Papageien sind typische Vögel der Tropen und Subtropen. Doch dank ihrer Anpassungsfähigkeit und Intelligenz haben sie auf fast allen Kontinenten ganz verschiedene Lebensräume erobert. Neben dem tropischen Regenwald kommen Papageien auch in Bergwäldern, an Meeresküsten und sogar im australischen Outback vor. Doch all ihre Cleverness nutzt den Vögeln nichts gegen ihre größte Bedrohung: den Menschen.
„Wirklich schlimm“
„Die Papageien (Psittaciformes) gehören zu den am stärksten gefährdeten Vogelgruppen: 31 Prozent der Neuwelt-Arten sind bedroht“, berichten Juan Masello von der Universität Gießen und sein Team. Diese Schätzung allerdings stammt bereits aus den 1990er Jahren – seither hat niemand mehr systematisch den Status von 192 Papageienarten in Mittel- und Südamerika untersucht. Masello und sein Team haben dies nun nachgeholt – mit alarmierenden Ergebnissen.
„Was wir entdeckt haben, ist wirklich schlimm“, sagt Masello. Denn viele der untersuchten Populationen sind gleich durch mehrere Faktoren bedroht: Sie müssen mit durchschnittlich zehn unterschiedlichen Problemen kämpfen – die meisten davon menschengemacht. Dies lässt auf ein deutlich höheres Risiko schließen als ursprünglich angenommen, wie die Biologen erklären.
Der größte Feind der schlauen Vögel ist dabei die Landwirtschaft, die 72 Prozent der Populationen bedroht. Rodungen und andere menschliche Eingriffe und Störungen bedrohen mehr als 55 Prozent der untersuchten Populationen.
Vogelfang geht trotz Verboten weiter
An zweiter Stelle der Gefahren aber steht der Fang von Papageien für den Tierhandel, denn er dezimiert die wegen ihres bunten Gefieders begehrten Vögel besonders stark. 68 Prozent der Papageienpopulationen sind durch den Vogelfang gefährdet, wie die Studie ergab. Zwar haben Maßnahmen wie der U.S. Wild Bird Conservation Act oder das EU-Importverbot für Wildvögel den Handel mit Papageien stark eingeschränkt, doch Südamerika, Südostasien und der Mittlere Osten spielen nach wie vor eine große Rolle beim legalen und illegalen Handel mit wilden Papageien.
So gibt es den Forschern zufolge in Bolivien, Brasilien, Mexiko und Peru einen blühenden Papageienhandel, auch wird von fortgesetzter Wilderei in mehreren anderen Ländern berichtet. Intensive Wilderei führte bereits zur lokalen Ausrottung vieler Papageien und ist vermutlich der Hauptgrund dafür, dass es keine wildlebenden Spix-Aras mehr gibt, wie die Biologen berichten.
„Die derzeitigen Artenschutzmaßnahmen beruhen leider auf völlig veralteten Daten und sind daher keineswegs ausreichend“, sagt Masello. Bisher stehen weniger als 20 Prozent der Papageien-Populationen unter Schutz. Nach Ansicht von ihm und seinen Kollegen müssen daher dringend wirksamere Maßnahmen zum Artenschutz ergriffen werden. Diese sollten vor allem darauf abzielen, die Wilderei und den Fang wilder Papageien für den Handel zu unterbinden. Auch Papageienpopulationen in direkter Nachbarschaft zu landwirtschaftlich genutzten Flächen müssten stärker geschützt werden.
Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen, Fachartikel: Biological Conservation, doi: 10.1016/j.biocon.2017.08.016