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Peruanischer Kleinbauer verklagt RWE

Erste Klage gegen einen Verursacher des Klimawandels

Peruanischer Kleinbauer verklagt RWE
Luciano Lliuya
Kläger Saúl Luciano Lliuya am Palcacocha-Gletschersee (Foto: Germanwatch)
David gegen Goliath: Ein Bauer aus Peru hat jetzt Klage gegen den Stromkonzern RWE eingereicht – wegen dessen Treibhausgas-Emissionen. Denn der Konzern sei maßgeblich mitverantwortlich für das Abschmelzen der Andengletscher und die Bedrohung seines Hauses durch einen Gletschersee. Ob der Kläger vor dem Essener Landgericht damit durchkommt, bleibt abzuwarten.

Es ist ein absoluter Präzedenzfall. Zum ersten Mal klagt ein von den Folgen des Klimawandels Betroffener gegen ein Unternehmen in Europa. Der Peruaner Saúl Luciano Lliuya hat gestern Vormittag mit seiner Rechtsanwältin beim Essener Landgericht Klage gegen den Energiekonzern RWE eingereicht. Der Grund: Die Heimatstadt des Peruaners, Huaraz, ist akut von einer katastrophalen Sturzflut bedroht. Ein durch den Klimawandel schnell wachsender Gletschersee wird zum Risiko für die 120.000-Einwohner-Stadt in den Anden.

Die Katastrophenschutzbehörde in der Region warnt, dass es in jedem Moment zu einer Sturzflut kommen könnte. Der Palcacocha-Gletschersee sei der gefährlichste der Region. „Für uns im Tal ist die Bedrohung immens“, sagt Luciano Lliuya, der als Kleinbauer und Bergführer arbeitet. „Wir können nicht einfach warten, was passiert. Für mich ist klar, dass diejenigen Verantwortung übernehmen müssen, die den Klimawandel verursachen: Die Unternehmen weltweit, die mit ihren Treibhausgasen das Klima verändern.“

20.000 Euro für Schutzmaßnahmen

Auch wenn RWE nur ein Verursacher von vielen ist: Luciano Lliuya fordert, dass RWE den gerechten Anteil der Kosten für die für Huaraz erforderlichen Schutzmaßnahmen übernehmen soll. Um die Gefahr dauerhaft abzuwenden, müssten regelmäßig große Mengen Wasser aus dem See durch ein neues Entwässerungssystem abgepumpt und Dämme des Sees verstärkt beziehungsweise neue errichtet werden. Die Kosten für diese Maßnahmen werden auf umgerechnet rund vier Millionen Euro geschätzt – und einen Anteil davon soll RWE nun zahlen.

In der jetzt eingereichten Klage vor dem Essener Landgericht geht es um knapp 20.000 Euro. Diese Summe entspricht dem Anteil des Energiekonzerns an der Entstehung des globalen Klimawandels, wie die Kläger erklären. Nach Angaben der Umweltorganisation Germanwatch bezeichnet sich RWE selbst als den größten CO2-Einzelemittenten in Europa. Das Unternehmen ist, so zeigt eine Untersuchung von 2014, für rund ein halbes Prozent aller weltweit seit Beginn der Industrialisierung freigesetzten Treibhausgasemissionen verantwortlich.

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Gletschersee Palcacocha

Gletschersee Palcacocha mit provisorischem Abpumpsystem im Vordergrund (Foto: Germanwatch)

Signal auch an die Politik

„Dies ist ein Präzedenzfall“, erklärt Luciano Lliuyas Anwältin Roda Verheyen. „Wir beantragen, dass das Gericht die Verantwortlichkeit von RWE für Maßnahmen zur Beseitigung dieser Beeinträchtigung feststellt.“ RWE hatte Ende April ein dahingehendes sogenanntes Anspruchsschreiben abgelehnt. Die Klage ist daher der nächste Schritt. Ob Luciano Lliuya damit durchkommt, ist fraglich. Doch wenige Tage vor dem Klimagipfel von Paris ist seine Klage auch und vor allem ein Signal an Politik und Energiebranche, meint dazu Klaus Milke, Vorsitzender von Germanwatch.

„Die Emissionen müssen sinken, damit nicht immer mehr Menschen vom Klimawandel bedroht werden“, sagt Milke. „Und die Verursacher von Risiken müssen auch die Kosten für den Schutz der davon betroffenen Menschen übernehmen. Es muss letztlich eine politische Lösung geben, um die Verursacher in die Pflicht zu nehmen.“

Quelle: Germanwatch

© natur.de – Nadja Podbregar
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