Viele Insekten orientieren sich nach dem Geruch, wenn sie auf Nahrungssuche sind. Die Chemorezeptoren auf ihren Antennen können dabei oft noch winzigste Duftspuren in der Luft erkennen. Umgekehrt aber gibt es auch Duftnoten, die auf sie abschreckend wirken – beispielweise weil sie die Anwesenheit von Parasiten oder gefährlichen Fressfeinden anzeigen. Es läge daher nahe, solche Abschreckdüfte – beim Menschen schon gegen Mücken und Zecken gängig – auch zum Schutz von Nutzpflanzen einzusetzen.
Natürliches Enzym – synthetisches „Futter“
Das Problem aber war bisher, dass die in der Natur vorkommenden Repellents sehr flüchtig und instabil sind. Sie sind daher schon nach kurzer Zeit zerfallen oder verweht. Um ein ganzes Feld zu schützen, müsste man daher ständig neu spritzen – ein enormer Aufwand. Doch dieses Hindernis könnte nun beseitigt sein.
Denn Sabrina Touchet von der Cardiff University und ihre Kollegen haben nun Abschreck-Düfte entwickelt, die ähnlich funktionieren wie die natürlichen Vorbilder, aber sehr viel stabiler und leichter herzustellen sind. Für die neuen Repellents nutzten sie das Enzym, das auch in der Natur den wirksamen Insekten-Abwehrduft hervorbringt, „fütterten“ es aber mit chemisch etwas anderen Vorläufersubstanzen als es in der Natur der Fall ist. Als Ergebnis erhielten sie so Duftstoffe, die zwar ähnlich abschreckend für Insekten riechen, chemisch aber stabiler sind.
Abschreckend für Blattlaus & Co
In Tests mit Blattläusen erwiesen sich diese Abschreckdüfte bereits als sehr wirksam: Die kleinen Pflanzensaftsauger mieden Pflanzen, die mit dem Duftstoff behandelt worden waren. „Diese Ergebnisse eröffnen uns eine Chance, natürliche Verbindungen so zu verbessern, dass sie im Feld zur Manipulation von Insekten eingesetzt werden können“, sagt Touchet. Solche Duftstoffe könnten nach Ansicht der Forscher dazu beitragen, Schädlinge auf schonendere Weise von Nutzpflanzen fernzuhalten, ohne sie vergiften zu müssen.
Es gab aber auch Überraschungen: Bei einer Duftvariante, die sich nur an einer einzigen Stelle von den anderen unterschied, kehrte sich der Effekt komplett um: Statt die Insekten abzuschrecken, entpuppte sich der Duftstoff als regelrechtes Lockmittel. Aber auch das könnte für die biologische Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden, wie die Forscher erklären: Bestückt man beispielsweise Klebfallen mit einem solchen Lockstoff, dann kann man ihn nutzen, um gezielt beispielsweise Blattläuse zu dezimieren, ohne dass Bienen und andere nützliche Insekten beeinträchtigt werden.
„Die Duftwahrnehmung der Insekten ist ein essenzieller und gleichzeitig hochselektiver biologischer Prozess“, erklärt Michael Birkett vom Agrarforschungsinstitut Rothamsted Research. „Wenn wir dieses Phänomen für die Verhaltenskontrolle von Schädlingen ausnutzten, können wir den Einsatz von Pestiziden vermeiden oder zumindest reduzieren.“ Bevor dies erfolgen kann, sind aber noch weitere Tests nötig, beispielsweise um herauszufinden, auf welche Insekten der jeweilige Abschreckduft wirkt und welche Dosierungen dafür nötig sind.
Chemical Communications, doi: 10.1039/c5cc01814e