfinarien und Aquaparks abgerichtet. Dort fristen sie ihr Leben in meist gechlortem Wasser und in kleinen Becken, umgeben von Beton und Stahl. Während sie in Freiheit jeden Tag Dutzende von Kilometern schwimmen, sind sie in Gefangenschaft zu Bewegungsarmut und Langweile gezwungen. Viele dieser Meeressäuger zeigen deshalb schwere Verhaltensstörungen.

Kein Orca ohne Zahnschäden

Doch es kommt noch schlimmer: Offenbar leiden die meisten Orcas in Gefangenschaft ständig unter teils unerträglichen Zahnschmerzen, wie John Jett von der Stetson University in Florida und seine Kollegen herausgefunden haben. Sie hatten die Zähne und Kiefer von 29 Orcas untersucht, die in den USA und Spanien in Gefangenschaft gehalten werden.

Das erschreckende Ergebnis: „Jeder der Wale hatte irgendeine Form von Zahnschäden“, berichtet Jett. Bei 65 Prozent der Orcas waren die Zähne im Unterkiefer teilweise zersplittert, teilweise abgekaut. „Vermutlich, weil die Meeressauger in ihren Tanks auf Beton und Stahl herumbeißen“, sagt Jett. Bei den meisten Tieren seien die Schäden so ausgeprägt, dass man sie allein an ihrem Gebiss identifizieren könne.

Aufgebohrt und offengelassen

Fast zwei Drittel der Orcas litten zudem unter einer besonders perfiden Form der Zahnbehandlung: „Ist der Zahnschmelz so abgenutzt oder geschädigt, dass die weiche Pulpa zutage tritt, öffnet dies eine Eintrittspforte für Infektionen und Krankheiten, deshalb wird der Zahn dann ganz aufgebohrt“, erklärt Carolina Loch von der Universitys of Otago, die auf Zahnmedizin bei Meeressäugern spezialisiert ist.

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Den Orcas wird der betroffene Zahn aufgebohrt und Teile des lebenden Inneren und des Nervs werden entfernt. Doch im Gegensatz zu Zahnbehandlungen bei uns Menschen wird das Loch anschließend nicht wieder verfüllt, sondern bleibt offen. Damit der offene Zahn sich nicht entzündet, müssen Pfleger diesen täglich mit Chemikalien spülen, um Nahrungsreste und Bakterien zu entfernen. Weil sich in den geschädigten Zähnen oft Infektionen entwickeln, müssen die Orcas entsprechend häufig mit Antibiotika behandelt werden.

Schmerzgeplagt und krank

Hinzu kommt, dass die Bohrungen den Zahn instabil machen, so dass er besonders leicht bricht und splittert. „60 Prozent der zweiten und dritten Zähne im Unterkiefer der Orcas waren gebrochen“, berichtet Loch. „Angesichts der Tatsache, dass Orcazähne sehr große Wurzeln besitzen und die Tiere ein Nervensystem ähnlich dem unsrigen haben, muss dies sehr schmerzhaft sein.“

„Zahnschäden und diese Bohrungen sind die tragischsten Konsequenzen der Haltung von Orcas in Gefangenschaft“, sagt Jeff Ventre. „Sie verursacht nicht nur Schmerzen und Krankheit, sondern führt auch oft zu einer Antibiotika-Dauertherapie, die das Immunsystem der Wale kompromittiert.“ Die intelligenten Meeressäuger leiden damit nicht nur unter ständigen Zahnschmerzen, auch ihre gesamte Gesundheit leidet. „Zähne sind unglaublich wichtig für die Gesundheit eines Tieres“, sagt Jett. „Die Ergebnisse unserer Studie sollten daher ernste Besorgnis über die Gesundheit und das Wohlergehen der in Gefangenschaft lebenden Orcas auslösen.“

Quelle: University of Otago

© natur.de – Nadja Podbregar
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